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Webcam auf dem Köthener Marktplatz Webcam auf dem Köthener Marktplatz: Ausspioniert und bespitzelt nach Stasi-Art?

Von Helmut Dawal 05.01.2015, 18:07
Seit dem 23. Dezember 2011 zeigt Heiko Kaisers Webcam den Köthener Marktplatz.
Seit dem 23. Dezember 2011 zeigt Heiko Kaisers Webcam den Köthener Marktplatz. archiv/Rebsch Lizenz

Köthen - Für Bernd Meyer ist es eine „Ungeheuerlichkeit“. So bezeichnet der Mann aus Gnetsch die Webcam, die einen Blick auf den Köthener Marktplatz ermöglicht. Aufmerksam geworden ist Meyer auf diese Kamera durch den MZ-Beitrag „Neue Webcam zeigt die Köthener Skyline“ vom 31. Dezember 2014. Beide Kameras hat der Köthener Immobilienmakler Heiko Kaiser in Eigeninitiative und auf eigene Kosten installieren lassen. Sein Beweggrund: Er wollte Köthen etwas bekannter machen.

Kopie von Erlaubnis gefordert

Bernd Meyer stößt sich insbesondere an der Marktplatz-Webcam. Seine Meinung: Die Kamera muss weg. „Ich fühle mich in meinen Persönlichkeitsrechten eingeschränkt bzw. eingeengt, bespitzelt und ausspioniert“, teilte Meyer der MZ mit und fügte hinzu: „Es kann nicht sein, dass nach Stasimanie der Marktplatz von Köthen überwacht wird.“ Wann er den Marktplatz betrete, wie lange sein Auto dort stehe, mit wem er sich auf dem Marktplatz treffe, all das seien Dinge, „die die gesamte restliche Welt nichts angehen“, betonte der Gnetscher. Zudem wollte er wissen, wer bzw. welche öffentliche Stelle das Aufstellen der Webcam und damit die Überwachung des Marktplatzes erlaubt habe und forderte Heiko Kaiser auf, eine Kopie dieser Erlaubnis vorzulegen.

Heiko Kaiser ist über die Argumentation des Gnetschers einigermaßen erschüttert. Am 23. Dezember 2011 schaltete Kaiser die Marktplatz-Webcam ein. Seither wurde sie von über 240.000 Menschen aus aller Herren Länder angeklickt, auch von vielen Köthenern. „Niemand hat sich bisher darüber beschwert, Herr Meyer ist der erste“, sagte Kaiser im MZ-Gespräch. Der Geschäftsmann hat zwischenzeitlich auch die Fragen von Herrn Meyer ausführlich beantwortet und versicherte darin unter anderem: „Im Vorfeld der Planung habe ich selbst die Bedenken gehegt und umfangreich recherchiert. Auch ich möchte nicht überwacht werden und als Betreiber der Kamera schon gar nicht mit irgendwelchen Stasimethoden verglichen werden.“

Panoramafreiheit

Eine Erlaubnis zum Aufstellen der Kamera war nicht nötig. „Es gibt die so genannte Panoramafreiheit, was bedeutet, dass ich einen öffentlichen Platz fotografieren kann“, erläuterte Kaiser. Das Bild, das die Kamera liefere, habe eine solche Auflösung, „dass man keine Person identifizieren kann“. Auch Autokennzeichen seien nicht lesbar. Sollte jemand das Bild abspeichern und vergrößern, seien die Menschen nur „als Farbkleckse“ sichtbar. Kaiser erfüllt damit die Ansprüche, die der Datenschutzbeauftragte des Landes Sachsen-Anhalt für solche Webcams stellt. „Solche Kameras dürfen keine personenbezogenen Daten liefern, und sie dürfen auch keine Zoombilder machen“, sagte seinerzeit Harald von Bose, als die MZ erstmals über die Webcam berichtete. (mz)

Die Webcams im Internet unter: www.hkimmo.de