1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Merseburg
  6. >
  7. André Herzog bei der Landratswahl: André Herzog bei der Landratswahl: Jung und selbstbewusst

André Herzog bei der Landratswahl André Herzog bei der Landratswahl: Jung und selbstbewusst

Von Michael Bertram 17.05.2014, 10:18
André Herzog will neuer Landrat werden.
André Herzog will neuer Landrat werden. Junghans Lizenz

Teutschenthal/MZ - Ginge es nach André Herzog, ist die Landratswahl längst entschieden: Mit „Ihr neuer Landrat“ wirbt der Kandidat simpel, aber umso selbstbewusster auf seinen Wahlkampfplakaten um Stimmen. „Ich bin von Anfang an angetreten, um nicht nur eine Nummer auf irgendeiner Liste zu sein“, sagt der 39-Jährige und zeigt sich entschlossen: „Mein Ziel ist es, in die Stichwahl zu kommen.“

Grund zum Leisetreten hat Herzog nicht. Als Quereinsteiger ist der Friseurmeister zur Jahrtausendwende zur Kommunalpolitik gekommen. Zunächst saß er für die Unabhängige Bürgervereinigung im Gemeinderat Teutschenthal, nur fünf Jahre später kandidierte er für den damals noch ehrenamtlichen Posten des Bürgermeisters - und setzte sich durch. „Ich wollte zeigen, dass das Amt auch von einem jungen Menschen bekleidet werden kann“, erzählt Herzog.

Was ärgert Sie an sich selbst?

Meine Vergesslichkeit, ohne Terminkalender funktioniert es gar nicht.

Welche Ihrer Vorzüge werden kaum wahrgenommen?

Mein Witz - der ist manchmal so versteckt, dass ihn niemand findet.

Was bringt Sie zur Verzweiflung?

Wenn man diskutiert, aber nicht gehört wird.

Welche Person der Geschichte ist Ihnen sympathisch?

Die beiden früheren Landräte Knut Bichoel und Tilo Heuer

Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?

Mit Büchern habe ich weniger Kontakt. Ich beschäftige mich lieber mit Zeitschriften.

Was ist Ihr Lieblingsgericht?

Rouladen

Welchen privaten Traum möchten Sie sich noch erfüllen?

Eine Wohnmobiltour durch Südeuropa, die Côte d'Azure entlang.

Was ist für Sie Glück?

Meine Familie, die mir sehr viel bedeutet und ein Antrieb ist.

Worüber haben Sie zuletzt gestaunt?

Über die Unvernunft der Ukraine

Was würden Sie gern können?

Tanzen

Der noch relativ unerfahrene Bürgermeister sieht sich sofort großen Aufgaben gegenüber. Als Holleben und Zscherben der Gemeinde beitreten, werden in der neuen Großgemeinde völlig neue Wege beschritten. „Das waren bewegte Zeiten, in denen es nicht immer einfach war, den Spagat zwischen Friseurgeschäft und Ehrenamt zu meistern“, erinnert sich der 39-Jährige, der damals für einen Moment aber auch den Überblick verlor: Nachdem er 2004 umstrittene Grundstücksgeschäfte abgesegnet hatte, musste sich Herzog wegen Untreue vor Gericht verantworten. Gegen eine Strafzahlung kam er jedoch mit einem blauen Auge davon, weil er nach Ansicht des Gerichts die Problematik wenige Tage nach Amtsantritt nicht überschauen konnte. „Es ist ein schmerzhaftes Erlebnis, wenn man auf der Anklagebank Platz nehmen muss, weil man als Bürgermeister eben die direkte Verantwortung trägt“, sagt Herzog. „Ich denke, ich habe genau zur richtigen Zeit daraus eine Lehre gezogen.“

Hauptamtlich in der Politik

Statt in dem vom Großvater übernommenen Geschäft die Frisuren fremder Menschen zu gestalten, widmete sich Herzog in der Großgemeinde hauptamtlich der Politik. Nach zehn Jahren im Teutschenthaler Rathaus zieht es ihn nun ins Merseburger Schloss - mit drei zentralen Themen. Zum einen will Herzog erreichen, dass sich die Wirtschaftskraft des Kreises auch in den Kommunen stärker widerspiegelt, zum anderen dass der Kreis enger zusammenwächst. „Im alten Saalkreis haben wir da noch großen Nachholbedarf“, glaubt er.

Auch das Thema Familie steht bei Herzog im Mittelpunkt - beruflich wie privat. „Dank der Großeltern wissen wir unsere Kinder immer untergebracht“, erzählt er über seine Patchwork-Familie, in der gleich vier Kinder im Alter von einem bis zwölf Jahren leben. „Aber dieser Zusammenhalt ist in unserer Gesellschaft auf der Strecke geblieben“, meint Herzog.

Kraft wird im Garten getankt

Dass der unabhängige Kandidat der Statt-Partei bei seiner politischen Arbeit nicht zwingend auf die Unterstützung einer der großen Volksparteien hoffen kann, mache ihm wenig aus. „Im Land- oder Bundestag ist das unablässig, auf kommunaler Ebene nicht“, sagt er: „Wir müssen überfraktionell zusammenarbeiten, für unsere Bürger direkt da sein.“ Große Ideologien seien dabei nebensächlich.

Seine private Zeit verbringe Herzog am liebsten zu Hause. „Ich brauche die Zeit mit meiner Familie, dann spielen wir Karten oder trinken einfach gemeinsam Kaffee.“ Neue Kraft tankt der 39-Jährige in der Freizeit auch im Garten, wo er die Füße hochlegt oder Blumen anpflanzt. Ein Lieblingsgerät ist der Smoker-Grill. „Fünf Stunden davor zu sitzen und zu warten, dass das Fleisch durch ist, das ist mein Ausgleich“, erzählt er.

Wenn es Herzog richtig packt, und er vor allem Zeit dafür hat, darf es aber auch flotter zugehen. Dann springt der Teutschenthaler nämlich für eine Ausfahrt auf seine rote Ducati Monster. Sollte am 25. Mai die Wahl auf ihn fallen, dürfte das Motorrad aber wohl noch etwas länger in der Garage bleiben.