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Ex-Urag-Chef sitzt in Haft Urag-Skandal: So geht es mit der Wasserversorgung in Radegast Glauzig Wieskau und Trebbichau weiter

Von Doreen Hoyer 17.09.2019, 10:55

Radegast/Halle - Michael Graf will nicht nur schlechte Nachrichten verbreiten. Das Gute sei, sagt er,  dass der Geschäftsbetrieb ganz normal und reibungslos laufe. „Wir sind da sehr zufrieden mit der Midewa.  Ich bin zu jedem Zeitpunkt über jede Aktion informiert.“  Technischer Service und Havariedienst liefen vorbildlich.

Graf ist ehrenamtlicher Geschäftsführer des Wasserverbandes Fuhnetal. Jenes Verbandes, der gut 1 600 Haushalte in Orten wie Radegast, Glauzig, Wieskau oder Trebbichau an der Fuhne mit Wasser versorgen soll. Gut 4 100 Kunden insgesamt. Und dessen Geschäftsbesorger, die Umwelt-, Recycling- und Abwassertechnologie GmbH (URAG), Insolvenz angemeldet hat. Es hatten zudem Beschwerden gegeben, dass Rechnungen nicht bezahlt, Zählerstände nicht weitergeleitet worden seien (die MZ berichtete).

Wasserverband Fuhnetal prüft nach Urag-Insolvenz Optionen

Der Verband kündigte daraufhin den Vertrag mit der Urag, fand mit der Midewa einen neuen Geschäftsbesorger, sodass die Kunden nicht auf dem Trockenen sitzen blieben. Doch mit der Midewa war bislang nur eine Übergangslösung für 2019 vereinbart. Wie geht es ab 2020 weiter?
Diese Frage beschäftigt Michael Graf aktuell. Es gebe drei Optionen, erklärt er.

Man könnte erstens als Verband die Geschäftsbesorgung ausschreiben lassen, aber dazu seien viele Formalitäten notwendig und die Zustimmung der kommunalen Träger wäre einzuholen. Man könnte zweitens den Verband auflösen und die Trinkwasserkunden quasi abgeben an die jeweiligen Zweckverbände, die in den Gebieten tätig sind und die auch Trinkwasserversorgung anbieten. Oder man könnte drittens den Wasserverband  auflösen und die Geschäftsbesorgung vollumfänglich und dauerhaft der Midewa, Niederlassung Köthen, anvertrauen.

Welche der Varianten also soll es werden? Möglicherweise eine Mischung aus 2 und 3. Die meisten der Ortschaften im Verband gehören zur Stadt Südliches Anhalt. Schortewitz und Cösitz dagegen gehören zur Stadt Zörbig und da könnte es doch sinnvoll sein, wenn beide ihr Wasser über den Trinkwasserzweckverband Zörbig bekämen, so Graf.

Zehbitz, das wiederum zum Südlichen Anhalt gehört, aber nicht zum Trinkwasserverband Fuhnetal, sei schon bei den Zörbigern. Zwischen Schortewitz und Zehbitz wiederum liegt Radegast. Und es sei doch ebenfalls sinnvoll, wenn auch Radegast zum Zörbiger Verband gehe, „um eine geschlossene Versorgungslinie zu bilden“, formuliert Graf den Vorschlag. Die anderen Orte des Verbandes Fuhnetal würden nach diesem Modell dauerhaft bei der Midewa bleiben. Es gehe darum, die wirtschaftlichste Lösung zu finden.

Stadträte entscheiden über Zukunft der Wasserversorgung

Entscheiden müssten jedenfalls, betont Graf, zunächst die Stadträte. Erst wenn diese in Sachen Auflösung abgestimmt hätten, könne die Verbandsversammlung beschließen. Der Stadtrat Südliches Anhalt  beispielsweise kommt am 25. September zusammen. Die Verbandsversammlung, blickt Graf voraus, könnte dann im Oktober stattfinden.

In der Beschlussvorlage für den Stadtrat Südliches Anhalt ist derweil speziell  von einem Wechsel Radegasts zum Zörbiger Verband  nichts zu lesen. Vielmehr ist die Rede davon, die Wasserversorgung und das Vermögen für die Ortschaften der Stadt im Verbandsgebiet zunächst auf die Midewa zu übertragen. Zu bedenken ist auch, dass parallel zur Auflösung des Verbandes  ein Vertrag aufgesetzt werden muss zur Vermögensauseinandersetzung zwischen den Mitgliedern.

Die Auflösung des Verbandes müsste zu einem Stichtag beschlossen werden, naheliegend wäre der 31. Dezember 2019. „Dann ist der Verband als Körperschaft nicht mehr existent, aber die Nachwehen werden sich wohl noch lange hinziehen“, blickt der Radegaster voraus. So werde es sehr schwierig, das Wirtschaftsjahr 2018 zu prüfen, da die Urag Zählerstände nicht weitergeleitet habe. Zum Teil konnten Abschlagszahlungen für 2019 nur  festgelegt werden, indem man die Verbräuche für das Vorjahr in Zusammenarbeit mit den Abwasserverbänden über Umwege ermittelte.

Ex-Urag-Leiter Ulrich Holesovsky in Haft

Das Insolvenzverfahren gegen die Urag, eröffnet am 1. März, läuft derweil noch.  Nach Angaben des betreuenden Insolvenzverwalters wird ein Zwischenbericht Ende  November erwartet. Die Urag war lange von Dr. Ulrich Holesovsky geleitet worden, ehe er diese Aufgabe an seinen Sohn Marc abgab. Dieser hatte der Köthener MZ im Frühjahr gesagt, „Rechtsstreitigkeiten“ hätten zur Insolvenz geführt.

Im September nun bestätigte die Staatsanwaltschaft Halle, dass Ulrich Holesovsky derzeit in Haft sitzt. Er verbüße eine Freiheitsstrafe „von zwei Jahren und zehn Monaten wegen Steuerhinterziehung im Zusammenhang mit der von ihm geführten Firmengruppe“, so die leitende Oberstaatsanwältin Heike Geyer. 

Die Haft trat er zum 30. August 2018 an. Zudem habe eine Wirtschaftsprüfergesellschaft im Februar Anzeige gegen die Verantwortlichen der Urag gestellt wegen des Verdachtes auf Insolvenzverschleppung. Die Ermittlungen  seien aber noch nicht abgeschlossen.