Sammelleidenschaft für den Hofkapellensaal
KÖTHEN/MZ. - Dem Landkreis blieb bei der plötzlich auftretenden Finanzierungslücke von 60 000 Euro für den Umbau des Marstalls im Köthener Schloss zum Musikschul-Domizil gar keine andere Wahl, als die Entweder-oder-Frage zu stellen. Das Land hatte seinen Fördermittel-Anteil für das Köthener Musikschulprojekt kurzfristig um fünf Prozent reduzieren müssen. Der Grund: eine Überzeichnung des Haushaltstitels.
Dass nun der Förderverein der Musikschule einspringen will und diese Finanzierungslücke schließen, ist für Heeg nur ein weiterer Beleg, dass es in Köthen eine ganz große Allianz für den Verbleib der Musikschule im Schloss gibt, und das freut ihn außerordentlich. "Die üblichen Verdächtigen", erklärt Heeg gegenüber der MZ, habe man bereits angesprochen und eine durchweg positive Resonanz erfahren. "Wir schaffen das", ist der Unternehmer deshalb zuversichtlich, die Summe bis zum Sommer 2010 aufzubringen.
Nur für den Fahrstuhl soll das vom Verein gesammelte Geld nicht verwendet werden, "wir brauchten ein Projekt, hinter dem wir stehen können", führt Heeg aus. Natürlich fand man eines: den Ausbau des Proben- und Aufführungsraumes. Der im Kopfbereich des Marstalls hin zum Schloss befindliche Raum bliebe bei den bevorstehenden Umbauarbeiten ansonsten unangetastet, was nicht weiter schwer fiele. Da er keine Verbindung zu anderen Räumlichkeiten der künftigen Musikschule besitzt, "könnte man wahrscheinlich einfach die Tür zu machen", meint Heeg. Doch einen Proben- und Aufführungsraum von dieser Größe entbehren, wollten weder die Förderer noch die Verantwortlichen in der Musikschule. "Das ist eine Sache, für die wir uns gern stark machen und Geld sammeln", betont der Vorsitzende.
Der Raum soll für die Ensemble-Arbeit genutzt werden. Darin war man sich von Anfang an einig. "Nun", formuliert Heeg, "brauchte das Kind nur noch einen Namen." Und nachdem die Säle im Veranstaltungszentrum ausnahmslos Bach-Namen tragen, entschied man sich hier für einen anderen und taufte den Proben- und Aufführungsraum in Hofkapellensaal. Die Verbindung zu Bach sei so auch ohne Namensnennung hergestellt, was dem Verein durchaus wichtig gewesen ist.
Die Köthener Hofkapelle war Bachs Ensemble, probte in dessen Haus. Mit der Namensgebung will man nun eine Brücke vom Meister Bach zur Qualität der Ensemble-Arbeit an der Musikschule schlagen. Heeg gefällt der Gedanke, dass man sagen könnte: "Wir spielen hier so gut wie die Hofkapelle unter Johann Sebastian Bach." Viel wichtiger ist ihm allerdings, dass die Öffentlichkeit mitbekommt, welchen Stellenwert die Ensemble-Arbeit in Köthen und damit das gemeinsame Musizieren der hiesigen Schüler besitzt.
Damit das Projekt, damit der Ausbau des Hofkapellenraumes ohne Abstriche in Angriff genommen werden kann, braucht es besagte 60 000 Euro. "Zehn Prozent", sagt Heeg, "hatten wir schon." Kleinere Beträge seien zwischenzeitlich hinzugekommen.
Und da man das Geld jetzt ohnehin nicht benötige und mit dem Sammeln auch erst anfange, ist ihm nicht bange, das Ganze zu einem glücklichen Ende bringen zu können. Die Bitterfelder Musikschule zum Beispiel veranstaltet Benefizkonzerte für den Standort Köthen. Bei Vorspielen und den Herbstkonzerten in der Bachstadt konnte der Förderverein mit dem Hinweis, man sammele für den neuen Hofkapellensaal, beinahe doppelt so viel Geld wie sonst entgegen nehmen. Ein Grund mehr, zuversichtlich zu sein.
Spenden können auf das Konto des Fördervereins (Nummer: 3100 00807) bei der Kreissparkasse Anhalt-Bitterfeld (Bankleitzahl: 800 537 22) eingezahlt werden. Bitte als Kennwort "Probensaal" angegeben.