Winterwetter Winterwetter: Gefährliche Rutschpartie mit Rollstuhl oder Rollator
köthen/MZ - Behutsam schob Marion Ebert den Rollstuhl von Gertrud Heyne durch den Garten des Pflegeheims „Am Lutzepark“. Und kam dennoch ins Rutschen. „Es ist glatt“, rief die Betreuungsassistentin Margarete Frohberg zu, die mit ihrem Rollator hinter ihr lief. „Vorsicht!“
Wenn ein Spaziergang zur Rutschpartie werden könnte, gehen die Betreuer mit den Bewohnern eigentlich nicht vor die Tür. Am Dienstag hat Marion Ebert eine Ausnahme gemacht. Sie hat sich mit zwei alten Damen in den Garten gewagt, weil die MZ wissen wollte, mit welchen Problemen sich Senioren, die auf einen Rollstuhl oder Rollator angewiesen sind, im Winter herumschlagen müssen.
Dass Gertrud Heyne und Margarete Frohberg das Pflegeheim an einem Wintertag wie am Dienstag für gewöhnlich nicht verlassen, hat nicht etwa mit der Kälte zu tun. Es ist zu gefährlich. „Ich habe Angst, dass ich stürze“, so Margarete Frohberg. Sie ist 83 Jahre alt und mit ihrem Rollator noch gut zu Fuß unterwegs. Wenn das Wetter es zulässt, dreht sie drei Runden ums Haus. „Das ist mein Soll“, sagte sie. Im Winter aber – noch dazu wenn Schnee liegt – will Margarete Frohberg nichts riskieren.
Damit den Senioren nicht die Decke auf den Kopf fällt, lassen sich Marion Ebert und ihre Kollegen allerhand einfallen. Die Bewohner können basteln, sie spielen Karten, plaudern und treiben Sport. Doch obwohl das Beschäftigungsangebot vielfältig ist, freuen sich alle hier auf den Frühling.
„Wir sind gern an der frischen Luft“, sagte Gertrud Heyne. Und auch gestern genoss die 88-Jährige die kurze Spazierfahrt durch den Garten. „Wenn viel Schnee liegt, schiebt er sich schwer“, machte Marion Ebert deutlich. Sie hatte ganz schön zu tun, den leicht ansteigenden Weg mit dem Rollstuhl zu bewältigen.
Nicht auszudenken, wie beschwerlich erst der Weg in die Stadt wäre. Denn sowohl die Springstraße als auch die Magdeburger Straße führen „bergauf“. Eine Mammutaufgabe für das fünfköpfige Betreuerteam des Pflegeheims „Am Lutzepark“. Wahrscheinlich sogar eine, die sie gar nicht bewältigen würden. Schließlich kommen nur die wenigsten Bewohner – wenn auch mit einem Rollator – allein voran. Die meisten sitzen im Rollstuhl und müssten geschoben werden.
Und dann noch die zugeschneiten Straßen, Fußwege und Bordsteinkanten, die das Risiko spürbar erhöhen, auszurutschen oder zu stolpern. Was dabei alles passieren könnte, kann man sich leicht ausmalen. „Ich möchte es nicht darauf ankommen lassen“, so Marion Ebert. Einen Pluspunkt „verteilt“ die Betreuungsassistentin im Winter schon mal an die Hauseigentümer, die vor ihrer Haustür Schnee schieben. Wer sich vom Pflegeheim aus auf den Weg in die Stadt macht, wird feststellen, dass das nicht selbstverständlich ist.