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Shamrock Irish Pub Shamrock Irish Pub in Köthen: Abschied vom Wohnzimmer

Von Stefanie Greiner 17.06.2016, 09:40
Das Shamrock Irish Pub
Das Shamrock Irish Pub Heiko Rebsch

Köthen - Das Irish Pub ohne Yvetta Schotte? Unvorstellbar. Und doch müssen sich die Köthener mit diesem Gedanken anfreunden. Denn am Mittwochabend hat die Inhaberin des Lokals am Bachplatz ihren „Ruhestand“ verkündet. Zum Bedauern ihrer Gäste. Das Pub und seine Wirtin waren schließlich eins. Und das nun schon seit 15 Jahren.

Nur noch fürs Pub gelebt

Genau aus diesem Grund hat Yvetta Schotte jetzt einen Schlussstrich gezogen. Sie habe nur noch fürs Pub gelebt. Gerade mal 21 Tage hatte „The Shamrock - Irish Pub“ zu. In 15 Jahren wohlgemerkt. Die Inhaberin muss endlich mal durchatmen. Ihre Gäste haben Verständnis - und sind dennoch unendlich traurig.

„Es war eine tolle Zeit“, sagt Matthias Hassel. Der Musiker, den meisten wohl besser als „Käsch“ bekannt, hat oft im Irish Pub gespielt. Und dessen Wirtin unglaublich liebgewonnen. „Sie war wie eine kleine Schwester für mich“, sagt er. Er habe über alles mit ihr reden können - und es sei immer gut aufgehoben gewesen bei ihr.

Die Frau, die anpackt

Matthias Hassel schätzt ihre Gradlinigkeit. Yvetta Schotte lässt sich nicht verbiegen, sagt ihre Meinung. Und ist immer für „ihre“ Leute da. Die Frau, die anpackt, anstatt lange zu reden. Die Frau, die sich selbst zurücknimmt. Die Frau, die unglaublich bescheiden ist und lieber ihre Gäste sprechen lässt, anstatt selbst große Worte über ihren „Ruhestand“ zu verlieren.

Sie würden ihm fehlen, sagt Matthias Hassel. Die Abende im Pub. Die Jamsessions. „Es war ein Traum, mit jemandem wie Yvetta zusammenzuarbeiten“, macht auch Madge Conacher deutlich. Sie rief die Jamsessions ins Leben. Zusammen mit Yvetta Schotte. Der Frau, die immer ein offenes Ohr für Musiker und ihre Ideen hatte. Und deshalb auch nicht „Nein“ gesagt hat, als der Verein „rondo la kulturo“ mit der Idee daher kam, die Folkwerkstatt beim Pub zu machen.

„Das war unser Wohnzimmer“

Der Verein war dem Lokal sehr verbunden, hat sich sogar zu Vereinssitzungen dort getroffen. „Das war unser Wohnzimmer“, sagt Kerstin Beutler. Ihr Telefon stand am Donnerstag nicht still. Ständig eine neue Nachricht. Ein neues „geschockt“. Geschockt darüber, dass Yvetta Schotte nicht mehr weitermacht.

„Das Pub hatte eine persönliche und herzliche Atmosphäre“, sagt Kerstin Beutler. „Yvetta kennt jeden mit Namen.“ Sogar ihre Angestellten hätten gewusst, wer was trinkt. Das sei der Inhaberin wichtig gewesen. „Da fühlst du dich einfach zu Hause“, macht Kerstin Beutler deutlich. „Das kenne ich woanders nicht her.“

Es war eine Institution

So richtig glauben kann die Köthenerin noch nicht, dass das Pub jetzt zu hat. „Es ist nicht nur eine Kneipe gewesen, sondern eine Institution“, sagt sie. Der Abschied am Mittwochabend sei sehr emotional gewesen. „Selbst hartgesottene Männer hatten Tränen in den Augen“, erzählt Kerstin Beutler. Sie könne Yvetta Schotte aber verstehen.

„Sie hat es sich sicherlich nicht leicht gemacht“, merkt Karsten Kusche an. Auch er ist langjähriger Stammgast, war oft bei den beliebten Quizabenden. Und schon berüchtigt dafür, dass er bei den Schätzfragen oft richtig lag.

Wohin nun für die Besucher?

Wo er nun hinwill, weiß er nicht. Wie viele Besucher des Pubs. Und wem er die vielen Karten schicken soll, die er sonst immer dem Pub geschickt hat. Als er vor einigen Jahren erfahren hatte, dass die vielen Postkarten, die im Pub hängen, von Gästen sind, begann er, selbst welche zu schreiben. Drei, vier, fünf im Jahr bestimmt. Von Dienstreisen, von Urlauben.

Und wie geht’s nun weiter mit dem Pub? Yvetta Schotte hofft, dass sich jemand findet, der das Lokal in ihrem Sinne weiterführt. Die Jamsessions sollen nun erst mal in „Jackys Musik-Café“ in der Wallstraße stattfinden. Am Montag geht’s los. (mz)

Spruch am Fenster des Pubs
Spruch am Fenster des Pubs
Heiko Rebsch