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Musikschule Köthen wird 40 Wenn Musik beflügelt: Großes Jubiläumskonzert im Schloss

Warum es für junge Menschen wichtig ist, ein Instrument zu spielen, erzählen drei Lehrer: Elisabeth Lepetit-Till, Alexander Glatz und Andreas Leipold.

Von Sylke Hermann 13.09.2024, 14:00
„Nocturne im Kerzenschein“: Die Konzerte der Musikschule stoßen auf riesiges Interesse und sind jedes Mal ausverkauft.
„Nocturne im Kerzenschein“: Die Konzerte der Musikschule stoßen auf riesiges Interesse und sind jedes Mal ausverkauft. Foto: Nicklisch

Köthen/MZ. - „Another Brick in the wall“ von Pink Floyd – Andreas Leipold sollte das prägnante Gitarrensolo spielen, die Zuschauer beeindrucken und von den Stühlen reißen. Er macht’s nicht. Zumindest nicht wie geplant. Weil das schon Zigtausende gemacht hätten. Der Wahlleipziger, der im Westen der Messestadt seit ein paar Jahren seine eigene, kleine Gitarrenschule betreibt, fragt sich ernsthaft: „Wo bleibt da mein Spielraum? Meine Kreativität?“ Und er hat sich überlegt: „Wie wär’s, wenn wir das Stück mal so richtig crashen?“

Das Publikum darf gespannt sein auf den Auftritt von Andreas Leipold, der an der Musikschule Köthen viel gelernt habe, erzählt er. Deshalb käme er gern zu deren 40. Geburtstag vorbei. Am Sonntag wird der gefeiert (siehe unten). Natürlich mit jeder Menge Musik.

Ein bisschen Talent

Andreas Leipold wollte unbedingt Gitarrenlehrer werden. „Ich war ein guter Schüler und hatte sicher auch ein bisschen Talent.“ Deshalb habe man ihn immer vorgeschickt, erzählt er, wenn irgendwo in der Stadt ein Gitarrenschüler für einen Auftritt angefragt wurde. Er hatte Spaß am Spielen. Damals schon. Heute nicht weniger. „Wenn man ein Instrument spielt, kann man in sein eigenes Universum abtauchen und sich entfalten. Ich würde allen Eltern raten: Lasst eure Kinder ein Instrument lernen. Vollkommen egal, welches.“ Hauptsache, die Musik ist Teil des Lebens, findet er.

Andreas Leipold gehört am Sonntag zu den Mitwirkenden.
Andreas Leipold gehört am Sonntag zu den Mitwirkenden.
Foto: Leipold

Das sieht Elisabeth Lepetit-Till genauso. Sie ist „auf jeden Fall sehr stolz, dass unsere Musikschule einen so guten Ruf hat und die Nachfrage groß ist“. Sie unterrichtet hier seit 2009 Klavier und sagt: „Mir ist es wichtig, die Freude an der Musik zu wecken.“

Ihre beiden Söhne spielen ebenfalls Klavier. Mal mit mehr und mal mit weniger Begeisterung. Ein Phänomen, das ihr immer wieder begegnet: „Viele Kinder wissen nicht, was damit zusammenhängt, ein Instrument zu lernen.“ Es brauche vor allem Disziplin. Sie war sechs, als sie anfing. „Mir ist das in die Wiege gelegt worden.“ Ihre Mutter, erzählt die 43-Jährige, sei selbst Klavierlehrerin gewesen, „aber ich war nicht bei ihr im Unterricht“. Sie hatte verschiedene Lehrer in Köthen, was sie als „sehr inspirierend“ empfunden habe; „jeder hat einen anderen Stil“.

Elisabeth Lepetit-Till liebt die Musik. „Musik beflügelt. Man kann seine Stimmungen ausleben, sich selbst verkörpern. Meine Schüler“, sagt sie, „gehen oft mit einem Lächeln aus dem Unterricht.“ Ein schönes Gefühl – jedes Mal.

Was er der Musikschule Köthen wünscht? „Dass sie weiterhin die Möglichkeit bekommt, eine gute Arbeit leisten zu können“, sagt Alexander Glatz, „und jeder die Chance hat, an kultureller Bildung teilzuhaben.“ Er war acht, als er an der Musikschule anfing, Schlagzeug zu spielen. „Man fängt erst mit der kleinen Trommel an, die das Herzstück des Instrumentes ist, und dann wird man langsam an das gesamte Schlagzeug herangeführt“, erzählt er.

Schönes Zusammenspiel

Sein Vater spielte Schlagzeug. Er wollte das auch. Inzwischen unterrichtet der 48-Jährige das Instrument an der Köthener Musikschule und findet, dass das Schlagzeug „sehr gut geeignet“ sei, um Koordinationsfähigkeit und Rhythmik zu erlernen. „Das Schönste ist das Zusammenspiel mit anderen.“ Alexander Glatz empfindet es zudem als „wichtigen sozialen Aspekt“, gemeinsam aufzutreten, dieses Erlebnis zu teilen. „Auf der Bühne lernt man dreimal mehr als im Probenraum“, ist er überzeugt.

Deshalb veranstaltet die Musikschule Köthen regelmäßig Konzerte und Vorspiele, damit die Kinder und Jugendlichen zeigen können, was sie gelernt haben. „Musik ist einfach eine tolle Ausdrucksform“, sagt Andreas Leipold. „Man muss auch mal mutig sein, sich etwas trauen und mit der Erwartungshaltung brechen.“ Was er sich darunter vorstellt, will der ehemalige Köthener Schüler am Sonntag zeigen. Er freut sich auf das Experiment.