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Digitales Projekt Trotz Restaurierung - Dank App sollen Besucher bald beim Köthener Schloss hinter die Fassade blicken

Über eine App sollen Besucher des Köthener Schlosses die Ausstellungen besuchen können, auch und gerade während der Restaurierung.

Von Sylke Hermann 16.01.2022, 12:00
Die neue App soll einen virtuellen Spaziergang durch das Köthener Schloss ermöglichen, während es wegen Bauarbeiten geschlossen ist.
Die neue App soll einen virtuellen Spaziergang durch das Köthener Schloss ermöglichen, während es wegen Bauarbeiten geschlossen ist. (Foto: Ute Nicklisch)

Köthen/MZ - Mit ein bisschen Fantasie gelingt es, sich in diese noch ungewohnte Szenerie zu denken: Menschen zücken ihr Mobiltelefon, halten es in eine bestimmte Richtung, scannen Stück für Stück die Fassade, schauen genau hin, vor allem aber dahinter und damit hinein, sie lauschen aufmerksam, sie schmunzeln hier und da, singen vielleicht sogar mit, freuen sich. Und das, obwohl sie doch draußen bleiben müssen, wenn das Schloss erst umfassend restauriert wird – und enttäuscht sein könnten.

Christine Friedrich, die Geschäftsführerin der Köthen Kultur und Marketing GmbH (KKM), begreift diese vermeintlich widrigen Umstände, die in Bälde auf sie zukommen dürften, als Chance. Die Chance auf etwas Neues und Innovatives.

NaturKultur² nennt die KKM ihr neuestes Digitalprojekt

Über eine noch zu entwickelnde App sollen Besucher das Köthener Schloss besuchen können, obwohl die Ausstellungsräume während der Bauphase geschlossen bleiben. Man will niemanden ausschließen, vielmehr zu einem virtuellen Spaziergang einladen. Das Geld für dieses Digitalprojekt steuert die Kulturstiftung des Bundes bei. Knapp 200.000 Euro sollen eingesetzt werden, um den Spieß umzudrehen: Was für eine gewisse Zeit nicht zugänglich ist, muss nach Überzeugung der Protagonisten nicht verschlossen bleiben – und sich schon gar nicht von der Außenwelt abschotten. Das ist der Plan, den die KKM-Chefin mit ihrem Projektleiter Andreas Hillger geschmiedet hat. Der Startschuss ist jetzt gefallen. Mit dem positiven Fördermittelbescheid.

NaturKultur² nennt die KKM ihr neuestes Digitalprojekt. Mit der App werden die Besucher am bereits restaurierten Torhaus des Schlosses empfangen. Aus den Fenstern grüßen mit dem Ort verbundene Figuren: Fürst Ludwig, Hofkapellmeister Johann Sebastian Bach, der Ornithologe Johann Friedrich Naumann, der Homöopath Samuel Hahnemann und Walter Götze, besser bekannt als Buddelgötze, dem in diesem Jahr im Übrigen eine Sonderausstellung gewidmet werden soll.

„Das Schloss ist kultur-, aber auch naturhistorisch relevant“

Es sollen über die App-Plattform dreidimensionale Modelle zu sehen sein, die Lust auf mehr machen: auf mehr Inhalt, mehr Historie, mehr Köthener Geschichten. „Wir gehen davon aus, dass sich Leute die App herunterladen, die auch etwas erfahren wollen“, sagt Andreas Hillger.

Die Figuren, die als plastisch animierte, historische Bilder in Erscheinung treten sollen, laden ein, besondere Exponate in den Museen zu entdecken. Auf diese Weise wird die Baustelle Schloss – in den kommenden Jahren werden in dessen Restaurierung 35 Millionen Euro investiert – dann doch wieder zugänglich.

„Das Schloss ist kultur-, aber auch naturhistorisch relevant“, erläutert Andreas Hillger. Und „diese Verschränkung“ will man mit NaturKultur² digital schaffen. Zumal Köthen und insbesondere das Schloss „eine wirklich überraschende Vielfalt an Themen“ zu bieten habe – und das über eine sehr lange Zeitspanne. Das will man nutzen, um zu begeistern.

Die KKM sucht jetzt ein Entwicklerteam, dass die App programmiert

In die Projektarbeit werden die Museumsmitarbeiter einbezogen, um bis Ende Jahres das Schloss Kapitel für Kapitel neuartig zu präsentieren. Auch verschiedene Partner im Landkreis sind mit im Boot und sollen sich wiederfinden. „Die App“, weiß Andreas Hillger, „steht und fällt mit den Inhalten.“

Die KKM sucht jetzt ein Entwicklerteam, dass die App programmiert. Christine Friedrich ist dabei wichtig, dass die inhaltliche Bearbeitung und technische Realisierung auf Augenhöhe passieren. Was nütze es, wenn man gute Ideen habe, die sich aber nicht umsetzen ließen.

„Das ist alles ein großes Wagnis, aber wir freuen uns sehr darauf.“ Es stünde bereits jede Menge Material aus den Museen zur Verfügung, weiß Christine Friedrich. Doch wie sich das alles am Ende modern in der App darstellen lässt, sei im Moment noch vollkommen offen.