Wieder laufen mit Gelenkprothese
Köthen/MZ. - Hier lernte sie Brigitte Peschmann aus Köthen kennen, die ähnliche Beschwerden hatte. "Irgendwann ist man so weit, dass man wegen Schmerzen nicht schlafen, geschweige denn laufen kann", blickte Frau Peschmann auf die Vergangenheit zurück.
Dafür, dass das Leben der beiden Frauen jetzt nicht mehr von Schmerzen geprägt wird, hat Dr. Thomas Krüger, Privatdozent und Chefarzt für Orthopädie am chirurgischen Zentrum des Krankenhauses, gesorgt. Seit rund drei Jahren ist er in Köthen tätig. Krüger und seine Kollegen verhalfen ihren Patienten zum Laufen: Sie setzen ihnen neue, moderne Prothesen ein.
"Wir haben eine Art großen Baukasten mit Prothesen, aus dem wir die passenden Modelle für jeden Patienten aussuchen, je nachdem, welche Fehlstellung oder welcher Defekt vorliegt", so der Chefarzt. "Die Kunst besteht darin, jedem Patienten eine solche einzusetzen, die ihm am besten passt."
Die Nachfrage ist groß. Während noch vor wenigen Jahren die Endoprothetik im Köthener Krankenhaus kaum eine Rolle spielte, wird in der Abteilung jetzt praktisch jeden Tag operiert. Zwei Drittel der Patienten sind über 60 Jahre alt. Bei ihnen zeigt sich meist eine fortgeschrittene Gelenkabnutzung, die so genannte Arthrose. Übergewicht und Bewegungsarmut spielen ursächlich eine Rolle. Aber auch jüngere Patienten können schon starke Abnutzungen haben, wobei hier langjährige Überlastungen wie im Hochleistungssport oder Entzündungen wie beim Rheumatiker vordergründig sind.
Eine Prothese hält zehn bis 15 Jahre. Danach muss sie durch eine neue ersetzt werden. Deshalb ist es wichtig, bei der ersten Operation vom Knochen so wenig wie möglich wegzunehmen, damit für die nächste Prothese genügend Halt bleibt. Hier kommt es auf eine exakte Arbeit des Arztes und die richtige Implantatauswahl an.
Die Endoprothetik spielt auch für Opfer von Unfällen eine Rolle. Deshalb arbeitet die Abteilung Orthopädie eng mit der Abteilung Unfallchirurgie des Krankenhauses zusammen, die von Chefarzt Dr. Wolfram Seelbinder geleitet wird. Beide Chefärzte legten unlängst die Facharztprüfung für das neue Gebiet Orthopädie / Unfallchirurgie ab. Dabei handelt es sich um eine interdisziplinäre Fachbereichserweiterung, die von den medizinischen Fachverbänden bundesweit vorgegeben wurde. "Die Kooperation wird in unserem Krankenhaus nahezu vorbildlich realisiert", schwärmt Chefarzt Krüger. "Die Beibehaltung von Spezialisierungsrichtungen wie der Endoprothetik bei gleichzeitiger Kooperation der früher traditionell weitgehend isolierten Fachrichtungen ist nicht nur gut für die Patienten", meint Chefarzt Krüger. "Dr. Seelbinder und ich können so auch junge Assistenzärzte optimal ausbilden."
Christel Wolfram und Brigitte Peschmann fühlen sich nach der durchgeführten Operation bedeutend besser. "Ich kann meinen Alltag normal bewältigen", so Frau Wolfram. Sie denkt sogar an mehr als das Laufen: Im Haus stehe schon ewig ein Rad, das sie nun endlich benutzen möchte. Und Frau Peschmann würde allen zu einer Prothese raten, die ähnliche Probleme haben. "Viele haben noch Angst vor einer Operation", sagt sie.
Thomas Krüger freut sich über die wieder erweckte Lebensfreude seiner Patientinnen. Gegen das beabsichtigte Radfahren von Christel Wolfram hat er keine Bedenken. Gegen übertriebene sportliche Ambitionen aber schon. Er habe mal einem Patienten eine Knieprothese eingesetzt, so der Chefarzt. Ein paar Wochen später sei von dem Mann per Brief ein Foto eingetroffen, auf dem dieser als Ski-Langläufer abgebildet war.
"Gut, dass er sich so wohl fühlt, aber Hochrisikosportarten wie Skilaufen sind prinzipiell nicht zu empfehlen. Die Belastung beim Skilaufen ist sehr groß, so dass sich die Prothese vorzeitig lockern könnte, zudem sind Verletzungen wie Knochenbrüche bei Vorhandensein einer Endoprothese erfahrungsgemäß sehr schwer zu behandeln", kommentiert Krüger.