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Airbnb & Co. Airbnb & Co.: Greifen Privatvermieter Hotels an?

Von Michael Bertram 13.08.2016, 06:00
Airbnb bietet Touristen private Häuser und Wohnungen.
Airbnb bietet Touristen private Häuser und Wohnungen. Michael Bertram

Merseburg - Ein Dach überm Kopf, ein Bett und Kontakte zu den Einheimischen - diese Argumente verleiten vor allem immer mehr Touristen dazu, sich bei Städtereisen nicht in Hotels und Pensionen, sondern in privaten Quartieren einzumieten. Internetplattformen wie AirBnB oder Wimdu bieten inzwischen jedermann ganz unkompliziert die Chance, ein leeres Zimmer oder ganzes Haus anzubieten oder eben selbst eine günstige Unterkunft zu finden - vor allem in Großstädten stößt diese Praxis jedoch zunehmend auf Kritik.

Auch im beschaulichen Merseburg gibt es beim Portal AirBnB inzwischen entsprechende Angebote, wenn auch nur drei. „Vor einem Vierteljahr haben wir begonnen, eine ruhige Einliegerwohnung über das Portal an Gäste zu vermieten“, erzählen Wolf-Heinrich und Roswitha Hetzer. Selbst in der Immobilienbranche tätig, kannten sie das Internetportal zunächst nicht. „Unser Sohn Herrmann hat uns das aber alles erklärt, weil er es auch schon genutzt hat, wenn er mal auf Reisen war“, erzählt Roswitha Hetzer.

Lieber vermieten als leer

Überhaupt liegt es an den Kindern, die inzwischen außer Haus sind, dass sich dem Paar die Möglichkeit zur Vermietung bietet. „Bevor die Räume leer stehen, vermieten wir sie lieber“, erzählt Wolf-Heinrich Hetzer. Drei Gäste konnten sie in der relativ kurzen Zeit bereits begrüßen. Die Aufenthaltsdauer betrug zwischen einem Wochenende und zwei Monaten. „Anfangs war ich schon etwas skeptisch“, sagt Roswitha Hetzer. „Man weiß ja nie so richtig, auf wen man sich einlässt.“

Doch schiefgelaufen ist bislang keine Vermietung, sagt das Paar aus Merseburg. So kam in der Erdgeschosswohnung im Zentrum der Domstadt, die auf 55 Quadratmetern zwei Zimmer, Küche und Bad bietet, zwei Wochen lang ein Monteur unter, als das Kraftwerk Schkopau einer Revision unterzogen wurde. Danach blieb ein Polizeianwärter für zwei Monate, während er im örtlichen Revier ein Praktikum absolvierte. Demnächst wird eine Frau mit einem Kleinkind Einzug halten. „Da bin ich mal gespannt, das wird schon ein Experiment“, sagt Roswitha Hetzer.

Wohnraum zweckentfremdet

In vielen Metropolen wie Berlin, München oder auch Barcelona werden solche Vermietungsangebote jedoch nicht mehr gern gesehen. Der Grund ist, dass kaum vorhandener Wohnraum zweckentfremdet wird, weil Mietwohnungen angeboten werden. Deshalb hat die Hauptstadt ein Zweckentfremdungsverbot auf den Weg gebracht.

„Auch in unserem Verband haben wir das Thema bereits diskutiert“, sagte die Kreisvorsitzende des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes, Katja Wendt. Sie nimmt die Internetportale jedoch locker. „Der Markt entscheidet“, sagt sie. „Wer den Komfort eines Hotels, in dem einem beispielsweise auch Frühstück serviert wird und Hygienestandards gelten, nicht missen möchte, der nutzt die Portale nicht.“ Zudem gibt sie zu bedenken, dass bei der Privatvermietung etwa Versicherungsfragen ungeklärt seien. „Wenn dabei mal Schäden entstehen, bin ich mir nicht sicher, ob man so einfach an sein Geld kommt“, meint Wendt. (mz)