Asylbewerberheim in Krumpa Asylbewerberheim in Krumpa: Rektor kritisiert Hausverbot gegen Studenten

MERSEBURG - Der im Vorfeld des Besuches von Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) im Asylbewerberheim Krumpa erschienene Artikel „Proteste angedroht“ hat vor allem an der Hochschule für viel Aufregung gesorgt. Darin hatte der Vereinschef des für das Heim zuständigen Betreuungs- und Integrationshilfevereins (BIH), Marcus Skowronek, behauptet, zwei Personen - einer davon Student, bzw. jemand, der sich als Student ausgegeben haben könnte, hätten für den Tag des Haseloff-Besuches angekündigt, da werde „die Post abgehen“. Skowronek hatte behauptet, die Personen nicht zu kennen. Er erteilte beiden Hausverbot, aber nicht nur ihnen, sondern pauschal allen Studenten der Hochschule Merseburg, wie ein Aushang belegte, der dann aber kurzfristig wieder geändert wurde.
In der Gemeinschaftsunterkunft in Krumpa (Braunsbedra) sind derzeit 254 Bewohner untergebracht. Weitere 731 Asylsuchende wohnen in kommunalen und privaten Wohnungen. Im Jahr 2014 wurden dem Saalekreis 599 Asylantragsteller zugewiesen.
Der Landkreis rechnet damit, dass man in diesem Jahr rund 1.000 neue Flüchtlinge aufnehmen muss. Zum Vergleich: 2013 waren es 300, im vergangenen Jahr schon 900 Kinder, Frauen und Männer. Da der Zustrom von Flüchtlingen den Landkreis bei der Unterbringung der Asylsuchenden vor Probleme stellt, schlägt die Verwaltung vor, ein zweites Flüchtlingsheim mit 250 Plätzen einzurichten.
Die MZ hatte mit den beiden Männern gesprochen. Sie stritten die Vorwürfe vehement ab. Außerdem erklärte einer von ihnen, er habe als Student bereits innerhalb eines Seminars mit den Asylbewerbern in Krumpa gearbeitet, kenne die Hausregeln in Krumpa und halte sich daran. „Wir sehen uns als Freunde der Geflüchteten und wollen sie unterstützen.“
Was das pauschale Hausverbot und weitere Anschuldigungen gegen Studenten anbelangt, kritisiert Hochschulrektor Jörg Kirbs, dass das alles so klinge, als wären die Studenten kriminell. „Dem muss ich energisch widersprechen.“ Zudem gebe es im Rahmen der Hochschulausbildung im Studiengang Soziale Arbeit bereits seit Jahren Seminare, in denen es um das Thema Flüchtlinge geht. Hier werde auch mit dem BIH zusammengearbeitet.
„Im Seminar beschäftigen sich unsere Studenten mit dem Thema Flüchtlingspolitik im Saalekreis, einige bieten aber ehrenamtlich auch Sprachkurse für Geflüchtete an“, erklärte der zuständige Professor Heinz-Jürgen Voss vom Institut für angewandte Sexualwissenschaft. Man wisse, dass Geflüchteten Befragungssituationen unangenehm seien und sie dadurch zum Teil erneut traumatisiert werden. Direkter Kontakt sei daher in vielen Fällen unangemessen. „Es geht uns eher um die theoretische Frage, wie eine Befragung aussehen könnte“, sagte Voss. Allerdings sei ein begleiteter Kontakt mit Flüchtlingen möglich, im Rahmen des guten Anstandes. „Wir weisen unsere Studenten auf das Hausrecht in Krumpa hin. Sie wissen, worauf es ankommt. Wir sind als Hochschule aber auch nicht verantwortlich für Aktionen einzelner“, so Voss. Insgesamt wolle man die Zusammenarbeit mit allen beteiligten Institutionen und den Geflüchteten ausbauen. Diese Absicht äußerte auch Marcus Skowronek gegenüber der MZ. Voss: „Die Hochschule bietet an, einen runden Tisch mit allen Akteuren ins Leben zu rufen und zu begleiten.“
Im Rahmen der neuen Veranstaltungsreihe „Rassismus in Merseburg und im Saalekreis: Analysen - Entwicklungen. Gegenstrategien“ wird Heinz-Jürgen Voss am Dienstag im Mehrgenerationenhaus ein Einführungsseminar „Rassismus und deutscher Kolonialismus“ halten. (mz)
17. März, 18.30 Uhr, Mehrgenerationenhaus, Einführungsseminar „Rassismus und deutscher Kolonialismus“