Schauorchester bringt die Lachmuskeln in Wallung
KÖTHEN/MZ. - "Come on Baby, Weihnachtsfeier!", so lautete das Motto für die zweieinhalb Stunden, und was geboten wurde, war wahrlich ein bunter Adventskranz aus Komisch-musikalisch-Parodierendem.
"Tuten und Blasen"
"Die Erotik kehrt auf die Bühne zurück" - bei Ungelenk ebenso eine Binsenweisheit wie, dass die Achse der guten Laune durch Köthen geht. So ging es musikalisch gleich los mit dem alljährlichen Trubel um die Weihnachtseinkäufe und Geschenke, bevor schon als erstes Gast-Ensemble die Freiwillige Feuerwehr Köthen mit dem Orchester "Tuten und Blasen" die Lachmuskeln in Wallung brachte.
Gastmusiker "Pawel Gott" (André Kuntze) aus Tschechien regierte nicht nur über die Tasten, sondern konnte sich auch über einen "Mindestlohn von 1 000 Euro je Stunde" freuen - wovon ihm "für jedes tschechische Wort 100 Euro abgezogen" würden. Und so dürfte der Arme am Ende leer ausgegangen sein, obwohl er Biene Maja (Pay Kohn) ebenso auf die Bühne holte sowie als "tschechischer Esel" an der Holzkiste brillierte und als Wachmann beim Krippenspiel der Charlottenburger Tunten der Geschichte der Christenheit eine entscheidende Wendung gab.
30 Finger, sechs Löffel und drei Melkschemel brachten hernach die "Bayrischen Acht" mit auf die Bühne - wovon, wen wundert's, jedoch nur drei erschienen - und dass "de Randfichtn" mitsamt "Hammer in Frohnau" allesamt in eine Lederhose passten, verwundert bei Künstlern, die einen Plastikwellensittich an der Brille tragen, auch nicht
Die Musikstile wechselten ebenso rasant wie die Kostüme, und so verging die Zeit bis zur Pause wie im Fluge bei "Flippers"-Songs mit Texten wie: "Es war am Strand von Barbados, als ich die alte Hirschkuh schoss, sie lief mir einfach vor's Gewehr, und dann war sie nicht mehr. Ich schaute noch mal ganz genau - und es war meine Frau."
Auch Klassik darf in einem Bachsaal natürlich nicht fehlen, und so gab's zwar nicht Beethoven oder Mozart, doch immerhin "Franticzek Schubert" mit "der Heilbutt", besser bekannt auch als "die Forelle". Mottogemäß stürmten alsdann zwei Weihnachtsmänner mit Sonnenbrillen die Bühne und sangen von "Liebe, Sex und Katastrophen", bevor dann mit Orgelmusik die bereits erwähnten Tunten Barbara, Mechthild und Roswitha aus Charlottenburg die drei heiligen Königinnen im weihnachtlichen Krippenspiel "auf der Suche nach dem kleinen Hosenscheißer" gaben und das Publikum an die Pausengetränke entließen.
Reinhardt May intonierte alsdann gemeinsam mit dem Multi-Instrumentalisten Malte am Xylophon das Lied von der kleinen Salmonelle, DDR-Bürger Ronny schmetterte das Soljanka-Lied, "dat Äppelsche (Mario Rühl) un dat Pfläumsche" setzten den westdeutschen Kontrapunkt und brachten Kölner Karneval nach Köthen.
Der leibhaftige Heesters
Johannes Heesters (Michael Seidel) wurde leibhaftig auf die Bühne geschleift und ließ die Vögel Hochzeit machen, bevor man sich afrikanisch mit Marihuana beschäftigte und eine Hymne auf Jürgen Drews - "den Mann, der hundert Mal am Tage kann" - intonierte.
Als am Ende dann noch das Schloss am Wörthersee samt Roy Black musikalisch "weggehauen" wurden, waren Interpreten und Publikum im Veranstaltungszentrum vollauf zufrieden - welch Wunder, dass es Zugaben gab.
Bei weitem nicht das erste Mal war die lustige Truppe in Köthen - und gut möglich, dass sie auch ihr 25-jähriges Bühnenjubiläum im kommenden Jahr wieder gemeinsam mit den Fans aus der Bachstadt feiern wird.