1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Köthen
  6. >
  7. Schüsse in Köthen: Schüsse in Köthen: Jugendlicher während Autofahrt mit Softair-Waffe beschossen

Schüsse in Köthen Schüsse in Köthen: Jugendlicher während Autofahrt mit Softair-Waffe beschossen

Von Stefanie Greiner 24.06.2016, 06:00
Mit einer Softair-Waffe wurde auf das Auto von Sascha Tannert geschossen. Die Frontscheibe hat seitdem einen Riss.
Mit einer Softair-Waffe wurde auf das Auto von Sascha Tannert geschossen. Die Frontscheibe hat seitdem einen Riss. Heiko Rebsch

Köthen - Steine? Nein, Steine seien das nicht gewesen, die sein Auto getroffen hätten, sagt Sascha Tannert. Es seien Kugeln gewesen. Gelbe Kugeln. Die Kugeln einer Softair-Waffe.

Auch einige Tage später sind die Spuren des „Angriffs“ noch erkennbar. Ein mehrere Zentimeter langer Riss durchzieht die Frontscheibe.

„Ich habe gesehen, dass was angeflogen kam“

Es war die Nacht zum Mittwoch. Gegen 0.10 Uhr, schätzt Sascha Tannert. Er war mit seinem Auto auf der Lohmannstraße in Köthen unterwegs. Auf Höhe der Bergstraße prallte etwas gegen seine Windschutzscheibe. „Ich habe gesehen, dass was angeflogen kam“, sagt der Görziger. Zum Glück habe er sich nicht erschrocken und dadurch womöglich noch sein Lenkrad verrissen.

Sascha Tannert drehte um, fuhr zurück, stellte sein Fahrzeug ab. Und rief die Polizei. Deren Sprecher Hans-Peter Klimmek bestätigt, dass Beamte vor Ort gewesen sind und Kugeln mitgenommen haben. Als Beweis.

Softair-Waffen sind Druckluftwaffen, die beim taktischen Geländesport „Airsoft“ zum Einsatz kommen. Teams treten dabei - wie beim Paintball - in „Gefechten“ gegeneinander an.

Die Waffen sehen echten Schusswaffen täuschend ähnlich. Geschossen wird mit Kugeln. Sie bestehen meist aus Plastik und haben einen Durchmesser von sechs Millimetern. Lebensgefährliche Verletzungen können die Kugeln zwar nicht herbeiführen. Getroffen zu werden, kann aber durchaus wehtun. Eine Schutzausrüstung wird deshalb beim „Airsoft“ empfohlen

Softair-Waffen können legal auf dem deutschen Markt erworben werden. Auch ohne Waffenschein. Sie unterliegen dem deutschen Waffenrecht und dürfen nicht in der Öffentlichkeit geführt werden.

100 bis 200 Kugeln abgeschossen?

Wer die Kugeln abgeschossen hat, ist unklar. Sascha Tannert hat im Gespräch mit der MZ eine Vermutung geäußert. Die soll an dieser Stelle aber nicht wiedergegeben werden. Er spricht davon, dass 100 bis 200 Kugeln abgeschossen worden seien. Die Polizei kann diese Zahlen nicht bestätigen. Fakt ist: Auf Fußweg und Straße lagen auch am Donnerstag noch Kugeln. Er habe, sagt der junge Mann, auch von anderen gehört, die in dieser Nacht in diesem Bereich der Lohmannstraße von irgendwem beschossen worden seien.

Eine Welle des Entsetzens

Der 19-Jährige ist sauer. Stinksauer. „Ich hätte das ins Auge kriegen können“, sagt er. Das Fenster der Fahrer- und Beifahrerseite sei offen gewesen. Kugeln hätten sogar in seinem Auto gelegen. Seinem Ärger hat Sascha Tannert auch in der „Köthener Runde“ bei Facebook Luft gemacht. „Welche kranken Menschen schießen mit Softair-Kugeln auf fahrende Autos“, schrieb er. Und löste damit prompt eine Welle des Entsetzens aus. „Solche Schweine“, schreibt einer. „Das ist definitiv kein Spaß mehr“, ein anderer.

„Das ist das Werk von Idioten“

Kein Spaß mehr. Das sieht auch Thomas Lindner vom Ordnungsamt des Landkreises Anhalt-Bitterfeld so. „Das Führen von Waffen ist in der Öffentlichkeit verboten“, betont er. Auch von Softair-Waffen. Denn das seien auch Waffen. „Das ist das Werk von Idioten“, bewertet er den Vorfall in Köthen.

Die Polizei ermittelt. Sascha Tannert hat Strafanzeige gestellt. (mz)

Diese Softair-Waffe hat die Polizei  2014 in Dessau beschlagnahmt.
Diese Softair-Waffe hat die Polizei  2014 in Dessau beschlagnahmt.
Archiv/Polizei