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Spendenaktion in Köthen Spendenaktion in Köthen: Ein behindertengerechtes Auto für Leonie

Von stefanie greiner 18.12.2015, 10:53
Leonie Lenk sitzt in einem speziellen Sitz. Der sorgt dafür, dass das Mädchen nicht nach vorn kippt. Mandy Lenk hat Schwierigkeiten, den Rollstuhl ihrer Tochter im Kofferraum zu verstauen.
Leonie Lenk sitzt in einem speziellen Sitz. Der sorgt dafür, dass das Mädchen nicht nach vorn kippt. Mandy Lenk hat Schwierigkeiten, den Rollstuhl ihrer Tochter im Kofferraum zu verstauen. heiko rebsch Lizenz

Köthen - Allein einsteigen? Das kann die siebenjährige Leonie nicht. Und wird es auch nie können. Sie muss aus ihrem Rollstuhl ins Auto gehoben werden. Für ihre Mutter jedes Mal ein Kraftakt.

„Der Sitz geht eigentlich zu drehen“, sagt Mandy Lenk. Was das Ganze erleichtern würde. „Aber das geht nicht mehr.“ Dafür habe ihre Tochter mittlerweile zu lange Beine. Ein behindertengerechtes Auto. Das würde vieles leichter machen. Doch leisten kann sich die 28-Jährige ein solches Fahrzeug nicht.

Besonderer Rollstuhl

Über das Schicksal ihrer Tochter hat die MZ schon mal berichtet. Leonie ist schwerstbehindert. Sie ist blind, leidet unter Epilepsie und Tetraspastik, ihre Arme und Beine sind also gelähmt. Das Gehirn des Mädchens funktioniert nur noch zu 30 Prozent. Hinzu kommt ein seltener Stoffwechseldefekt.

„Selbst wenn ich sage, sie soll mitmachen, klappt das nicht wirklich“, sagt Mandy Lenk. Besonders schwer hat es die junge Frau, wenn sich Leonie steif macht. Heute klappt es gut. Das Mädchen verkrampft nicht. Das ist aber nicht immer so.

„Jetzt kommt das Schönste“, sagt Mandy Lenk. Und meint das ironisch. Sie schiebt den Rollstuhl zum Kofferraum. Da nämlich muss er rein. Das Problem: Er kann nicht - wie andere Rollstühle - zusammengefaltet werden. Das liegt daran, dass es sich bei diesem Modell um eine Spezialanfertigung mit einer festen Sitzschale handelt.

Am Stück bekommt Mandy Lenk den Rollstuhl nicht in den Kofferraum. Sie muss die Kopfstütze abbauen und die Räder abnehmen. „Sonst passt das nicht“, sagt die junge Frau. Dabei ist ihr Passat doch schon ganz schön groß.

Vor sechs Jahren hat sich Mandy Lenk den Wagen gekauft. Und dafür ihren 4er Golf abgegeben, ihr Traumauto. Leonie war damals noch ganz klein. Ihrer Mutter aber war klar, dass ein Rollstuhl nicht in den Golf passen würde. Sie musste sich wohl oder übel ein anderes Fahrzeug anschaffen.

Heute ist Leonie 1,27 Meter groß. Normal für ihr Alter. Sie wiegt 17 Kilogramm. Und damit nicht mal halb so viel wie ihr Rollstuhl. Der bringt 36 Kilogramm auf die Waage. Den ins Auto zu hieven - ein weiterer Kraftakt für ihre Mutter. „Ich gehe extra zum Sport, damit ich mir den Rücken nicht ganz kaputt mache“, sagt Mandy Lenk.

Warum Leonies Mutter dringend Hilfe braucht, lesen Sie auf Seite 2.

Bus mit Hebebühne

Zur Schule bringt die 28-Jährige ihre Tochter meist zu Fuß. Weit ist es schließlich nicht. Autofahrten lassen sich manchmal aber nicht vermeiden. Wenn’s zum Arzt geht zum Beispiel. Oder auch zu Therapien. Da muss der Rollstuhl dann in den Kofferraum. Und das ist eine echte Puzzlearbeit. Denn er passt - selbst auseinandergebaut - gerade so hinein. Die Klappe geht jedes Mal nur mit Wucht zu.

