Lady Maxime aus Köthen Travestie aus Köthen: Lady Maxime wird vom Mann zur Frau in drei Stunden

Köthen - High Heels, Lippenstift, Glitzerfummel. Max Engelmann liebt das alles. Der studierte Theaterpädagoge verdient sein Geld als Gästebetreuer im Friedrichstadtpalast in Berlin. Er träumt davon, hauptberuflich als Travestie-Künstler zu arbeiten.
Vor zehn Jahren hat sich der Köthener mit Lady Maxime eine eigene Kunstfigur geschaffen. Das will er am 20. und 21. Januar mit einer Jubiläumsshow im Veranstaltungszentrum in Köthen feiern. MZ-Redakteurin Stefanie Greiner hat mit dem 27-Jährigen gesprochen.
Max, seit zehn Jahren stehst du jetzt schon als Lady Maxime auf der Bühne. Eine lange Zeit.
Max Engelmann: Zehn Jahre. Wahnsinn! Greifen lässt sich das ganz, ganz schwer. Ich freue mich einfach, dass ich das schon so lange machen darf. Ich sage immer, dass ich es machen darf, denn man wird ja nur so gut angenommen, wie die Leute das auch sehen möchten.
Inwieweit ist Lady Maxime in dieser Zeit gereift?
Max Engelmann: Optisch ist die größte Wandlung passiert. Am Anfang habe ich einfach nur Make-up draufgespachtelt. Jetzt mache ich das mit einem Sinn dahinter. Die Shows haben sich natürlich auch verändert. Anfangs habe ich Text auswendig gelernt. Jetzt gehe ich oft auf die Bühne und weiß vorher nicht, was ich erzähle.
Klar, ich habe einen Standard an Gags im Kopf. Ich bin aber viel spontaner geworden. Diese Spontanität und die Interaktion mit dem Publikum machen mir am meisten Spaß. Lady Maxime ist über die Jahre eine eigenständige Kunstfigur geworden, aus der heraus ich völlig sicher agieren und improvisieren kann.
Die Schuhe der Lady sind in den letzten zehn Jahren bestimmt höher geworden.
Max Engelmann: Ja, definitiv. Ich glaube die ersten hatten acht Zentimeter hohe Absätze. Die höchsten Schuhe, die ich jetzt habe, haben 19 Zentimeter. Ich hatte nie ein großes Problem damit, auf hohen Schuhen zu laufen.
Ganz im Gegenteil. Ich liebe es, in High Heels auf der Bühne zu stehen und zu tanzen. Je außergewöhnlicher diese sind, desto besser. Somit ist es wohl auch nicht verwunderlich, dass Lady Maxime bei mir zu Hause mehr Platz für ihre Schuhe braucht als Max. (lacht)
Wo bekommt Lady Maxime ihre Kleidung her?
Max Engelmann: Die wird größtenteils maßgeschneidert. Anfangs habe ich Kleider im Internet bestellt. Vor fünf Jahren fiel mir der Aushang einer Schneiderin auf. Silvia Bierbaum. Sie hat vorher noch nie Frauenklamotten für einen Mann geschneidert. Mittlerweile ist eine intensive Zusammenarbeit entstanden.
Ich designe meine Outfits selbst. Sie freut sich und verflucht mich jedes Mal, wenn ich mit einer neuen Idee komme. Wir haben vor Jahren einen Körperabdruck von mir erstellt. Daran schneidert sie, da ich es nur selten schaffe, für eine Anprobe zu ihr nach Bremen zu fahren. Die anderen Dinge beziehe ich von anderen Künstlern.
Bei Facebook gibt es zum Beispiel eine Gruppe, die sich Travestie-Flohmarkt nennt. Einen Großteil meiner Kostüme bekomme ich zudem von einem Schneider aus Holland. Erwin Hoogeveen. Er macht auch wieder tolle Sachen für die Jubiläumsshow.
Die Anfänge: Wie kommt man eigentlich zur Travestie?
Nicht jeder verfolgt deinen Werdegang von Anfang an. Erzähl doch mal, wie bist du überhaupt zur Travestie gekommen?
Max Engelmann: Eine Bekannte hatte eine Karnevalsveranstaltung organisiert und brauchte noch jemanden, der als Travestie-Künstler auftritt. Es fand sich kein Kerl, weil alle schon irgendwie im Programm verplant waren. Sie kam auf mich zu und fragte, ob ich das machen würde. Ich habe mir Travestie-Shows schon immer gern angeschaut, stand schon immer gern auf der Bühne.
Ich habe zugesagt und mir Frauenklamotten zusammengeborgt. Die Schuhe waren sieben Nummern zu klein. Ich stand hinten ordentlich über. (lacht) Das war alles nicht so ganz ... Vom Make-up wollen wir gar nicht erst reden. Es war eine Playback-Nummer.
