Bad Lauchstädt Bad Lauchstädt: Schutzdach krönt maroden Kursaal
Bad Lauchstädt/MZ. - Frank Litzba ist sauer. Denn Verzögerungen im Plan mag der Bauleiter in den Kuranlagen Bad Lauchstädt gar nicht. Schon vergangenen Freitag sollte über dem eingerüsteten Kursaal das Schutzdach stehen. Doch dessen Errichtung durch die Leipziger Gerüstbaufirma Paul Becker zog sich unerwartet in die Länge. Erst am Mittwoch soll die Konstruktion in luftiger Höhe abgenommen werden.
Bauleiter ist verärgert
"Warum sich das so in die Länge zieht, ist schwer nachvollziehbar", sagt Litzba. Angeblich habe es Materialprobleme und Schwierigkeiten mit dem Kran gegeben. "Aber wenn der Niederlassungsleiter eine Zusicherung macht, erwartet man, dass sie eingehalten wird", so Litzba. Dabei hat die Firma durchaus Erfahrungen mit solchen Dachüberbauten; das Wetterschutzdach über dem Schloss Bernburg beispielsweise wurde von dem Unternehmen errichtet.
"Ja, wir wollten Freitag fertig werden", bestätigt Niederlassungsleiter Kay Schmieder. Doch hätten Vorleistungen am Gerüst am Kursaal gefehlt, um die Teile des Schutzdaches den statischen Erfordernissen entsprechend aufzusetzen. Allerdings: Dieses Gerüst war ebenfalls von Schmieders Firma errichtet worden. Inzwischen aber ist das Dach über dem Dach schon von weitem sichtbar. Bis Dienstagabend sollten die letzten offenen Stellen geschlossen sein.
Sieben riesige Dachbinder, die zwischen zwei und 3,5 Tonnen wiegen, wurden dazu per Kran in die Höhe gewuchtet, auf dem Gerüst aufgelegt und verschraubt. Jeder der 18 bis 20 Meter langen Binder wurde zuvor am Boden aus rund 30 Stahlgerüstteilen vormontiert und trägt zehn Wellblechkassetten als eigentliches Dach. Die Montage am Erdboden war schwere Handarbeit. Bis alle Stahlteile dort saßen, wo sie sollten, waren viel Muskelkraft und auch mal ein paar kräftige Hammerschläge nötig.
Das fertige Schutzdach krönt den Kursaal in 18 Metern Höhe. Doch dort kann es nicht mehr an der Fassade verankert werden, denn das Gebäude ist viel niedriger. "Damit dennoch alles stabil ist, haben wir das Gerüst um den Kursaal im unteren Teil an den parallel zur Straße liegenden Seiten mit einem Stützgerüst verstärkt", erklärt Schmieder. Dieser Teil wird auch künftig zu sehen sein. Der obere Teil des Gebäudes samt Gerüst dagegen soll unter weißen Planen verschwinden. Ein bisschen wird dann der Kursaal an die Werke des Verpackungskünstlers Christo erinnern. Zudem soll laut Litzba der Bauzaun bis an das Gebäude versetzt werden, damit am Wochenende zum Brunnenfest mehr Platz ist.
Ziegel und Lattung werden erneuert
Nächsten Dienstag starten dann die eigentlichen Bauarbeiten. "Der Dachdecker holt alles runter: Ziegel, Lattung, Bleche", erklärt Litzba. Alles müsse entsorgt werden, weil es zu alt und deshalb kaputt sei. Ein Teil der Balken stamme wohl noch aus der Bauzeit. "Wenn wir schon loslegen, sollten wir so viel wie möglich erneuern", so der Bauleiter. Auch die Mauerkrone, die zum Teil von Schwamm befallen sei, müsse erneuert werden. Die dort verbauten Natursteinblöcke dagegen wolle man möglichst wiederverwenden. "Sie werden durch eine injizierte chemische Lösung verfestigt."
Bis zum Sommer 2013 soll die Dach-Erneuerung abgeschlossen sein. Gesperrt aber bleibt der Kursaal dennoch. Denn die Dachsanierung ist nur eine Sicherungsmaßnahme. Nötig wäre eine rund vier Millionen teure Komplettsanierung, deren Finanzierung noch nicht steht. "Für diese Baumaßnahme gibt es bisher nur ein Planungsgerüst, an dem René Schmidt, der Chef der Kuranlagen, maßgeblich beteiligt war", so Litzba. Doch Schmidt gibt seinen Posten zum Jahresende auf. "Dabei bräuchten wir ihn für die Feinplanung, zumal keiner so wie er im Stoff steht und zudem die Arbeitsabläufe hier kennt", bedauert Litzba Schmidts überraschende Kündigung.