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Urkunden für Hof Pfaffendorf

Von WLADIMIR KLESCHTSCHOW 25.03.2009, 17:35

PFAFFENDORF/MZ. - Das sind Zertifikate, die den Teilbetrieben des Verbundes bescheinigen, beim Ackerbau die hohen europäischen Qualitätsstandards einzuhalten. Ein unabhängiges Experten-Büro aus Jena entscheidet über die Vergabe von Zertifikaten nach einer akribischer Untersuchung vor Ort.

"Eine Zertifizierung ist an sich keine Pflicht", erläuterte Vierenklee die Hintergründe der Auszeichnung. Kein Landwirtschaftsunternehmen sei verpflichtet, sich einer Kontrolle zu unterziehen. Wenn die Landwirte es aber freiwillig tun und ein Zertifikat erhalten, so sei dies gut auch für den Ruf der Landwirtschaft insgesamt. Vierenklee erinnerte daran, dass auch die Qualität der Milchproduktion des Hofes Pfaffendorf bereits zertifiziert wurde. Solche Zertifikate gelten nur einige Jahre, danach müsse erneut geprüft werden.

Die Kontrolleure hatten im vergangenen Jahr die Produktion von Getreide, Ölfrüchten, Mais, Zuckerrüben und anderen Kulturen am Hof Pfaffendorf gründlich unter die Lupe genommen. "Da wird alles überprüft: Ob die Düngermenge nicht zu groß ist und sogar, ob beim Spritzen die vorgeschriebenen Abstände zu den Gräben am Rande eines Ackers eingehalten werden", so Vierenklee. Am Hof Pfaffendorf seien 97,7 Prozent aller Parameter erreicht worden. Das sei sehr hoch.

Die Landwirte kostet eine Zertifizierung Zeit und auch Geld. Denn sie müssen sie bezahlen. Auf bis zu 5 000 Euro schätzt Birgit Meurer den finanziellen Aufwand für ihr Unternehmen. Dafür kann der Hof Pfaffendorf seine Abnehmer auf die Zertifikate verweisen - als Nachweis für eine hochqualitative Produktion. "Wer heutzutage Gemüse oder Kartoffeln verkaufen will, wird seine Produkte ohne solch ein Zertifikat kaum los", weiß Gerald Pöse, am Hof Pfaffendorf verantwortlich für Pflanzenanbau.

Allerdings garantiere auch ein Zertifikat nicht, dass die Landwirte für ihre Produkte ein ordentliches Geld bekommen. Denn die Konkurrenz ist groß. Besonders deutlich ist das bei Milch zu spüren. Der Markt ist übersättigt, der Preis ist im Keller. "Wir bekommen für einen Liter Milch nur 20 Cent", sagt Birgit Meurer. Bei diesen Preisen könne die Milchproduktion nur weiter geführt werden, weil die anderen Bereiche wirtschaftlich arbeiten. "Um die Selbstkosten zu senken, sind wir sogar dazu übergegangen, die Kühe statt drei Mal nur zwei Mal am Tag zu melken", so Frau Meurer.

Sowohl sie als auch Heinz Vierenklee vermissen eine Unterstützung für die Landwirte seitens der Politik. "In Frankreich bekommen die Bauern deutlich höhere Preise für ihre Milch", blickte Birgit Meurer ins Nachbarland. "Die dortigen Landwirte kämpfen aber auch für ihr Recht - zum Beispiel mit Autobahnblockaden -, so dass die Politik es sich nicht leisten kann, sie zu ignorieren." "Manche Landwirte bei uns haben bereits ihre Milchproduktion als unwirtschaftlich aufgegeben", erklärt Vierenklee. "Früher waren in den Elbe-Auen jede Menge Kühe zu sehen. Heute sieht man kaum eine."

Die fehlende Unterstützung für Landwirte könne dazu führen, dass "der Bevölkerungsschwund auf dem Lande weiter geht", befürchtet Birgit Meurer. "Die landwirtschaftliche Gesamtfläche verkleinert sich", ergänzt Heinz Vierenklee. "Immer mehr Äcker werden zweckentfremdet genutzt."

Der Hof Pfaffendorf baut Kartoffeln, Mais, Raps, Getreide, Sojabohnen, Mais, Zuckerrüben, Luzerne, Zwiebeln, Erbsen und anderes Gemüse an. Die Gesamtanbaufläche liegt bei 3 500 Hektar. Das Unternehmen hält 1 200 Rinder, davon 700 Kühe. Kommentar Seite 10