Tierpark Köthen Tierpark-Fest in Köthen: Ministerpräsident Reiner Haseloff wirbt für Toleranz

Köthen - Nachdem der Aktionstag „Weltoffene Hochschulen“ verschoben worden ist, hat die Initiative „Wir wollen dasselbe - ein friedliches Köthen“ in der Nacht zum Samstag eine Ersatzveranstaltung organisiert.
Am Tierpark in Köthen fand seit 14 Uhr bis in die Abendstunden ein Fest statt. Zahlreiche Bürger feierten vor dem Tierpark ein friedliches Fest. Oberbürgermeister Bernd Hauschild ist überwältigt und stolz auf seine Stadt. Innerhalb weniger Stunden ist es der Initiative gelungen, diese Veranstaltung auf die Beine zu stellen. Vereine, Bürger und Institutionen tragen dazu bei. "Hier wird das wahre Gesicht dieser Stadt gezeigt", lobte Ministerpräsident Reiner Haseloff das Engagement.
Ministerpräsident Haseloff wirbt für tolerantes und weltoffenes Sachsen-Anhalt
Haseloff und Wissenschaftsminister Prof. Dr. Armin Willingmann wollen bei diesem Fest eindringlich für ein weltoffenes und tolerantes Sachsen-Anhalt werben. „Unsere Botschaft ist klar: Sachsen-Anhalt ist ein weltoffenes und tolerantes Land, in dem es sich lohnt zu leben, zu studieren und zu arbeiten“, betont der Ministerpräsident.
Wissenschaftsminister Prof. Dr. Armin Willingmann erklärt: „Köthen ist seit Jahren ein Leuchtturm für Toleranz und Weltoffenheit in Sachsen-Anhalt. Fast 2.000 ausländische Studierende an der Hochschule Anhalt bereichern das Leben in dieser Stadt. Umso fassungsloser macht es mich, wenn jetzt ein tragischer Todesfall politisch instrumentalisiert und auf schäbige Weise ausgeschlachtet wird. Damit wird auch der international gute Ruf dieser schönen Stadt und des Landes aufs Spiel gesetzt.“
Fest am Tierpark Köthen: Institutionen und Vereine wollen Gesicht zeigen
Die Zivilgesellschaft müsse enger denn je zusammenstehen und entschlossen für ein friedliches Miteinander eintreten. „Jede Form von Gewalt, Intoleranz und Ausländerfeindlichkeit darf in unserem Land keinen Platz haben.“
Ferenc Makk, Geschäftsführer der Freien Schule Anhalt, sagt: "Wir wollen heute Gesicht zeigen." Er mobilisierte mehrere Lehrkräfte, am Samstag zum Tierpark zu kommen. Die Schule stellte ihre Partnerschulen vor.
Die Neue Fruchtbringende Gesellschaft und der Kleinkunstverein "rondo la kulturo" sowie Sackpfeifenmacher Steffen Fischer und das Tanzstudio "Step by Step" gestalteten das Programm mit. „Wir lassen uns unsere Stadt nicht wegnehmen. Von niemandem“, sagte Kerstin Beutler von „rondo la kulturo“. Die Mitglieder des Vereins bastelten Windlichttüten mit der Aufschrift „Frieden für Köthen“ mit den Kindern.
Deutsche Gewerkschaftsbund sagt Kundgebung in Köthen ab
"Das Zentrum einer Stadt sind keine Plätze", sagte Mitorganisator Tom Aslan. "Das Zentrum einer Stadt sind die Menschen, die in ihr leben. Und sind sind heute hier." Er dankte Michael Engelmann und David Schaller-Engelmann vom Tierpark für ihren Einsatz, spontan Gastgeber dieser Veranstaltung zu sein.
Das Fest am Tierpark lässt sich auch die Liedermacherin Sarah Lesch nicht nehmen. „Ich bin total beeindruckt von dem, was hier passiert.“ Sie tritt im Verlauf des Abends auf.
Michael Engelmann und David Schaller-Engelmann vom Tierpark in Köthen haben das Fest überhaupt erst möglich gemacht. Sie wollten die Stadt nicht den Republikanern überlassen. Sie saßen mit weiteren Mitgliedern der Initiative "Wir wollen dasselbe - ein friedliches Köthen" bis in die Nacht im Irish Pub zusammen, um eine Ersatzveranstaltung für das abgesagte Programm der Hochschule auf die Beine zu stellen. "Wir haben Leute aus dem Bett geklingelt", sagt David Schaller-Engelmann. Und diese Leute hätten spontan ihre Unterstützung für die Veranstaltung am Tierpark zugesichert.
Bis zu 800 Leute waren im und vor dem Tierpark. Das Fest ist auch am Abend noch, als sich viele Republikaner bereits vom Marktplatz zurückgezogen haben, gut besucht.
Auch am Abend ist die Veranstaltung am Tierpark gut besucht. Rund 200 Leute sind dabei. Den Organisatoren ist es gelungen, prominente Gäste zu gewinnen. „Ich finde es super, dass das hier stattfindet“, sagt der deutsche Dichter, Schriftsteller und Liedermacher Heinz Ratz.
Auch Liedermacherin Sarah Lesch ist nach Köthen gekommen. „Ich freu mich, dass so viele Leute hier stehen und für eine gute Sache hierher gekommen sind“, sagt sie.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hatte hingegen seine für 14 Uhr auf dem Neustädter Platz geplante Veranstaltung abgesagt. „Wir können und werden unsere Kolleginnen und Kollegen nicht aufrufen, wenn selbst die Polizei unter Einsatz aller ihrer Kräfte große Mühe hat, die Sicherheit herzustellen“, begründet der DGB seine Absage.
Man respektiere die Entscheidung der Gerichte. Sie zeige aber, in welcher Hilflosigkeit sich der Rechtsstaat momentan offensichtlich befinde. „Viele Köthener wollen Gesicht zeigen und können das aber nicht wirklich, ohne um ihre Sicherheit fürchten zu müssen“, heißt es weiter.
„Es kann einfach nicht sein, dass sich die Bürger wegen Angst um ihre Unversehrtheit nicht mehr auf die Straße trauen und die Fensterläden schließen. Wohin kollektives Wegschauen führt, wissen wir aus unserer eigenen Geschichte.“ (mz/sgr)
