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"Zauber der Travestie" in Köthen "Zauber der Travestie" in Köthen: Derbe Witze im Abendkleid

Von Luisa peine 15.04.2014, 19:18
Die sieben Damen in den bunten Kostümen haben es faustdick hinter den Ohren. Das haben sie Samstag bei „Zauber der Travestie“ bewiesen.
Die sieben Damen in den bunten Kostümen haben es faustdick hinter den Ohren. Das haben sie Samstag bei „Zauber der Travestie“ bewiesen. Heiko Rebsch Lizenz

Köthen/MZ - Glockenschläge – der Saal verdunkelt sich. Westernmusik ertönt. Bei über 400 Frauen und Männern im ausverkauften Johann-Sebastian-Bach-Saal im Veranstaltungszentrum Köthen steigt die Spannung: Der „Zauber der Travestie“ ist wieder in Köthen - seit 15 Jahren fester Programmpunkt im Spielplan des Hauses und auch beim Köthener Publikum. Wer dachte, er könne sich an der Abendkasse noch eine Karte sichern, musste wieder umkehren, denn „wie jedes Jahr war es bereits Anfang des Jahres ausverkauft“, berichtet Veranstaltungsleiter Peter Engelmann.

Sieben Akteure hatte die Show in Köthen. Marcella Bijou führte durch das Programm.

Fräulein Luise, auch als ewige Jungfer aus Hannover bekannt, stammt eigentlich aus Tangermünde. Bei ihr musste das Publikum mitmachen.

Elke Winter überzeugte mit Live-Gesang und Witz, der oft tief unter die Gürtellinie ging, aber beim Publikum gut ankam.

Lilian Carre überzeugt mit Schlagern und Evergreens.

Denise Zambrana, das Multitalent aus Spanien ist mal Diva und mal Amazone. Sie war der absolute Liebling der Köthener.

Iren Sue ist Verwandlungskünstlerin aus Manila (Philippinen). Sie überzeugte als Double von Jennifer Lopez oder Beyoncé Knowles.

Miss Jennifer zeigte mit einem hohen Erotikfaktor ihr Repertoire als Revuetänzerin.

„Zauber der Travestie“ gastiert am 6. April 2015 wieder in Köthen. Der Vorverkauf beginnt schon dieses Jahr - am 5. Mai. Mehr Informationen im Netz: www.zauber-der-travestie.de.

Vorschuss-Applaus

Schon bevor sich der Vorhang öffnet, erfüllen kräftiger Applaus und Jubelrufe den Saal - das Publikum weiß schon, was nun kommen wird. Zum Lied „Girls, girls, girls“ betreten die sieben Hauptakteure – oder sollte man Hauptakteurinnen sagen – die Bühne. Moderator Marcel alias Marcella Bijou fragte das Publikum: „Ich hoffe, ihr habt eure Sorgen und Probleme Zuhause gelassen?“, stellte aber schnell fest: „Wie ich sehe, nicht alle.“ Damit spielt er auf die wenigen Männer im Publikum an. Doch das bei der Show obligatorische „Männeropfer“ war schnell von Marcella ausgemacht. „Zu wem gehörste denn? Biste über?“, fragt sie den jungen Mann in der ersten Reihe und erntet schrilles Gelächter. „Bolly? Das ist doch kein richtiger Name!“, lässt sie nicht locker.

Auch als Stand-up-Komödiantin macht Marcella eine gute Figur, wenn auch die Witze recht derbe ausfallen. Sie weiß, warum Frauen heutzutage nicht mehr heiraten wollen: „Für so ’n kleines Stück Wurst kauf ich mir doch nicht ein ganzes Schwein!“ Allerdings, sie kann auch anders: Ihre Liebe zur Schlagermusik bekennt sie ohne Umschweife und beweist, dass sie auch dieses Fach beherrscht: Mit einer Coverversion von „Mein Herz, es brennt“ von Beatrice Egli rockt sie den Saal.

Ganz anders der Auftritt von Fräulein Luise: Mit einer urkomischen Karaoke-Version von „Bella Bimba“ reißt sie die Zuschauer von den Stühlen, die sich vor Lachen kaum noch darauf halten können.

Miss Jennifer sorgt als Las Vegas-Showgirl mit opulenter Robe für Gejohle. Als dann Iren Sue eine erotische Striptease-Perfomance zu Beyoncés „If I were a boy“ hinlegt und auch den Tanz zu Psys „Gangnam Style“ wagt, ist die Stimmung im Saale auf dem Höhepunkt.

Elke Winter war die nächste in der Damenriege. Das Hamburger Mädel erzählte Anekdoten und Witze der derberen Sorte. Auch das Publikum musste sich vorsehen. „Sie amüsieren sich, ja? Sagen Sie das mal lieber auch ihrem Gesicht“, duldet sie keinen missmutigen Blick.

Etwas nachdenkliche und doch urkomische Töne schlägt Lilian Caree an, als sie aus ihrem Leben erzählt: „Meine Mutter wollte eine Tochter, mein Vater einen Sohn. Und was haben sie bekommen? Einen Cocktail.“ Und natürlich kannte sie die Wahrheit hinter der Liebe: Die fünf Buchstaben stehen nämlich für „Lebenslanger Irrtum eines bedauernswerten Esels“.

Bühnenshow mit Herzblut

Das Septett der Travestie entzündet im Bachsaal ein wahres Lach-Feuerwerk. Jede Künstlerin steckt ihr ganzes Herzblut in die Bühnenshow. Dafür bekommen sie vom Köthener Publikum den größten Dank, den ein Künstler erhalten kann: Es wird gelacht und gelacht und nach der Show geklatscht und sogar aufgestanden. „Ihr wart affentittengeil! Wir freuen uns, nächstes Jahr wieder in den Schuhkarton nach Köthen zu kommen!“, lobt Moderatorin Marcella Bijou das begeisterte Publikum. Und zum Beweis, dass alle Künstler in der Travestie ganz in ihrem Element sind, singen sie zum Abschluss gemeinsam in verschiedenen Sprachen Frank Sinatras „My Way“.

Für das Köthener Publikum war es ein rundum gelungener Abend. Auch Thomas Kipak, einer von wenigen männlichen Gästen fand: „Das Leben ist schon ernst genug, da kann man auch mal lachen.“ Die Show empfiehlt er aber eher Erwachsenen. „Der Humor ist sehr schwarz, aber wirklich lustig. Auch als Mann kann man sich sowas anschauen“, urteilt er. Auch Carolina Bauer und Silvana Bukall waren begeistert. „Das kann man wirklich weiterempfehlen. Die Show ist sehr lustig gemacht“, sagt die Köthenerin Carolina Bauer. „Fräulein Luise gefiel mir am besten, sie erinnert mich sehr an Heinz Erhard“, lautet dagegen das Urteiel ihrer Freundin Silvana Bukall. Die beiden Frauen hatten sich die Karten gegenseitig zum Geburtstag geschenkt, um gemeinsam einen tollen Abend erleben zu können. Und sie wissen am Abend schon, dass sie sich wieder eine Travestie-Show ansehen wollen.

Vor allem die Frauen im Publikum haben viel zu lachen.
Vor allem die Frauen im Publikum haben viel zu lachen.
Heiko Rebsch Lizenz
Bei Denis Zambrana (3. von links) sind nicht nur Männer gefordert.
Bei Denis Zambrana (3. von links) sind nicht nur Männer gefordert.
Heiko Rebsch Lizenz