"Scheuderscher Gasthof" "Scheuderscher Gasthof": Traditionell gute Hausmannskost an der B185

Scheuder - Lage und Angebot sind letztlich ausschlaggebend, ob eine Gaststätte ausreichend Kunden hat oder eben nicht. Das war schon immer so. Was den Standort betrifft, da ist der „Scheudersche Gasthof“ jahrhundertelang auf der sicheren Seite.
1756 lässt Fürst Dietrich von Anhalt-Dessau, Vormund des Fürsten Franz, in dessen Namen das Gehöft nahe dem kleinen Ort Scheuder an der Straße von Dessau nach Köthen errichten. Es ersetzt ein älteres Haus, eine Tafel erinnert daran. An der Grenze des Fürstentums Anhalt-Dessau gelegen, dient das Gehöft lange als Zollstation und Ausspann. Ein Gasthaus in bester Lage gewissermaßen.
Das bleibt auch so, als 1880 der Rosefelder Louis Ränicke das Anwesen kauft. Solange schon ist es im Besitz ein und derselben Familie. Stephanie Pätzold führt seit Februar 1988 in nunmehr vierter Generation die Geschäfte. Ihr zur Seite steht von Anbeginn Günter Pätzold, ihr Mann. Mitarbeiterin Heike Broschinski hilft seit 2002.
Deutsche Küche und liebevoll zubereitete schmackhafte Hausmannskost
Bis Anfang der 1990er Jahre ist der „Scheudersche Gasthof“ unter anderem ein beliebter Haltepunkt für Kraftfahrer aus nah und fern. „Von deren Besuchen kann man heute nicht mehr leben, das war zu DDR-Zeiten so“, sagt die als Köchin, Serviererin und Gaststättenleiterin in Dessau ausgebildete Inhaberin des Gasthofes.
Was einst also von Vorteil war, ist seit fast drei Jahrzehnten zum Nachteil geworden. Die B185 führt nur wenige Schritte an der Haustür vorbei. Sie ist eine gefährliche Rennpiste.
Der Parkplatz liegt auf der anderen Straßenseite, der Weg zu den 65 Sitzplätzen in den drei gemütlichen Räumen erfordert Aufmerksamkeit. Trotzdem kommen die Gäste gern. Das liegt am Angebot. Es ist die deutsche Küche, liebevoll zubereitete schmackhafte Hausmannskost, die viele immer wieder anreisen lässt.
Egal ob Fleisch, Fisch oder Gemüse, im „Scheudersche Gasthof“ gibt es keine Fertigprodukte
„Ich mache jeden Braten selbst und mit Soße“, sagt Stephanie Pätzold. Bei ihnen, auch Günter Pätzold kocht, gibt es keine Fertigprodukte, alles - egal ob Fleisch, Fisch oder Gemüse - wird in ihrer Küche erst zum Gericht.
Das honorieren besonders die Stammkunden, die nicht nur aus der Region, sondern auch aus Berlin oder dem Harz anreisen, um im „Scheuderschen Gasthof“ zu speisen.
Lange werden sie jedoch nicht mehr bei Stephanie Pätzold und ihrem Mann einkehren können. Bereits im September haben beide, jetzt im Rentenalter, die Öffnungszeiten des Gasthofes auf das Wochenende begrenzt.
Mitte 2018 wollen sich die Wirte zurückziehen
Und höchstwahrscheinlich im Juni 2018 wollen sie, wenn es auch schwerfällt, aufhören. „Wir müssen langsam loslassen, wollen noch etwas erleben.“ Was mit dem Gasthof dann geschehen soll, das sei zurzeit noch völlig offen, sagt die Wirtin.
Wenn aber die Zeitung schon mal vor Ort ist, dann möchte sie auch all jenen Dank sagen, die „uns in den vergangenen Jahren treu zur Seite standen oder bei uns zu Gast waren“. Denn leicht, sagt Stephanie Pätzold, sei die Arbeit nie gewesen. Da brauche es schon zuverlässige Partner. (mz)
Der Gasthof ist sonnabends und sonntags von 11.30 bis 15.30 Uhr geöffnet. Es empfiehlt sich, unter 034973/2 12 39 zu reservieren.