Die Leute standen auf einmal auf Tischen und Bänken. Das war super. Das gleiche Programm habe ich einen Monat später noch mal gemacht. Und da kam es wieder so gut an. Da dachte ich mir: Cool, das macht Spaß. Ich habe mir die ersten Outfits besorgt. So fing das an. Ich hätte nicht gedacht, dass es mal zehn Jahre werden.
Was waren deine ganz persönlichen Höhepunkte in diesen zehn Jahren?
Max Engelmann: Meine erste eigene Show. „Männer, Frauen und der Rest.“ Das war 2011 im Bahnhofsgebäude in Ottersberg. Da ist eine große WG drin, in der es auch einen Salon gibt, wo die Show stattfand. Im selben Jahr bin ich im Pulverfass aufgetreten, dem Travestie-Lokal in Hamburg. Da war ein Travestie-Nachwuchs-Contest. Ich habe nicht gewonnen, war darüber auch nicht traurig.
Im Pulverfass auf der Bühne zu stehen, schon allein das ist für einen kleinen Travestie-Künstler was ganz Großes. Beim Sachsen-Anhalt-Tag 2015 in Köthen durfte ich zusammen mit den Kollegen von „Zauber der Travestie“ auftreten. Ich als kleiner Künstler mit den großen Damen. Für mich war das ein Ritterschlag. Ein Highlight ist jedes Jahr auch der Kleinkunsttag in Köthen.
Wo willst du noch hin mit Lady Maxime?
Max Engelmann: In den Urlaub. (lacht) Nee, Quatsch. Das ist schwer zu sagen. Ich könnte mir durchaus vorstellen und hätte auch echt Spaß daran, das hauptberuflich zu machen. Dafür würde ich alles stehen und liegen lassen.
Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, als den Leuten im Paillettenkleid, mit High Heels und einem Fiffi auf dem Kopf jeden Abend eine Show zu präsentieren und zu sagen: Das ist mein Job.
Klar, du verkörperst Lady Maxime. Aber welche Gemeinsamkeiten habt ihr eigentlich?
Max Engelmann: Wir sind beide groß. (lacht) Was uns noch eint, ist, dass wir durchweg positive Menschen sind. Wir gehen beide mit einem breiten Lächeln durchs Leben. Wir sind beide laut. Und wir sind sehr genussvolle Menschen.
Lady Maxime ist aber weitaus frecher und frivoler. Ich habe auch schon ordentlich was drauf, aber sie übertrifft und potenziert das ins Unfassbare. Unser Musikgeschmack ist ähnlich. Und wir sind Menschen, die, wenn sie etwas machen, es auch richtig machen.
Programm und Gags: Die Welt ist eine Bühne
Wie kommst du eigentlich auf die Gags, die Lady Maxime erzählt?
Max Engelmann: Ich bin ein aufmerksamer Mensch geworden. Ich war vorher viel mit Kopfhörern unterwegs. Zugegeben, jetzt auch noch, weil ich sehr musikfixiert bin. Ich habe aber in den letzten Jahren gelernt: Nimm mal die Kopfhörer aus den Ohren, wenn du Bus oder Bahn fährst, hör einfach mal zu und guck dich um.
Es gibt diesen schönen Spruch: Die Welt ist eine Bühne und wir sind alle nur die Darsteller. Das ist so wahr. Ich wohne ja nun seit über einem Jahr in Berlin. Da sehe ich jeden Tag die unterschiedlichsten Menschen. Die dienen mir manchmal als Inspiration.
Die Gangart von Menschen zu kopieren, ist das Witzigste, was man machen kann. Manchmal hole ich Zettel und Stift raus und schreibe mir auf, wie dieser Mensch gerade dasitzt. Oder ich schnappe ein Gespräch auf. Und denke mir: Das muss in die Show. Manches kann man sich nicht ausdenken. Manches ist so lustig.
Apropos Show. Was erwartet die Gäste deiner Jubiläumsshow?
Max Engelmann: Lady Maxime in ganz vielen unterschiedlichen Facetten. Es wird sehr viele Kostümwechsel geben. Ganz viel Live-Gesang. Es sind wieder schöne Comedy-Nummern dabei. Ich spiele viel mit dem Publikum. Und ich habe mir tolle Gäste eingeladen.
Es wird bunt. Es wird laut. Es wird auch mal leise. Es wird romantisch. Ich habe die Möglichkeit, Lieder zu bringen, die ich seit neun Jahren singen will.
Karten für die Jubiläumsshow sind in Köthen in der Veranstaltungskasse im Halleschen Turm und in der Köthen-Information im Schloss erhältlich. Mehr von Lady Maxime gibt’s auf ihrer Facebook-Seite zu sehen. (mz)


