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Schulamt Schulamt: Mutter unterstellt Lehrer Misshandlung

Von Katrin Noack 23.02.2013, 19:04
Ein roter Fleck in Mirkos Genick soll vom Griff des Lehrers stammen.
Ein roter Fleck in Mirkos Genick soll vom Griff des Lehrers stammen. Ute Nicklisch Lizenz

Glauzig/gröbzig/MZ. - Petra Köring aus Glauzig erhebt schwere Vorwürfe gegen die Schule ihres Sohnes: Ein Lehrer soll ihr Kind misshandelt haben. Und das zum zweiten Mal. Ihr Sohn Mirko besucht die 6. Klasse der Sekundarschule am Schulzentrum „Johann Friedrich Walkoff“ in Gröbzig. „Der Lehrer hat meinem Sohn ins Genick gegriffen, das ist jetzt richtig blau“, sagt die Mutter aufgeregt. Am Montag in der Mittagspause soll das passiert sein.

Nach den Schilderungen der Mutter hatten der Zwölfjährige und andere Mitschüler mit einer Glasflasche Fussball gespielt. Der Lehrer sei hinzugekommen und habe Mirko aufgefordert, die Flasche aufzuheben. Dann soll er den Jungen am Genick gepackt haben. Mirko will beim Besuch der MZ nichts zu dem Vorfall sagen, fotografieren lässt er sich nur widerwillig. Er sei eingeschüchtert, begründet die Mutter. „Ein Lehrer darf keine Kinder schlagen“, ist sie entrüstet.

Gegen den Jungen ist nach Angaben der Mutter nicht zum ersten Mal ein Lehrer handgreiflich geworden. Im November vergangenen Jahres war er von einem anderen Lehrer geohrfeigt worden, weil er wegen des schlechten Wetters in einer Pause nicht auf den Schulhof gehen wollte. Mirko und seine Mutter erstatteten Anzeige wegen Körperverletzung auf dem Polizeirevier in Köthen. Eine Polizeisprecherin bestätigte das.

„Er ist nicht der Liebste“, schätzt Petra Köring ihren Sohn ein. Nicht immer habe er Lust auf die Schule und manchmal verhalte er sich auch entsprechend. „Auch wenn er keine Lust hat, gibt es die Schulpflicht“, betonte die 39-Jährige gegenüber ihren Kindern immer wieder. Doch Mirko und seine Schwester Jeanette (13) hätten inzwischen richtig Angst, in die Schule zu gehen. „Weil die Lehrer immer irgendetwas machen“, nennt die Mutter die Begründung ihrer Kinder. Es käme häufiger vor, dass sie des Unterrichts verwiesen werden.

Petra Köring fühlt sich von der Leitung der Sekundarschule Gröbzig im Stich gelassen und ist verärgert, dass es für den Lehrer nach der Ohrfeige offenbar keine Konsequenzen gegeben hat. „Er unterrichtet immer noch und hat sich nicht bei Mirko entschuldigt.“ An der Sekundarschule in Gröbzig will man von Handgreiflichkeiten gegen Mirko nichts gewusst haben. „Es hat solche Vorfälle an der Schule nicht gegeben“, sagt Direktorin Christine Makerlik auf MZ-Nachfrage.

Beim Kultusministerium Sachsen-Anhalt, in dessen Zuständigkeit das Landesschulamt fällt, bestätigt man hingegen, dass Petra Köring Anzeige wegen der Ohrfeige erstattet hat. Auch der Vorfall vom Montag ist dort bekannt, wie Pressesprecherin Karina Kunze mitteilt. Anders als Petra Köring schildert, hat das Schulamt auf die Vorwürfe reagiert. „Es gab am 22. Januar ein Gespräch zwischen der Schulleitung, dem Landesschulamt, dem Jugendamt Köthen und der Schulsozialarbeiterin der Schule sowie Frau Köring“, informierte die Pressesprecherin.

Auch die Lehrer hätten bei der Schulleitung eine Stellungnahme abgegeben. Im Falle der Ohrfeige habe der Lehrer mitgeteilt, es habe keine Tätlichkeit vorgelegen. Bei dem Vorfall am Montag habe der Lehrer eingegriffen, weil seiner Ansicht nach „für die anderen Schüler durch das Verhalten Mirko Körings Gefahr bestand“, teilt Karina Kunze mit.

Ob die Vorwürfe von Petra Köring gegen die Sekundarschule gerechtfertigt sind, bleibt bisher offen. Denn - auch das teilt die Pressesprecherin mit - die Staatsanwaltschaft habe bislang die Ermittlungen nach der Anzeige noch nicht aufgenommen und deshalb habe es noch keine Meldung an das Schulamt gegeben. Petra Köring versucht indes, Mirko und Jeanette an einer anderen Schule in Raguhn unterzubringen. Einen Antrag für einen Wechsel hat sie beim Schulamt gestellt. Der dauere allerdings noch an, sagt sie.

Familie Köring aus Glauzig auf dem Sofa mit dem Graupapagei Willy: Jeanette, Mirko, Cindy und Mutter Petra (von links).
Familie Köring aus Glauzig auf dem Sofa mit dem Graupapagei Willy: Jeanette, Mirko, Cindy und Mutter Petra (von links).
Ute Nicklisch Lizenz