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20 Jahre Klinikum Saalekreis 20 Jahre Klinikum Saalekreis: Schwierige Geburt einer Erfolgsgeschichte

Von Dirk Skrzypczak 28.01.2016, 17:40
Zum 20. Geburtstag des Carl-von-Basedow-Klinikums wurde das Säulenhaus in Merseburg bunt angestrahlt.
Zum 20. Geburtstag des Carl-von-Basedow-Klinikums wurde das Säulenhaus in Merseburg bunt angestrahlt. Peter Wölk Lizenz

Merseburg/Querfurt - Zur Feier des Tages strahlte das Säulenhaus am Carl-von-Basedow-Klinikum in Merseburg in schillernden Farben. Drinnen klangen die Sektgläser beim Neujahrsempfang. Vor 20 Jahren fusionierten die beiden Krankenhäuser in Querfurt und Merseburg zu einem Klinikum. Heute ist von einer Erfolgsgeschichte die Rede, von einer qualitativ hochwertigen medizinischen Versorgung. Doch die Stimmung war nicht immer so gut, vor allem nicht Mitte der 1990er Jahre.

Im Altkreis Querfurt kochte Volkes Seele vor Wut. 1994 war der Landkreis mit Merseburg verschmolzen. Und die Befürchtung der Querfurter war groß, dass sie nur das fünfte Rad am Wagen sein würden. In dieser Phase kam die Kreispolitik mit der Ankündigung, die beiden Krankenhäuser zusammenlegen zu wollen. „Die Proteste in Querfurt waren groß und hitzig. Diese Zeit war die schwerste in meiner Amtsperiode“, sagt Thilo Heuer (SPD), der damals Landrat war.

In Querfurt gingen die Menschen für ihr Klinikum auf die Straße. „Stoppt die Merseburger Machthaber“, stand auf Plakaten. Die Demonstranten organisierten auch eine Busfahrt zum Sozialministerium nach Magdeburg und stellten vor dem Ministerium einen Sarg auf. „Dabei hatten wir seinerzeit gar keine andere Wahl. Die Krankenkassen hatten uns die Pistole auf die Brust gesetzt“, erinnert sich Heuer. Die Gefahr habe bestanden, dass der Landkreis mit zwei eigenständigen kommunalen Krankenhäusern ins finanzielle Desaster geschlittert wäre.

„Heute wissen wir, dass damals die richtigen Weichen gestellt worden sind. Allerdings hat es Zeit gebraucht, bis sich auch in der Öffentlichkeit diese Erkenntnis durchgesetzt hat“, sagt der Landrat a.D. Dass aus wirtschaftlichen Gründen die Abteilungen Frauenheilkunde/Geburtshilfe und Kinderheilkunde am Standort geschlossen werden mussten, wie es ein unabhängiges Gutachten bestätigte, hatte indes nicht nur in Querfurt, sondern auch im angrenzenden Thüringen für einen Volksaufstand gesorgt. 14.000 Unterschriften wurden seinerzeit gegen die Schließung der beiden Abteilungen in der Region gesammelt.

Doch der Prozess, so schmerzhaft er auch war, hat das Klinikum als Konzern gestärkt und nicht geschwächt. „Ohne die Fusion hätten wir uns verzettelt und heute zwei Ruinen statt eines leistungsfähigen Krankenhauses“, sagt Günther Kozariszczuk, ehemaliger Ärztlicher Direktor am Standort in Querfurt. Wesentlich dazu beigetragen haben Großinvestitionen in Höhe von 140,4 Millionen Euro in beide Standorte.

Mit 1.310 Angestellten ist das Carl-von-Basedow-Klinikum der größte Arbeitgeber im Saalekreis und verfügt über 17 Kliniken, fünf Funktionsabteilungen, ein eigenes Bildungszentrum und zwei Tochtergesellschaften. „Wir sind froh, dass wir ein so modernes Klinikum haben und wir im Notfall kurze Wege ins Krankenhaus haben“, meint Dagmar Duscha, Sprecherin der Kassenärzte im Bereich Querfurt.

Die Probleme für das Klinikum sind heute nicht innerhalb des Landkreises zu suchen, sondern vielmehr bei den Rahmenbedingungen. Und da mahnt Klinikums-Geschäftsführer Lothar Peruth das Land Sachsen-Anhalt, die Investitionen in die Krankenhäuser nicht zu vernachlässigen. 2015 hatte das Klinikum 5,3 Millionen Euro aus Eigenmitteln investiert. Geld, das eigentlich vom Land kommen müsste. (mz)

Mit dieser Resolution protestierten die Querfurter 1997.
Mit dieser Resolution protestierten die Querfurter 1997.
Klinikum Lizenz
Der Standort Merseburg ist der Hauptsitz des Klinikums.
Der Standort Merseburg ist der Hauptsitz des Klinikums.
Peter Wölk Lizenz
Sichert die Versorgung im Westteil des Kreises: der Standort Querfurt.
Sichert die Versorgung im Westteil des Kreises: der Standort Querfurt.
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