Ärger im Saalekreis Ärger im Saalekreis: Der Schrankenstreit von Raßnitz

Schkopau/MZ - Im Schkopauer Ortsteil Raßnitz brodelt es gewaltig. Stein des Anstoßes ist eine neu installierte Schranke vor der Elsterbrücke, die eine touristische Nutzung des Raßnitzer Sees durch Ortsfremde fortan ganzjährig verhindern soll. In einer Nacht- und Nebelaktion wurde die Barriere zu Monatsbeginn von einigen Raßnitzern an ihrem alten Standort hinter der Brücke demontiert und vorversetzt - weil Müll, Lärm und wildes Parken immer wieder für Ärger bei den Anwohnern gesorgt hatten.
Parkplätze im Ort genügend vorhanden
„Durch die schwierigen Besitzverhältnisse rund um den See haben wir jetzt Rechtssicherheit, wenn es darum geht, Knöllchen zu verteilen oder Falschparker abzuschleppen“, erklärt Ortsbürgermeister Andreas Marx den Beschluss des Ortschaftsrats. Für die Besucher des Sees solle sich nichts ändern, Angler müssten vielleicht 300 Meter weiter laufen, aber Parkplätze seien im Ort genügend vorhanden. Im Gewerbegebiet, nicht vor der Brücke. Denn dort verläuft eine Spielstraße, in der Parken nur sehr eingeschränkt möglich ist.
Für Waldemar Spiwek klingt das wie Hohn. Er ist Angler, muss seine kiloschwere Ausrüstung nun bis zum See schleppen. „Dass im Hochsommer etwas getan werden muss, um den Ansturm zu bremsen, ist klar, aber doch keine ganzjährige Sperrung“, klagt er. Marx betont auf MZ-Anfrage, dass die Schranke nur von Mai bis Oktober verschlossen bleiben soll. Seltsam, spricht doch das Protokoll der Ortschaftsratssitzung - übrigens geführt und unterschrieben von Ortsbürgermeister Marx - von einer ganzjährigen Sperrung. Weiter heißt es darin: „Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es ausschließlich zustimmende Äußerungen.“
Unterschriftensammlung gegen die neue Schranke
Dass das so nicht mehr gilt, zeigt eine Unterschriftensammlung des Raßnitzers und Gemeinderatsvorsitzenden Wilfried Eckl. Zahlreiche Bürger, vorwiegend aus anderen Schkopauer Ortsteilen, haben gegen die neue Schranke unterschrieben. „Die freie Benutzung der Brücke muss möglich sein, schließlich wurde sie damals aus Steuergeldern umfassend saniert“, meint er. Das sah am Samstagmorgen auch Marcel Poweleit so. Der Tourist aus Bad Doberan verbringt seit zehn Jahren seinen Urlaub in der Aue. „Ich war sehr verwundert, als ich heute früh vor dieser Schranke stand. Die muss weg.“
Fraglich ist obendrein, ob der Ortschaftsrat mit seinem Beschluss, die Schranke zu versetzen, gegen die Gemeindeordnung beziehungsweise Hauptsatzung verstoßen hat. Denn darin überträgt Schkopau dem Raßnitzer Ortschaftsrat zwar Ausgestaltung, Unterhaltung und Benutzung von Gemeindestraßen, jedoch nur „soweit deren Bedeutung nicht über den Bereich der Ortschaft hinausgeht“ - was mit Blick auf die beiden Seen als Naherholungsgebiete in der Region der Fall sein dürfte.