Beifall Stufe drei für Kulturchaoten
Merseburg/MZ. - Dabei ging es nicht um lustiges Prominentenraten sondern vielmehr um Psychologie und Sex. Zumindest bei Vera Deckers, die auch schon öfter im TV zu sehen war, und Lustiges aus ihrem Mittdreißiger Leben erzählte. Ihr größter Wunsch: Ein Navigationssystem für den Alltag, das vor Luschen im Bett warnt und zu erogenen Zonen führt. Nach denen sucht auch Katinka Buddenkotte, die den Merseburgern aus ihrem neuen Buch vorlas und eine Liste mit den "Unsätzen des Lebens" zum Besten gab. Ganz oben: "Ich bin halt noch nicht bereit für son Zweierding". "Ich stehe auch nicht auf das Wort Beziehung aber Zweierding ist schon toll. Vor allem, wenn jemand drei Monate lang jede Nacht sehr bereit war für son Zweierding, frage ich mich doch, wessen Hirn da jetzt vernebelter war", klagt Katinka auf der Bühne und das Publikum lachte laut und herzlich. "Jedenfalls beflügelte mich das noch zu meinem Satz des Jahres, der da hieß: Weißt du was? Ich wünsche dir 'son Ausschlagring um dein Eierding." Auch das fanden die Merseburger gut und belohnten die 31-Jährige mit Beifall Stufe drei.
Im MZ-Interview nach der Show lobte die Künstlerin wiederum die Merseburger: "Ich habe mich hier sehr wohlgefühlt, das Publikum ist mitgegangen und das ist unglaublich wichtig", sagt Buttenkotte, die derzeit überall in Deutschland aus ihrem Buch liest. Gibt es Scherze, die man im Osten dem Publikum besser nicht macht? "Ich bin in den neuen Ländern noch nicht allzuhäufig aufgetreten. Aber die Leute haben bezahlt um sich zu amüsieren und nicht, um etwa beschimpft zu werden."
Keirut Wenzel nimmt das nicht ganz so genau - zum Lachen waren seine Einlassungen am Samstagabend allemal. Nach dem Applaus zu urteilen war er der Publikumsliebling im Schlossgartensalon. Fast jede Zielgruppe nahm der sympathische Kölner aufs Korn: Rentner, Frauen, Haustiere. Dabei sorgte er immer wieder mit überraschenden Wendungen für Lacher, ohne die allgegenwärtigen Gag-Metaphern aus der Comedy-Trickkiste allzu sehr zu strapazieren. Zumal Keirut Wenzel auf der Bühne nicht nur für Witze zuständig war, sondern auch für die Moderation. "Bis kurz vor der Veranstaltung wusste ich das nicht. Aber alles hat geklappt", lacht der Komiker, der schon bei Harald Schmidt aufgetreten ist, und bei der preisgekrönten Sat.1-Serie "Was guckst du?!" regelmäßiger Sketchpartner von Kayar Yanar war.
Das Resümee des Abends, der offiziell "2. Merseburger Lachnacht" hieß? Richtig, richtig lustig - so zumindest das Fazit vieler Besucher. Um genau zu sein: 230 Gäste waren in den Schlossgarten gekommen und diese Zahl stimmt Organisator Christian Grunwald fast glücklich. "Wir sind sehr zufrieden mit der Resonanz auf die Lachnacht. Deswegen steht schon fest, dass es im kommenden Jahr eine Neuausgabe geben wird."
Fast fünf Monate lang hatte der Verein um die "Kulturchaoten" den Humorkracher vorbereitet. "Ich denke es hat sich wirklich gelohnt und die Lachnacht hat sich als kultureller Höhepunkt in Merseburg etabliert." Auch wenn Grunwald da sicher ein wenig untertreibt, denn solch hochkarätige Comedy wie am Samstag hat es bisher nur ganz wenig in der Domstadt gegeben - die "Kulturchaoten" leisten hier fast etwas wie Pionierarbeit.
Und so scheint der lange Beifall für die Komiker auf der Bühne mindestens auch für die Organisatoren dahinter zu gelten: Bitte, bitte unbedingt weitermachen!
Viele Fotos von der 2. Lachnacht in Merseburg finden Sie im Internet.