1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Köthen
  6. >
  7. Storch mit neuem Zuhause: Storch mit neuem Zuhause: Horst von Meister Adebar auf Reppichauer Kirche erneuert

Storch mit neuem Zuhause Storch mit neuem Zuhause: Horst von Meister Adebar auf Reppichauer Kirche erneuert

Von Sylke Hermann 25.10.2020, 13:00
Fast zwei Stunden werkelt Ingolf Todte auf dem Dach der Reppichauer Kirche für den neuen Storchenhorst.
Fast zwei Stunden werkelt Ingolf Todte auf dem Dach der Reppichauer Kirche für den neuen Storchenhorst. Sylke Hermann

Reppichau - Als sich die Sonne verflüchtigt, die Wolken aufziehen und leichter Nieselregen einsetzt, ist die Arbeit geschafft. Fast zwei Stunden werkelt Ingolf Todte auf dem Dach der Reppichauer Kirche. Zwei Männer an seiner Seite, die mit der Höhe ebenso gut umgehen können, wie der Ornithologe aus Aken.

Mitte der Woche ist noch ziemlich ungewiss, ob die Aktion überhaupt starten kann. Es regnet. Und vor allem ist es zu windig für den Einsatz in 19 Metern Höhe. Am Freitag hatte sich die Wetterlage entspannt.

Die mehrfach verschobenen Arbeiten, um dem Storch in luftiger Höhe ein neues Zuhause zu bauen, können endlich über die Bühne gehen. Glücklicherweise. Denn viel länger, vermutet Uwe Müller, der Vorsitzende des Ornithologischen Vereins Aken, hätten die morschen und zum Teil durchgefaulten Lärchenbretter als Unterbau vermutlich nicht mehr gehalten.

Problematisch ist nicht nur die Höhe von knapp 20 Metern

Die Gefahr, dass Kirchgänger durch herunterfallende Teile vom alten Storchenhorst verletzt werden, sei zudem immer größer geworden. Jetzt ist die Gefahr gebannt. Die Männer fegen erst einmal den Dreck der vergangenen Jahre vom Dach, reinigen gründlich die Dachrinne.

Und vor allem ersetzen sie die alte Plattform. Die neue besteht jetzt aus robuster Eiche. „Wir wollen ja nicht so schnell wieder hier hoch“, erklärt Ingolf Todte, der am Seil gesichert über eine Dachluke nach außen klettert. Problematisch ist nicht nur die Höhe von knapp 20 Metern, „man kommt auch schwer ran“, ergänzt Uwe Müller. Mit einer mobilen Arbeitsbühne wird das Material für das Storchenhaus nach oben bugsiert.

Aber Bäume und Laternen, schon der schmale Eingang zum Kirchgarten machen das Unterfangen von Anfang an nicht gerade einfach. Es ist wenig Platz. Volker Hermann, der Chef der Dachbaufirma Herlau, von der die Technik stammt, schaut vorbei, ob alles klappt. Er helfe gern, betont er gegenüber den Ornithologen, die dankbar für die Unterstützung sind.

An Standorten, wo Störche willkommen sind, mangelt es im Altkreis nach wie vor

Nach 2014 freut sich Reppichau in diesem Jahr wieder über den Besuch der Störche, die zwei Junge haben. 2015 und 2019 ist der Horst zwar auch besetzt, aber der Nachwuchs bleibt aus. In den Jahren dazwischen bleibt der Dachplatz gänzlich verwaist. „Wenn wir irgendwo Brutversuche sehen, versuchen wir dem Storch zu helfen“, schildert Uwe Müller. „Wir wollen damit seine Lebensbedingungen verbessern.“

An Standorten, wo Störche willkommen sind, mangelt es im Altkreis allerdings nach wie vor. „Alle finden es schön, wenn der Storch da ist, aber niemand will sein Dach zur Verfügung stellen“, beschreibt Uwe Müller die Misere. Auf der Reppichauer Kirche hingegen finden die Tiere seit Jahren eine Brutmöglichkeit. Als damals das Dach neu eingedeckt wird, nutzen die Mitglieder des OVA die Gunst der Stunde. Das Gebäude ist einmal komplett eingerüstet - und damit haben die Ornithologen vergleichsweise leichtes Spiel, dort oben einen Horst zu errichten.

Ingolf Todte ist der einzige im Altkreis Köthen, der das Beringen übernimmt

Gemeinsam mit den Vereinsmitgliedern Raphael Nitsch und Harmut Spott hat Ingolf Todte jetzt ein neues Heim gebaut. Gut mit Holzpflöcken gesichert, damit es die Herbststürme übersteht. Ist der Storch erst eingezogen, erzählt Uwe Müller, würde er selbst genügend Material ranschaffen und emsig weiter bauen, „er stockt jedes Jahr auf“. Und schon nach kurzer Zeit sei der Horst so schwer, dass es die Sicherungsmaßnahmen überhaupt nicht mehr bräuchte.

Spätestens wenn Ingolf Todte zum Beringen der Tiere - er ist der einzige im Altkreis Köthen, der das übernimmt - wieder auf das Dach der Reppichauer Kirche klettert, wird er sich davon überzeugen, wie gemütlich sich der Storch in seiner neuen Umgebung eingerichtet hat. Im Moment sind alle Beteiligten glücklich und zufrieden, dieses Projekt bewältigt zu haben. (mz)

Uwe Müller
Uwe Müller
Hermann