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Zweithöchster Wert im Landkreis Zweithöchster Wert im Landkreis: 15,5 Prozent der Köthener sind überschuldet

Von Doreen Hoyer 29.01.2018, 10:28
Auch der Salzlandkreis sitzt auf einen Berg von Schulden, die noch eingefordert werden müssen.
Auch der Salzlandkreis sitzt auf einen Berg von Schulden, die noch eingefordert werden müssen. Archiv/dpa

Köthen - Es ist keine schöne Silbermedaille. Im Köthener Gebiet mit der Postleitzahl 06366 sind knapp 15,5 Prozent der Menschen überschuldet - der zweithöchste Wert im Landkreis. Übertroffen wird er nur noch vom Postleitzahl-Gebiet 06749 in Bitterfeld-Wolfen. Dort beträgt die Quote sogar 26 Prozent.

Diese Zahlen sind im Schuldner-Atlas 2017 des Verbandes der Vereine Creditreform nachzulesen. Von Überschuldung spricht man, wenn das Einkommen inklusive Erspartem abzüglich der Lebenshaltungskosten nicht reicht, um anfallende Schulden abzahlen zu können.

Schulden-Atlas: Ortschaften mit anderen Postleitzahlen wurden nicht berücksichtigt

Im Atlas wird die Quote der Überschuldung nach Postleitzahlen aufgeschlüsselt. Das bedeutet für Köthen: Ortschaften wie Merzien oder Arensdorf mit anderen Postleitzahlen wurden bei der Errechnung der 15,5 Prozent nicht berücksichtigt.

Tatsächlich sehen die Zahlen für die Gebiete rund um 06366 Köthen etwas besser aus. Dort bewegt sich die Quote im Bereich von etwa zehn Prozent - im Osternienburger Land liegt sich teilweise sogar bei acht bis neun Prozent.

Geringste Schuldnerquote hat Muldestausee

Die geringste Schuldnerquote im Landkreis hat im Übrigen der Bereich 06774 Muldestausee mit sieben Prozent.

Für Jens Kutzler von der Schuldnerberatung der Arbeiterwohlfahrt in Köthen sind die Köthener Zahlen keine Überraschung. Jährlich berate man in der Dr.-Krause-Straße in Köthen 600 bis 700 Menschen, erzählt er.

Arbeitslosigkeit ist der Hauptauslöser für Überschuldung

„Der Hauptauslöser für eine Überschuldung ist Arbeitslosigkeit. Das ist ein bundesweiter Trend“, berichtet Kutzler. Nach dem Jobverlust dauere es oft nicht lange, bis Kredite - etwa für das Haus oder das Auto - nicht mehr zurückbezahlt werden könnten.

Ein zweiter Grund für Überschuldung seien Scheidungen bzw. Trennungen. „Wenn einer auszieht und sich eine neue Wohnung suchen muss, ist das mit Kosten verbunden.

Welche Umstände noch zu Überschuldung führen können

Dazu kommt dann, dass man das gemeinsame Haus nicht sofort verkauft bekommt“, erklärt Kutzler. Drittens seien auch schwere Krankheiten oder Todesfälle in der Familie ein häufiger Grund für Überschuldung.

„Ich bin ein Begleiter“, umreißt Kutzler seine Aufgabe in der Schuldnerberatung. Zu ihm kämen die Betroffenen, die sich mit ihrem Problem tatsächlich auseinandersetzen und etwas unternehmen wollen.

Schuldnerquote im Landkreis Anhalt-Bitterfeld steigt

Wenn keine Aussicht besteht, die Schulden irgendwie abtragen zu können, gibt es die Möglichkeit einer Verbraucherinsolvenz. „Das ist dann die Reißleine, wenn gar nichts mehr geht“, so Jens Kutzler.

Die Schuldnerquote für den Landkreis Anhalt-Bitterfeld ist in der Vergangenheit von 11,4 Prozent im Jahr 2012 auf 12,5 Prozent im Jahr 2017 gestiegen. Anhalt-Bitterfeld liegt damit im Schulden-Ranking der Kreise und kreisfreien Städte Sachsen-Anhalts auf Platz 10.

Das Bundesland Sachsen-Anhalt selbst steht mit einer Überschuldungsquote von 12,7 Prozent im deutschlandweiten Vergleich auch nicht gut da: Nur Bremen hat mit knapp 14 Prozent eine höhere Quote. (mz)