«Wir haben das größte Schlafzimmer der Welt»
Reppichau/MZ. - Als die Schlichters seinerzeit die "Sportlerkneipe" übernahmen und teilweise sanierten, waren sie nach kurzer Zeit des Glücks der Verzweiflung nahe. Ein Einbruch jagte den nächsten, den das Lokal ist abgelegen. 17 Einbrüche zählte Schlichter hintereinander weg. "Wer will da bleiben?" fragt er.
Kurz entschlossen entschieden sich die Schlichters zur Selbsthilfe. Im Gastraum zogen Couch, Sessel und Wohnzimmertisch ein. Die Sitz- und Ausruhecke, das Wohnzimmer im Gastzimmer ist einmalig. Ins "Schlafzimmer" der beiden Eheleute geht es durch die Tür zum Saal. Gleich rechts neben der Tür stehen die Ehebetten der Schlichters. Markierungen auf dem Fußboden erinnern an die Zeit, als der Saal als Turnhalle für eine nahe Schule diente.
Längst ist die als Provisorium gedachte Lösung zur festen Instanz geworden, wird abends vor der Nachtruhe im "Schlafsaal" gemütlich eine Illustrierte gelesen, bekommt Annerose Schlichter ihren Gutenachtkuss, klingelt der Wecker am Morgen und ruft zum Tagwerk.
Im Moment wissen die Schlichters noch nicht, ob und wann sie eines Tages in ihr Haus im Dorf zurück ziehen. Jetzt steht das Haus auch nicht leer, wird von Sohn Enrico bewohnt. "Seit dem wir im Sportlerheim campieren wurde noch nicht wieder eingebrochen", verweist Schlichter auf den Erfolg seiner konsequenten Aktion. Während der Hausherr von Ehefrau Annerose den Mittagskaffee bekommt, ist der Wahlkampfbus der SPD im Hof eingefahren. Die jungen Leute in komplett roten T-Shirts haben Hunger, wollen nicht agitieren, wie zunächst vermutet wird. Also gibt es die Speisekarte.
Der erste Gast an diesem Morgen stand bereits um 8.30 Uhr "auf der Matte". Der Radler aus dem nahen Elsnigk wollte eine kleines Bier, das hier 1,10 Euro kostet.
Neben dem Sport ist an der Akener Straße auch der örtliche Schützenverein zu Hause. Der hat gerade das benachbarte Waldgrundstück erworben, weiß Schlichter, der ebenfalls Mitglied ist zu berichten. Am Sonnabend findet hier, gleich neben dem Sportplatz das Volkskönigsschieß statt. 13 Uhr ist Beginn, zwei Euro Startgeld sind zu zahlen.
Bernd Schlichter ist nicht nur Kneiper, sondern auch der Gemeindearbeiter im Ort. Das Namensschild "Bernd" im "Cockpit" , seines Mullticars, der neben dem Rasen parkt, wird von den Sonnstrahlen grün und blau reflektiert. ja wohl jeder kennen. Auf dem Sportplatz der SG 1948 Reppichau, am "Waldesrand" an der Akener Straße, hat Jürgen Kapphammer den Rasensprenger angeworfen. Der Sprenger überstreicht den Fußballrasen, auch die "Eidechse" von Schlichter bekommt eine Husche ab.
Kapphammer ist seit drei Monaten Ein-Euro-Jobber in Reppichau. Eine weitere "rechte Hand" des Gemeindearbeiters, die speziell für den Sportplatz zuständig ist. Noch bis 31. Januar, freut sich Kapphammer, sei er hier "beim Bernd" tätig. Hier, am Sportplatz, pflegt Gemeindearbeiter Schlichter den Rasen, fegt im Herbst das Laub zusammen und kehrt im Winter den Schnee.
Die Sportgaststätte an der Akener Straße in Reppichau ist täglich geöffnet. Sonnabend ab 13 Uhr Volkskönigsschießen.