Schlechte Fußwege in Gröbzig Schlechte Fußwege in Gröbzig: Vier Senioren schon gestürzt

gröbzig - „Allein ist es für unsere Senioren sehr schwierig. Und auch uns fällt das Schieben nicht gerade leicht. Oft verkeilen sich die kleinen Räder der Rollstühle in den kaputten Platten.“ So beschreibt Yvonne Friedrich ein Problem, mit dem sie als Betreuerin im Gröbziger Pflegezentrum „Fuhneaue“ nahezu täglich zu tun hat - der schlechte Zustand der Fußwege in der Könnernschen Straße, der .Jahnstraße und der Puschkinstraße.
Ob die Senioren allein unterwegs sind, um im Norma-Markt eine Besorgung zu machen, oder ob sie in der Gruppe in Richtung Park und zur Gaststätte „Parkklause“ unterwegs sind - die Wege sind holprig und stellen eine Unfallgefahr dar. „Über den Jahreswechsel 2014 zu 2015 sind auf den desolaten Fußwegen innerhalb von vier Wochen drei ältere, mobil eingeschränkte Bürger gestürzt“, berichtete Ortsbürgermeister Dirk Honsa. Im Juni vergangenen Jahres sei eine weitere Rentnerin auf einem städtischen Fußweg gestürzt. Für den Ortsbürgermeister ist es höchste Zeit, dass etwas getan wird. In den Sitzungen des Stadtrates der Stadt Südliches Anhalt macht Honsa seit Monaten quasi gebetsmühlenartig auf das Problem aufmerksam und fragt nach dem aktuellen Stand. Doch es tut sich einfach nichts.
Das hat bei ihm auch schon die Frage nach der Leistungsfähigkeit der Einheitsgemeinde aufgeworfen. „Als wir als Stadt noch eigenständig waren, haben wir jedes Jahr ein Stück Fußweg neu gemacht. Jetzt geht das nicht mehr“, sagte Honsa. Lediglich an der Gaststätte „Stadt Gröbzig“ seien ein paar Meter Gehweg gemacht worden, nachdem dort eine Frau schwer gestürzt war.
Gröbzig braucht aber intakte Gehwege. Die Stadt ist im Teilplan Daseinsfürsorge der Planungsregion Anhalt-Bitterfeld-Wittenberg als „Ort mit besonderer Bedeutung für die überörtliche Altenbetreuung und Altenpflege“ ausgewiesen, erläuterte Dirk Honsa. Es gibt dafür gleich vier Einrichtungen: das Pflegezentrum „Fuhneaue“, der ambulante Dienst „Fuhneaue“, die Tagespflege „Fuhneaue“ und das betreute Wohnen des Deutschen Roten Kreuzes. Von den Pflegeheimbewohnern seien über 70 in ihrer Mobilität eingeschränkt. Sie brauchen Rollstuhl oder Rollator. „Doch ausgerechnet der öffentliche Fußweg vor dem Pflegeheim und vom Pflegeheim zum Stadtpark sowie in Richtung Stadtzentrum ist stark desolat.“
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Bürgermeister und Ortschaftsrat setzen auf das ländliche Förderprogramm Leader und haben dafür ausführliche Pläne erarbeitet. „Seniorencity Gröbzig“ ist das Projekt überschrieben. Es hat zum Ziel, die Gehwege verkehrssicher zu gestalten und barrierefreie Zugänge für verschiedene Einrichtungen wie beispielsweise für das Museum Synagoge und die Stadtbibliothek zu schaffen. „Gute Gehwege und Barrierefreiheit sind wichtig, damit die Senioren und in ihrer Bewegung eingeschränkte Menschen am öffentlichen Leben teilhaben können“, argumentierte Dirk Honsa.
Am dringendsten scheint jedoch der Fußwegbau zu sein. Das machte Annett Rabe, Geschäftsführerin des Pflegezentrums „Fuhneaue“, kürzlich zum zehnjährigen Bestehen ihrer Einrichtung deutlich. „Vernünftige Gehwege in der Stadt, das wäre ein Traum“, äußerte sie unter dem Beifall der Senioren und deren Angehörigen.
Ist in der nächsten Zeit mit dem Bau von Gehwegen zu rechnen? In der Stadtverwaltung in Weißandt-Gölzau gab es dazu keine konkrete Antwort. Wie Bernd Thormann, stellvertretender Fachbereichsleiter auf MZ-Anfrage erläuterte, müssten noch viele Dinge geklärt werden. Grundsätzlich mache der Fußwegbau in der Könnernschen Straße und Jahnstraße wirtschaftlich nur Sinn, erfolgte er in einem Zuge mit dem Ausbau der Landesstraße L 147. Auch der gewünschte Fußwegbau in der Puschkinstraße hänge davon ab, wie der Kurvenradius der Landesstraße gestaltet werde.
Hinzu komme noch, dass der Fußweg auf einem privaten Grundstück liege. „Wir sind aber mit dem Eigentümer schon im Gespräch“, so Bernd Thormann. Um den Vorstellungen des Ortschaftsrates Rechnung zu tragen, müsste außerdem eine kleine Fläche aus dem Landschaftsschutz-Park herausgenommen und eine Aufböschung geschaffen werden. Das bedürfe der Zustimmung der unteren Naturschutzbehörde. Bis zum 29. Februar müsste der Gröbziger Leader-Antrag rund sein, dann läuft die Antragsfrist aus. Bernd Thormann glaubt aber nicht, dass bis dahin alle noch offenen Fragen geklärt sind. „Das ist nicht zu schaffen“, äußerte er.
Die MZ hat die Landesstraßenbaubehörde um eine Stellungnahme gebeten. Eine Antwort liegt noch nicht vor. (mz)
