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Als Frau in der Minderheit Als Frau in der Minderheit: Forscherin kämpft gegen Krebs in Merseburg und Leipzig

Von Robert Briest 10.03.2021, 14:00
Mit 15  verließ Ivana Predarska bereits ihr Elternhaus.
Mit 15  verließ Ivana Predarska bereits ihr Elternhaus. Robert Briest

Merseburg - Es war ein nationaler Chemiewettbewerb in der achten Klasse, der Ivana Predarska auf ihren heutigen Karrierepfad führte. Die Teenagerin kam damals unter die ersten Fünf. „Das war Motivation für mich. Es hat mir gezeigt, dass ich gut in Chemie bin.“ Mehr Chancen sah sie allerdings in der Pharmazie. Deswegen verließ sie bereits mit 15 Jahren ihre Heimat, ein Dorf im Osten Mazedoniens nahe der bulgarischen Grenze, um eine Spezialschule in der Hauptstadt Skopje zu besuchen.

30-Jährige forscht an Krebsmedikamenten

Nun, doppelt so alt, forscht Predarska an der Uni Leipzig und der Hochschule Merseburg an ihrer Doktorarbeit – erfolgreich: Jüngst erhielt sie den Promovierendenforschungspreis der Hochschule. Ihren jugendlichen Leidenschaften für Chemie und Pharmazie ist sie dabei treu geblieben. Nach einem Pharmaziestudium in Skopje, schloss sie zwei Master im Ausland an. Sie sagt,  der frühe Auszug zu Hause, habe sie offen gemacht für weitere Abenteuer. Die führten sie schließlich nach Leipzig in die Forschungsgruppe von Evamarie Hey-Hawkins, die für die Promotion den Kontakt zum Merseburger Chemiker Goran Kaluderovic vermittelte.

Auch dieser erhielt 2021 den Forscherpreis der Hochschule für seine Arbeit an Nanopartikeln, die Krebswirkstoffe gezielt in Tumorzellen transportieren sollen. Daran schließt Predarska an. Sie sucht nach geeigneten Medikamenten für diesen Behandlungsansatz. Ausgangspunkt ist ein Klassiker der Krebstherapie: Cisplatin wird seit gut 50 Jahren eingesetzt, hat aber einige Nebenwirkungen. Weil es eine instabile Struktur habe und daher mit anderen Stoffen im Körper reagiere, erläutert die Chemikerin: „Ich versuche nun ein anderes Molekül an Cisplatin anzudocken, um es stabiler zu machen.“

Doktorandin erhält Stipendium, das Chancengleichheit in den Naturwissenschaften fördert

Das verwendete Molekül soll im Idealfall zugleich Wirkstoff sein. So experimentiert sie  mit Entzündungshemmern wie Ibuprofen.
Die Medikamente synthetisiert die 30-Jährige  in Leipzig, die Kombination mit den Nanopartikeln erfolgt in Merseburg. Dort gibt sie Laborseminare. Auf Deutsch sei das schon eine Herausforderung. Die Hochschule ist formal ihr Arbeitgeber, dort erhält sie ihr FEMPower-Stipendium.

Ein Programm, das Chancengleichheit zwischen Männern und Frauen in den Naturwissenschaften fördern soll. Das heißt: Wissenschaftlerinnen unterstützen. „In einer idealen Welt wäre das Programm für alle offen. Aber wir leben nicht in einer idealen Welt. Die Naturwissenschaften sind immer noch männlich dominiert“, sagt Predarska. Je höher man im akademischen Betrieb komme, desto weniger Frauen gebe es.

30-Jährige hofft auf mehr Gleichberechtigung in der Forschung

Das zeigt sich auch an der Hochschule Merseburg. Etwas mehr als ein Drittel der wissenschaftlichen Mitarbeiter in den Ingenieur- und Naturwissenschaften sind Frauen, aber nur ein Achtel der Professoren. Als historischen Grund für die männliche Dominanz in dieser Disziplin generell sieht die junge Wissenschaftlerin, dass in der Vergangenheit oft nur Männer über die Besetzung freier Stellen entschieden hätten: „Heute wird aber darauf geachtet, dass solche Verzerrungen nicht mehr existieren.“

Predarska hofft daher, dass das Geschlecht in den Naturwissenschaften irgendwann kein Thema mehr ist, sondern nur die wissenschaftliche Arbeit. Ihre ist über das Stipendium noch ein Jahr finanziert: „Aber die Arbeit hört niemals auf“, scherzt die Leipzigerin. Sie will daher an dem Thema Krebsmedikamente auch gern  nach Abschluss ihrer Promotion weiter forschen. (mz)