Bad Dürrenberg Bad Dürrenberg: Trauerhalle erstrahlt im neuen Glanz
Bad DürrEnberg/MZ. - Vorsichtig legt Charlotte Timpel mit der Pinzette die getrocknete Blüte auf das weiße Papier. Kurz hält sie inne, prüft noch einmal den richtigen "Sitz", bevor sie zu den kleinen getrockneten Farnen greift und diese um die Blüte herum gruppiert. So entstehen Schritt für Schritt kleine Meisterwerke. Es dauert etwa 20 Minuten, bis solch eine kunsthandwerkliche Gruß-, Weihnachts- oder Osterkarte fertig ist. Jedoch nur, wenn man ausreichend Übung und Geschick hat.
Über beides verfügt die Bad Dürrenbergerin in hohem Maße. Die Kunst des Kartengestaltens erlernte sie von Martha Thamm, die Lehrerin an der Pestalozzischule in Bad Dürrenberg war, mittlerweile aber schon gestorben ist. Wie viele Karten die 73-Jährige mit Unterstützung ihres Mannes Peter in all den Jahren schon angefertigt hat, vermag sie nicht genau zu sagen. Aber es müssen einige Tausend sein. Und alle für einen guten Zweck - zunächst für die evangelische Kirchengemeinde Bad Dürrenberg / Keuschberg im Allgemeinen, in den vergangenen zehn Jahren für die Sanierung der Trauerhalle auf dem Alten Friedhof in Bad Dürrenberg im Speziellen.
Auslöser für das Engagement für die Trauerhalle war eine Beerdigung. "Ich war richtig schockiert darüber, wie hässlich die Trauerhalle aussah", erinnert sich Frau Timpel. Zusammengewürfelte Stühle mit Dederonkissen, alte Teppiche - das war alles andere als ein würdiges Ambiente für die Verabschiedung von einem Toten. "Ich musste dringend etwas dagegen tun", sagt die Rentnerin. So bastelte sie Karte für Karte. Beim Verkauf unterstützten sie die Arztpraxis Dollinger, die Engel- und die Saline-Apotheke und das Geschäft Sobbe am Apothekerberg. "Sie haben mir all die Jahre unentgeltlich geholfen, mich mit Herz und Freude unterstützt", unterstreicht Frau Timpel. Für das erste Geld wurden zunächst 26 neue Stühle und zwei neue Teppiche gekauft. Später kamen neue Kerzen- und Wandleuchter hinzu.
Rund 8 000 Euro hat Frau Timpel in den vergangenen zehn Jahren "erbastelt." Dieses Geld sowie weitere Mittel und Spenden machten es dann möglich, die Trauerhalle komplett zu sanieren. Nachdem im Sommer deren Vorplatz gepflastert und ein Vordach errichtet wurde, fanden die Baumaßnahmen nun mit dem Einbau einer neuen Tür ihren Abschluss, wie die MZ von Pfarrer Rüdiger Worbes erfuhr.
Das wird am kommenden Sonntag gefeiert. Frau Timpel, so der Pfarrer, sei ein gutes Beispiel dafür, wie eine Bürgerin mit Beharrlichkeit und Freude ehrenamtlich ein Vorhaben voranbringen kann. Dafür soll ihr am Sonntag auch gedankt werden.