Schulen fehlen Schüler Schulen fehlen Schüler: Wie können Schließungen im Südlichen Anhalt vermieden werden?

Südliches Anhalt - Fünf Grundschulen gibt es in der Stadt Südliches Anhalt: je eine in Görzig, Radegast, Gröbzig, Edderitz und Quellendorf. Und sie alle fünf zu erhalten, ist erklärtes Ziel. Eine Grundschule vor Ort sei ein wesentlicher Faktor, um junge Familien zu halten oder als Neuzugänge zu gewinnen. Das betonten zumindest Vertreter verschiedener Fraktionen bei der jüngsten Sitzung des Kultur- und Sozialausschusses.
Doch wie? Wo doch Prognosen der Schülerzahlen für kommende Jahre teilweise düster aussehen. Gleich mehrere Schulen könnten die Mindestzahl von 60 Kindern nicht erreichen.
Nach den Statistiken könnte zum Beispiel die Grundschule Edderitz in den Schuljahren 2020/21, 22/23 und 23/24 deutlich unter dem Mindestwert liegen - mit dann vermutlich noch 59, 52 bzw. 56 Kindern. Besondere Fälle sind die Schulen in Radegast und Görzig. Vor zwei Jahren wurden die Einzugsbereiche für diese beiden aufgehoben. Mit dem Ziel, einige Kinder, die sonst nach Görzig gegangen wären, nach Radegast zu bekommen und dort die Schülerzahl zu stabilisieren. Was auch funktioniert hat, vielleicht sogar zu gut.
Positiver Effekt für Radegast, negativer Effekt für Görzig
Denn während sich die Zahl der Radegaster Schüler erhöht hat, ist die der Görziger deutlicher gesunken als anfangs gedacht. „Wir haben das Problem nicht gelöst, sondern nur verschoben“, stellte der Ausschussvorsitzende Günter Zahradnik (Freie Wählergemeinschaft Anhalt) fest.
Und nun? Mit weiter offenen Bezirken könnten es in Görzig 2024/25 nur noch 58 Kinder sein. Würde man die Bezirke wieder bindend einführen, würde Radegast das zu spüren bekommen. Vor allem, weil Kinder aus Weißandt-Gölzau wieder alle nach Görzig gehen würden. Die Radegaster Schule dagegen würden so 2025/26 nur noch 54 Kinder besuchen.
Die Zahlen der Prognose seien realistisch, hier werde nichts schön gerechnet, betonte die stellvertretende Bürgermeisterin Rita Wagner.
Die Lösung könnten Schulverbünde sein – doch welche Schule könnte mit welcher zusammengehen?
Die Lösung könnten Schulverbünde sein. Dabei gibt es eine Grundschule als Hauptstandort mit mindestens 80 Schülern. Ihr wird ein unselbstständiger Nebenstandort mit mindestens 40 Schülern zugeordnet. Doch welche Schule könnte mit welcher zusammengehen? Die Zahl von 80 ist nämlich auch für die größeren der fünf Einrichtungen nicht immer zu erreichen. Zum Beispiel nicht für den Standort Gröbzig, der laut Prognose in den kommenden Jahren fast immer darunter landen wird - wenngleich auch deutlich über 60.
Der vorgelegte Vorschlag sieht deshalb vor, dass Quellendorf ab 2025/26 Hauptstandortschule mit dem Teilstandort Radegast wird. Bereits ab dem Schuljahr 2022/23 würde demnach Görzig als Hauptstandort einen Verbund mit Edderitz bilden - unter der Voraussetzung, dass für Görzig und Radegast wieder Schulbezirke festgelegt werden, was die Görziger Schülerzahl steigern dürfte. Zudem geht die Stadt davon aus, dass für 20/21, wenn Edderitz nur 59 statt 60 Schüler hat, es aber noch keinen Verbund gibt, das Landesschulamt eine Ausnahmegenehmigung erteilt.
„Wir werden das Problem nicht an einem Abend lösen“
Die Entscheidung, solche Verbünde einzurichten, liegt bei der Gemeinde als Schulträger - nicht bei den Schulen selbst. Aber selbstredend werde man zunächst mit den Schulleitern sprechen und ihre Meinungen einholen, so Wagner. Die Bereitschaft der Schulen selbst sei schließlich zentral, wenn der Verbund glücken soll. Auch der Stadtelternrat soll ins Boot geholt, die betroffenen Ortschaftsräte befragt werden.
Der im Ausschuss vorgestellte Weg sei nur ein Vorschlag, betonte Wagner, und stehe so noch nicht fest. Viele Diskussionen seien noch zu führen.
Und so brachte Kerstin Rinke (Ortsbürgermeister/CDU) noch eine Variante ins Spiel: Gröbzig als Hauptstandort mit Edderitz als Nebenstandort. Die Gröbziger Schülerzahlen könnten auf die nötigen 80 erhöht werden, wenn wieder Kinder aus Wörbzig dort eingeschult würden statt in Edderitz, wie es früher schon einmal der Fall war, führte sie an.
„Wir werden das Problem nicht an einem Abend lösen“, meinte Zahradnik abschließend. Für die Schulentwicklungsplanung bis 2026/27 wird es noch einige Beratungen geben. Anfang Dezember soll das Thema im Stadtrat behandelt werden. Wobei man das auch noch nach hinten verschieben könne bei entsprechendem Redebedarf. (mz)