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Nach langem Bangen Zusage endlich erhalten: Schloss Köthen soll für 35 Millionen Euro saniert werden

Die Sanierung des Kulturdenkmals ist schon lange im Gespräch. Über das Wie wurde aber ebenso lange gestritten. Angesichts von Ausschreibungsfristen und Baupreisen drängt jetzt die Zeit.

Von Karl Ebert Aktualisiert: 08.07.2021, 11:21
Der Ferdinandsbau des Schlosses ist bereits eingerüstet. Die Dachkonstruktion soll gesichert werden.
Der Ferdinandsbau des Schlosses ist bereits eingerüstet. Die Dachkonstruktion soll gesichert werden. (Foto: Ute Nicklisch)

Köthen/MZ - Ende 2027 könnte das Schloss Köthen saniert sein und in neuem Glanz erstrahlen. Zumindest in vielen Bereichen. Insgesamt 200 Millionen Euro werden der Bund und das Land Sachsen-Anhalt in zehn Kulturdenkmäler investieren.

Grundlage dafür ist ein Sonderinvestitionsprogramm, das die Kulturstiftung Sachsen-Anhalt in die Lage versetzt, einen Großteil ihrer Baudenkmale von nationaler Bedeutung umfassend zu sanieren, wie Generaldirektor Christian Philipsen sagte. Nicht nach Bauabschnitten und Kassenlage, sondern in einem Stück solle durchsaniert werden - auch mit Blick auf die extrem hohen Baupreise.

So sollen etwa 35 Millionen Euro in das Schloss Köthen fließen. „Die Sanierung des Schlosses Köthen begleitet mich schon seit 2015“, sagt Bernd Hauschild. „Wenn auch noch nicht als Oberbürgermeister von Köthen, so nahm ich damals aber schon an den sogenannten Schlossrunden teil, die - initiiert vom damaligen SPD-Landtagsabgeordneten Ronald Mormann - viele Fachleute im Gespräch um die Zukunft des Schlosses vereinte.“

„Somit kann der eingeschlagene Weg, an dessen Ende ein umfänglich saniertes Schloss-Areal steht, weiter gegangen werden“

Wesentlicher Punkt war 2017 die Idee, eine Anhalt-Info als Informations- und Besucherzentrum für das Schloss zu errichten, die die barrierefreie Erschließung der inneren Schlossflügel ermöglicht.

„Dass dies nun mit der Zusage der Gelder aus Bund und Land in Verantwortung der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt realisiert wird, freut mich ganz besonders“, sagt Hauschild. „Somit kann der eingeschlagene Weg, an dessen Ende ein umfänglich saniertes Schloss-Areal steht, weiter gegangen werden. Nicht zuletzt im Hinblick auf den Tourismus wird dies in Zukunft eine enorme Bereicherung für die Stadt Köthen sein.“

„In den vergangenen Jahren konnten wir wegen der begrenzten Finanzmittel häufig nur Substanzverlust bekämpfen“, sagte Generaldirektor Philipsen. Er betonte die Dimension des Sonderinvestitionsprogramms: In den vergangenen 25 Jahren habe die Kulturstiftung rund 150 Millionen Euro investiert. Nun seien es 200 Millionen Euro bis 2027. Das sei ein Geschenk, aber auch eine große Herausforderung.

Vor rund eineinhalb Wochen war das Sonderinvestitionsprogramm perfekt gemacht worden

Zum einen brauche die Kulturstiftung 30 neue Mitarbeiter, vom Bauingenieur bis zur Verwaltung. Zudem werde es sehr schwierig, die notwendigen Baufirmen zu finden. Schon in den vergangenen Jahren habe es Ausschreibungen gegeben, auf die sich niemand oder nur Bieter mit „Mondpreisen“ gemeldet hätten. Zudem könne es an den historischen Bausubstanzen zu Unvorhergesehenem kommen, weshalb am Ende möglicherweise die Liste der Projekte verändert werden müsse.

Viel Geld wurde schon in die Sanierung gesteckt.
Viel Geld wurde schon in die Sanierung gesteckt.
(Foto: Ute Nicklisch)

Vor rund eineinhalb Wochen war das Sonderinvestitionsprogramm perfekt gemacht worden. Kulturstaatsministerin Monika Grütters und die Chefs der Staatskanzleien von Sachsen-Anhalt und Thüringen, Rainer Robra und Benjamin-Immanuel Hoff, unterzeichneten die Verwaltungsvereinbarung. Danach gibt der Bund jedem der beiden Länder 100 Millionen Euro, jedes von ihnen gibt ebenso viel dazu. Damit soll der Sanierungsstau aufgelöst werden. Das Programm, zu dem auch Projektmittel für Digitalisierung, Provenienzforschung und Bildung gehören, läuft bis 2027.

Eigentlich war das Millionen-Projekt zur Sanierung von Schlössern wie jenem in Köthen schon 2018 beschlossen worden

Allerdings tritt Philipsen zunächst noch auf die Bremse und versetzt damit zu großer Euphorie einen Dämpfer. Mit baldigen ersten Spatenstichen zu den geplanten Großprojekten ist laut dem Generaldirektor der Stiftung nicht zu rechnen. Man brauche eine Planungszeit von ein bis eineinhalb Jahren. Auch sei noch nicht klar, wo es zuerst losgehen werde.

Eigentlich war das Millionen-Projekt zur Sanierung von Schlössern wie jenem in Köthen schon 2018 beschlossen worden. Allerdings war es seinerzeit an die Gründung einer Stiftung geknüpft worden. Doch dazu kam es nie. Obwohl Sachsen-Anhalt zur Kofinanzierung bereit gewesen wäre, wie der stellvertretende Regierungssprecher Daniel Mouratidis versichert hatte.

In den letzten Jahren kamen stetig Fördermittel von Land und Bund für das Schloss

Erst im letzten Jahr kamen intensive Gespräche mit dem Bund wieder in Gang - wohl auch mit Blick darauf, dass im Jahr 2021 ein neuer Bundestag gewählt wird und danach das gesamte Förderkonstrukt womöglich neu verhandelt werden müsste, wie Sachsen-Anhalts damaliger Kulturstaatssekretär und gerade neu gewählter Landtagspräsident Gunnar Schellenberger (CDU) befürchtete. Er war es auch, der bei allen Gesprächen um die Kulturdenkmäler stets das Schloss Köthen ins Gespräch gebracht hat.

In den letzten Jahren kamen stetig Fördermittel von Land und Bund für das Schloss. Nicht vergleichbar mit der jetzigen Größenordnung, aber hilfreich. 2015 gab es 225.000 Euro für die Fortführung der Sanierung des Spiegelsaals, 2016 wurden 175.000 Euro für die Sanierung der Dachkonstruktion des Ludwigsbaus bereitgestellt und 2019 investierte der Bund 380.000 Euro in die Dachsanierung am Johann-Georg- und Ludwigsbau. Im Jahr 2020 kamen 280.000 Euro für das Dach des Ferdinandsbau und 400.000 Euro für Spiegelsaal und Schlossinfo.