Vorfall in Oranienbaumer Heide Wolf-Attacke in der Oranienbaumer Heide: Angst vor dem Raubtier

Dessau-Roßlau - Der Wolfsriss von drei Konik-Pferden in der Oranienbaumer Heide wirft in der Region die Frage auf, wie sicher Mensch und Tier noch sind.
Die Primigenius gGmbh hatte nach der tödlichen Attacke 24 Stuten und Fohlen, die bislang in der Oranienbaumer Heide weideten, im Wulfener Bruch in Sicherheit gebracht. Doch was ist mit den Menschen: Können die noch ohne Angst in der Heide spazieren gehen? Und wie denken die Landwirte der Region?
Ralf-Peter Weber, Geschäftsführer des Bauernverbandes Anhalt, weiß, vor allem die Schäfer haben Angst, dass Schafe ihrer Herde gerissen werden. So ein Vorkommnis hatte sich erst kürzlich ereignet. Am letzten Januarwochenende fand der Streetzer Schäfer Klaus Altenkirch vier getötete Mutterschafe.
Drei weitere Tiere mussten eingeschläfert werden. „Wir gehen davon aus, dass dies das Werk eines Wolfs war“, sagt Weber und warnt vor einer Entwicklung: Wenn sich der Wolf ohne Eingriffe entfalten könne, dann werde Weidehaltung immer unrentabler. Der Landes-Bauernverband hat auf dieses Problem aufmerksam gemacht. Im März forderte die Landestagung, den Wolf ins Jagdrecht aufzunehmen.
„Sie interessieren sich nicht für den Menschen.“
Der Wolf unterliegt europäischem Schutz, deshalb ist er nicht zu jagen. „Doch wir sollten das Raubtier nicht verherrlichen“, warnt Weber und fordert - neben „angemessenen, unbürokratischen und raschen vernünftigen Ausgleichen für Bauern“ - darüber nachzudenken, wie dem Wolf Respekt vor den Menschen beizubringen ist.
Als Großraubtier sind seine Beute vor allem Rehe, Rotwild und Wildschweine. Aber auch kleinere Tiere stehen auf der Speisekarte, schreibt Wolfsexperte Markus Bathen vom Naturschutzbund Deutschland auf der Internetseite des Nabu.
Der Nabu versichert: „Wölfe sind Menschen gegenüber in der Regel scheu. Sie interessieren sich nicht für den Menschen. Seitdem es in Deutschland wieder Wölfe gibt, hat es noch keinen für den Menschen gefährlichen Vorfall zwischen ihm und dem Wolf gegeben.“
Das genau deckt sich mit dem, was Dessau-Roßlaus Kreisjägermeister Michael Mitsching sagt: „Der Wolf hat eine natürliche Scheu. Er meidet Menschen. Sollte er überrascht werden, dann ist allerdings ein Verteidigungsreflex möglich.“
Gegen einen Spaziergang im Wald spricht nichts, man „müsse ja nun nicht gerade in jedem Busch oder Dickicht rumstochern“, fordert Mitsching und erinnert an die Leinenpflicht für Hunde: „Todfeind Nummer eins für den Wolf ist jeder Hund.“ Leinenpflicht im Wald bestand übrigens bereits, als hierzulande noch keine Rede vom Wolf war. Was Jäger Mitsching als legitim empfindet.
Wolf unterliegt dem Naturschutzrecht
Denn in der Brut- und Setzzeit wird im Wald der Nachwuchs geboren. Noch eins kann Mitsching immer wieder gebetsmühlenartig betonen: Der Wolf unterliegt nicht dem Jagdrecht, sondern dem Naturschutzrecht.
Was Wölfe angeht, so hat Elke Witt, die oberste Touristikerin der Region, eigentlich keine Bedenken. „Wir sind froh, dass wir über so viel unberührte Natur verfügen, der Wolf ist eine Bereicherung“, sagt Witt und sieht Radler des Elberadweges in Sicherheit: „Wir verlassen uns natürlich in dieser Frage auf die Wolfsexperten.“ (mz)