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Sanierung der Hochschule Anhalt Sanierung der Hochschule Anhalt in Köthen: Studenten müssen bald in die Kirche ausweichen

Von Martin Tröster 21.11.2018, 14:37
Sabine Thalmann, die Verwaltungschefin der Hochschule Anhalt, und Projektleiter Roland Uebrig im Hörsaal des Ratke-Gebäudes in Köthen.
Sabine Thalmann, die Verwaltungschefin der Hochschule Anhalt, und Projektleiter Roland Uebrig im Hörsaal des Ratke-Gebäudes in Köthen. Ute Nicklisch

Köthen - Die Arbeiten am Ratke-Gebäude nehmen Fahrt auf. Der alte Fahrstuhl ist weggerissen, ein großes Loch ist gegraben und schon wieder fast zu: Am Haus der Hochschule Anhalt in der Lohmannstraße ist zwar noch nicht viel passiert, allerdings ist bereits jetzt in das Loch auf dem Parkplatz eine Zisterne eingelassen, die 50.000 Liter Löschwasser fassen kann.

Der Brandschutz ist bei Sanierungen ein teurer Posten. Gut 10,8 Millionen soll die Teilsanierung an dem mehr als 130 Jahre alten Gebäude kosten - das Land zahlt. Der größte Posten ist der frühere Hörsaal. Mindestens seit dem Jahr 1993, in dem die Hochschule das Gebäude erworben hat, gab es dort keine Vorlesung mehr.

Derzeit könnte man dort allenfalls einen Sitzkreis auf dem Boden abhalten - weder Tische noch Sitzgelegenheiten sind in dem Raum, in dem bald wieder etwa 200 Studenten auf Stühlen sitzen. Die Wände werden hell, die Stühle dunkel. Offen ist noch, was mit der Decke passiert, sagt Verwaltungschefin Sabine Thalmann.

Doch das Hauptanliegen sei ein „funktionales, modernes Gebäude“

Wird die Decke mit holzgerahmten Einbuchtungen komplett restauriert oder nur an einzelnen Stellen, damit die Hörer wenigstens einen Eindruck vom historischen Deckengewand erhalten? „Die große Frage ist: Was ist im Rahmen des Budgets möglich, und was gibt ein schönes Bild ab“, sagt Thalmann.

„Die Decke ist jedenfalls ein zentrales Element dieses Hörsaals.“ Doch das Hauptanliegen sei ein „funktionales, modernes Gebäude“, betont Thalmann. „Der Vorteil ist, dass der alte Saal noch nicht oft renoviert worden ist“, sagt Projektleiter Roland Uebrig. So gebe es auf der historischen Decke nicht viele Farbschichten über dem Original.

„Was bisher gebaut wurde, hat den Unterricht nicht beeinflusst“, sagt Thalmann. Bald wird das anders sein, spätestens, wenn im Februar ein Teil des Westflügels dran ist: Dann wird nicht nur im Hörsaal gearbeitet, dann werden unter anderem Heizungsrohre ausgetauscht, auch gibt es dort neue Toiletten.

Allzu sehr soll der Lehrbetrieb durch die Bauarbeiten nicht gestört werden

Spätestens dann müssen Unterrichtsgruppen ausgelagert werden, zunächst trifft es vor allem die Klassen des Studienkollegs, also diejenigen, die vor dem Studien ihre Deutschkenntnisse verbessern. Sechs Klassen werden in den Hauptcampus in der Bernburger Straße ausgelagert, das sind etwa 110 Studenten, zwei weitere Klassen dürfen Deutsch an einem ungewöhnlichen Ort lernen: in der Martinskirche. Allzu sehr soll der Lehrbetrieb nicht gestört werden, hofft Thalmann. „Die Lehrräume an sich sind ja in Ordnung, aber wir müssen eben die Heizungsrohre austauschen.“

Knapp zwei Jahre sollen die Bauarbeiten dauern, Ende 2020 soll alles fertig sein. „Wir wollen, dass sich die Studienbedingungen durch die Bauarbeiten entscheidend verbessern“, so Thalmann. „Anforderungen an Klima, Sanitär und Ausstattung konnten durch die Nutzer mit eingebracht werden.“ Dazu gebe es eine sehr enge Abstimmung mit dem Studienkolleg und dem Fachbereich Informatik - und eine gute Zusammenarbeit mit dem Land.

„Nicht nur für uns, sondern auch für die Stadt ist es ein großer Gewinn, wenn ein solches für Köthen prägendes Gebäude saniert und weiterhin belebt wird“, sagt Verwaltungschefin Thalmann. (mz)

Eingeweiht wurde das Gebäude am 1. November 1887 als „Herzoglich Anhaltisches Landesseminar zu Cöthen“. 1950 wurde hier ein Institut für Lehrerbildung eingerichtet: Die heutige Namensgebung resultiert laut Hochschule Anhalt aus der Nutzung durch die Pädagogische Hochschule „Wolfgang Ratke“ von 1974 bis 1988. Seit 1997 wird das Gebäude durch die Hochschule Anhalt genutzt.

Dort sind derzeit das Studienkolleg, das Sprachenzentrum, das Studentenwerk (Mensa) und der Fachbereich Informatik. Allein der Mitteltrakt hat eine Nutzfläche von etwa 700 Quadratmetern.

Die Zisterne auf dem Parkplatz fasst 50.000 Liter.
Die Zisterne auf dem Parkplatz fasst 50.000 Liter.
Ute Nicklisch
Bald gibt es einen neuen Fahrstuhl - der alte ist schon abgerissen.
Bald gibt es einen neuen Fahrstuhl - der alte ist schon abgerissen.
Ute Nicklisch