AZV Merseburg AZV Merseburg: Bagger fressen sich durch Kläranlage
Merseburg/MZ. - Wenn man der Natur noch drei, vier Jahre gegeben hätte, wäre die alte Kläranlage unterhalb des Stadtparks wohl komplett zugewachsen. In einigen der Becken wucherte das Schilf bereits übermannshoch, brackiges Wasser lockte Mückenschwärme an, die Flora spross und breitete sich aus.
Seit kurzem allerdings ist es vorbei mit der beschaulichen Ruhe. Bagger fressen sich durch schweres Gestein, Männer in weißen Schutzanzügen kämpfen mit dem zähen Schlamm. Die ehemalige Regenwasserkläranlage von Merseburg wird abgerissen und durch einen Neubau ersetzt.
Regie führt dabei der Abwasserzweckverband Merseburg (AZV). Ein gewaltiges Vorhaben, für das 2,1 Millionen Euro zur Verfügung stehen, wie Geschäftsführerin Uta Sonnenkalb der MZ sagte. Hier entsteht eine moderne Anlage mit vier Regenüberlaufbecken, die insgesamt rund 2800 Kubikmeter Mischwasser aus den Kanälen der Stadt speichern können. Im Oktober diesen Jahres soll das Ganze in Betrieb gehen.
Bei starkem Regen nehmen die Becken vorübergehend die Abwässer auf. Ab einem bestimmten Pegelstand strömt nicht sofort die gesamte Menge des Mischwassers (das sich aus Schmutz- und Regenwasser zusammensetzt) durch den Kanal in die Kläranlage nach Schkopau. Ein Teil wird hier gespeichert, in Bewegung gehalten und erst später wieder eingeleitet. Rein statistisch sei jeder vierte Regen so stark, dass der Überlaufkanal erreicht wird, erklärt Frau Sonnenkalb.
Die alte Kläranlage, die zwischen 1955 und 1960 gebaut wurde, sei bis Ende der 60er Jahre durchgehend genutzt worden, dann nur noch bei extrem großen Niederschlägen. Immerhin hatten die acht Becken ein Fassungsvermögen von insgesamt rund 5000 Kubikmetern. Der letzte Überlauf sei 1993/ 94 registriert worden.
Ursprünglich sollten die Arbeiten bereits im Oktober 2001 beginnen. Allerdings mit der Variante, dass die Fahrzeuge die Zufahrtstraße vom Stadtpark her benutzen. "Mit Rücksicht auf die Anwohner" habe sich der AZV dann aber für die Strecke jenseits der Klia (von der Papierfabrik Richtung Hundeplatz) entschieden. Die Zufahrt wurde als Baustraße hergerichtet, dazu eine stabile Brücke. An der Stelle fließt die Klia nun durch ein Rohr.
Hauptauftragnehmer ist die hallesche Firma Pfeifer, Abbruch und Beräumung laufen parallel. Während im hinteren Teil Beschäftigte der Firma Wax tonnenweise Klärschlamm aus den Becken holen, lädt vorn der Bagger bereits zertrümmerte Gesteinsbrocken auf den Hänger. Die hinteren vier Becken bleiben nach gründlicher Säuberung übrigens in der Erde, werden verfüllt und später bepflanzt. "In zwei Jahren wird keiner mehr sehen, dass hier eine alte Kläranlage war", glaubt Uta Sonnenkalb.