„Wir brauchen ein behindertengerechtes Auto“, sagt Mandy Lenk. Ein Bus müsste es schon sein. Einer, in den der Rollstuhl mit Leonie hineingeschoben werden kann. Einer mit einer Hebebühne.

Sie hat sich schon mal informiert, bei verschiedenen Autohäusern in Köthen nachgefragt. 40.000 bis 50.000 Euro würde ein solcher Bus inklusive Umbau kosten. Eine ganze Menge Geld für eine alleinerziehende Mutter mit zwei Kindern. Ihre jüngste Tochter ist übrigens kerngesund.

„Ich dachte immer, ich kriege es allein hin“, sagt Mandy Lenk. Nicht von anderen abhängig zu sein, das ist ihr wichtig. Aber es geht nicht. Sie kann die Summe unmöglich selbst aufbringen.

Die junge Frau lebt von Arbeitslosengeld, arbeitet stundenweise in der Apotheke um die Ecke. Bis Dezember vergangenen Jahres hatte die Köthenerin einen sicheren Job. Sie war in einem Supermarkt angestellt. Und das elf Jahre lang. Dann aber ließen sich Beruf und Kinder nicht mehr unter einen Hut bringen.

Sie suchte sich einen neuen Job, fing als Betreuerin von Demenzkranken im Pflegeheim St. Elisabeth an. Deren Träger ist die katholische Pfarrei St. Maria. Zunächst passten die Arbeitszeiten noch. Mandy Lenk hatte am zeitigen Nachmittag Feierabend, konnte ihre Tochter um drei von der Schule abholen. Dann veränderten sich die Arbeitszeiten. Sie musste auch diesen Job aufgeben. Dabei würde die junge Frau so gern arbeiten.

Wie der jungen Mutter geholfen werden soll, lesen Sie auf Seite 3.

Spendenkonto eingerichtet

Das neue Auto ist nun in noch weitere Ferne gerückt. Mandy Lenk braucht Hilfe. Sie machte sich auf die Suche nach einer Einrichtung, die ein Spendenkonto einrichten und Spendenquittungen ausstellen kann. Und landete schließlich bei der katholischen Pfarrei.

„Frau Lenk kam auf uns zu“, sagt Pfarrer Armin Kensbock. Und dann ging alles ganz schnell. Er stimmte sich mit dem Kirchenvorstand ab. Der genehmigte das Projekt - und das Spendenkonto „Ein Herz für Leonie“ konnte bereitgestellt werden. „Wir werden das Auto für Frau Lenk erwerben“, sagt der Pfarrer. Sobald genug Geld zusammengekommen ist.

Die katholische Pfarrei könne natürlich nicht jedes Projekt unterstützen, macht Armin Kensbock deutlich. Da Mandy Lenk aber mal im katholischen Pflegeheim gearbeitet hat, ist es für den Kirchenvorstand selbstverständlich, die alleinerziehende Mutter zu unterstützen.

„Es ist schade um jeden Menschen, der sich nicht entfalten kann“, sagt der Pfarrer über Leonie. „Aber das gehört zum Leben dazu.“ Er findet es bewundernswert, wie liebevoll sich Mandy Lenk um ihre schwerstbehinderte Tochter kümmert. Und freut sich deshalb über jede Spende.

Wer Mandy und Leonie Lenk unterstützen möchte, kann Geld auf folgendes Spendenkonto der katholischen Pfarrei St. Maria überweisen:

IBAN: DE40 8005 3722 0302 0003 05

Kreissparkasse Anhalt-Bitterfeld

Stichwort: Ein Herz für Leonie

Spender bekommen natürlich eine Spendenquittung.

Die Klappe des Kofferraums lässt sich gerade so schließen.
Die Klappe des Kofferraums lässt sich gerade so schließen.
Heiko Rebsch Lizenz