Schlaraffenland für Enten Schlaraffenland für Enten: Umweltamtsleiter beklagt Überfütterung der Tiere in Köthen

köthen - Am Ufer des Schlossgrabens liegt eine Plastiktüte. Heraus quellen mehrere Brotscheiben. Kein seltener Anblick.
„Die Enten leben im Schlaraffenland“, sagt Oliver Reinke, Leiter des städtischen Umweltamtes. Was er nicht etwa positiv meint. Die Enten in Köthen würden regelrecht überfüttert werden, beklagt er. Nicht nur am Schlossgraben, sondern auch am Bärteich.
Der Umweltamtsleiter hat dazu eine klare Meinung: „Wildlebende Enten sollten nicht gefüttert werden.“ Verboten ist das in Köthen jedoch nicht. In der Gefahrenabwehrverordnung heißt es nur: „Das Füttern von wildlebenden Tauben und herrenlosen Katzen ist untersagt.“ Kein Wort von Enten. Oliver Reinke wäre dafür, die noch mit aufzunehmen, denn dass die Enten vielerorts überfüttert werden, führe zu einem Problem: einem Ungezieferproblem.
Füttern der Enten lockt auch Ratten und anderes Ungeziefer an
„Ratten fühlen sich regelrecht angezogen“, sagt er. Auch für sie ist der Schlossgraben ein Schlaraffenland. Fallen aufzustellen, merkt der Mitarbeiter der Stadtverwaltung an, sei aus Sicherheitsgründen gerade dort nicht oder nur eingeschränkt möglich, wo sich Kinder aufhalten würden. Wie zum Beispiel am Schlossgraben.
Grundsätzlich etwas dagegen, dass Enten gefüttert werden, hat Oliver Reinke nicht. Es müsse nur, sagt er, in einem angemessenen Maß sein. Mal ein halbes Brötchen oder eine halbe Schnitte, dagegen habe er nichts. Wobei prinzipiell gesagt werden sollte: „Die Tiere sind in der Lage, sich zu versorgen.“
Auch Bernhard Just vom Naumannmuseum im Schloss in Köthen sieht das Thema von zwei Seiten. Einerseits, sagt er, sei da der soziale Aspekt. Gerade Kinder und ältere Menschen würden sich darüber freuen, Enten zu füttern. Andererseits sorge ihn das Thema. Wegen des Ungeziefers, das angelockt werde, und nicht zuletzt wegen des Schlossgrabens selbst. Denn die Qualität des Wassers werde durch das Brot nicht gerade besser.
Mandarinenten sind in Köthen wegen des Waschbären verschwunden
Gerade jetzt, an heißen Tagen, fehle dem Wasser auch so schon Sauerstoff. Der Schlossgraben sei nicht besonders tief, gibt Bernhard Just zu bedenken, ringsherum stünden Bäume, deren Blätter ins Wasser fallen und verfaulen würden. „Das Brot verschlimmert das Problem“, macht der Museumsleiter deutlich.
Von einem Verbot, die Enten zu füttern, hält er dennoch nichts. Er appelliert vielmehr an die Vernunft der Leute, nicht halbe Brote zu verfüttern. Die Brotstücke beim Füttern nicht ins Wasser, sondern auf die Wiese zu werfen, sagt er, helfe auch.
Im Schlossgraben leben fast ausschließlich Stockenten. Die Zeit der Mandarinenten ist vorbei. „Wir hatten eine der wenigen Stadtpopulationen, die es in Ostdeutschland gab“, sagt Bernhard Just. Schuld am Verschwinden sei der Waschbär. Er habe die Nester der Höhlenbrüter heimgesucht, Eier und Küken gefressen. (mz)