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Tischlermeister aus Köthen Tischlermeister aus Köthen: Volle Auftragsbücher und große Nachwuchssorgen

Von Matthias Bartl 02.09.2017, 14:02
Steffen Queitsch erläutert Landrat Uwe Schulze die Möglichkeiten der CNC-Bearbeitung.
Steffen Queitsch erläutert Landrat Uwe Schulze die Möglichkeiten der CNC-Bearbeitung. Heiko Rebsch

Köthen - Auf die Frage nach der Tradition oder vielmehr nach deren Fortsetzung zuckt Steffen Queitsch nur mit den Schultern. Tischlerin, das ist mal sicher, wird seine Tochter Carolin nicht werden. Sie zieht es zum Studium, Lehramt oder Logistik sind in der engeren Wahl.

Insofern wird wohl die Klepziger Tischlerei Queitsch, nach aktueller Lage der Dinge, über die dritte Generation im Familienbesitz nicht hinauskommen. Den 100. Geburtstag aber, der im Jahr 2022 gefeiert werden soll, den in einem gut aufgestellten Unternehmen zu erleben - da ist sich Steffen Queitsch ziemlich sicher: „Das feiern wir auf jeden Fall.“

Landrat Uwe Schulze auf Firmenbesuch in der Tischlerei

Was auch Landrat Uwe Schulze freut, der sich dieser Tage den Queitschschen Handwerksbetrieb angesehen hat - zusammen mit der Mittelstandsbeauftragten des Landkreises.

Firmenbesuche dieser Art sollen wunschgemäß die Informationen und Stimmungslagen zutage fördern, die es der Landkreisverwaltung ermöglicht, sinnvolle Entscheidungen für wirtschaftliche Rahmenbedingungen zu treffen. Das kann von Förderung über Ausschreibungen bis hin zu Nachwuchssicherung und Antragsbearbeitung reichen.

Im letzteren Punkt hört Schulze Lob - wenngleich der Adressat der Kundendankbarkeit eher überraschend kommt, denn Steffen Queitsch bedankt sich ausdrücklich und allen Ernstes bei der Fischereibehörde des Landkreises für die gute Kooperation bei der Errichtung des Anbaus an der Tischlerei.

„Wir mussten die Zustimmung der Fischereibehörde einholen, weil der Anbau direkt neben einem Teich gegründet werden musste“, erklärt Steffen Queitsch - und bei den Gründungsabreiten musste der Wasserspiegel des Teiches deutlich abgesenkt werden . „Die Fische haben’s überlebt.“

Baumboom in Deutschland kommt auch den Tischlereien zugute

Der Anbau an die alteingesessene Tischlerei, die Queitsch im Jahr 2004 von seinem inzwischen verstorbenen Vater Karl übernommen hatte, ist ein sichtbares Zeichen dafür, dass es der Bautischlerei derzeitig wirtschaftlich so gut geht wie lange nicht mehr - auch wenn Steffen Queitsch davon spricht, dass jeder Tag ein Kampf ums Überleben sei.

Dennoch hat der aktuelle Baumboom in Deutschland diesen Kampf erleichtert, indem er auch bis Klepzig durchgeschlagen ist.

Was für die Firma Queitsch heißt, dass das ebenfalls zur Firma gehörende und von Queitschs Ehefrau Martina geleitete Bestattungsinstitut - Steffen Queitsch ist nicht nur Tischler-, sondern auch Bestattermeister - nicht mehr die Hauptumsätze liefert, wie das noch vor ein, zwei Jahren der Fall war. „Jetzt nehmen die Leute fürs Bauen mehr Geld in die Hand “, hat der Tischler Queitsch mit Genugtuung festgestellt.

Eine CNC-Maschine ermöglicht dem Tischler schnelleres und genaueres Arbeiten

Queitsch arbeitet mit seinen zwei Gesellen als Bautischler allem für die Firma Beton-Abel in Köthen, baut die speziellen Schalungen für die ebenfalls speziellen Betonarbeiten von Abel. „Aber wir arbeiten natürlich auch für kleinere Kunden, für privat - Fenster, Türen, Treppen, Möbel, Carports und anderes mehr.“

Queitsch hat auch materiell kräftig in die Zukunft investiert. Vor drei Jahren wurde eine CNC-Maschine angeschafft, in dem Anbau wird eine weitere neue Maschine Platz finden, mit der die Möbelkanten besser und schneller bearbeitet.

Queitsch macht sich Sorgen um den Handwerker-Nachwuchs

Allerdings macht sich der stellvertretende Innungsobermeister trübe Gedanken, wenn es um den Nachwuchs geht. Geeignete Jugendliche für eine Ausbildung: Fehlanzeige. Zwei Praktikanten, die 14 Tage bleiben sollten: Nach dem ersten Arbeitstag nicht wiedergekommen.

Queitsch findet drastische Worte für Jugendliche, die er hätte zu Handwerkern ausbilden sollen: „Sie waren entweder zu faul oder zu blöd.“ Beides kann er nicht brauchen. Inzwischen haben eben auch in der Tischlerei Computer Einzug gehalten, „Bei CNC-Arbeit geht es um komplexe Abläufe, da muss man fit im Kopf sein.“

Immerhin hat er Hoffnung für das Jahr 2018: Da wird Queitsch einen Lehrling bekommen, der derzeit noch seinen Schulabschluss macht. Das Abitur, um präzise zu sein. (mz)

Passendes Mitbringsel aus dem Landratsamt
Passendes Mitbringsel aus dem Landratsamt
Heiko Rebsch