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Rütter begeistert Hundeliebhaber

Von Thomas Rinke 27.01.2008, 20:39

Großpaschleben/MZ. - Das sollte keine Herausforderung für den Hund sein - Rütter wollte sehen, wann die Familie schwach wird. Sie wurde schwach, sehr schnell. Nur Stunden später rief der Familienvater an und beichtete: "Martin, ich habe gestreichelt."

Martin Rütter ist Tierpsychologe. Am Freitagabend war er zu Gast im Forellenhof in Großpaschleben mit einem Vortrag über das Verhältnis von Mensch und Hund. Als er darüber redete, wie man mit Hunden umgehen kann, wurde schnell klar, dass für ihn der Mensch und dessen Verhalten im Vordergrund steht - und erst einmal nicht der Hund. "Eine Reise in die Psyche des Hundes ist immer auch eine Reise in die Psyche des Menschen", erklärte er dem Publikum.

Um diese seine Philosophie weiterzugeben, gründete Rütter vor zwölf Jahren im nordrhein-westfälischen Erftstadt die Hundeschule "Zentrum für Menschen mit Hund". Die Köthenerin Carola Schulze versucht nun, seine Ideen in Köthen umzusetzen. Wegen ihr ist der aus dem Fernsehen bekannte Rütter ("Eine Couch für alle Felle") gekommen. Schulze eröffnet am 2. Februar in Köthen als Franchise-Partner das zweite "Zentrum für Menschen mit Hund" in Ostdeutschland.

Rütters gab ihre am Freitag verbale Starthilfe - und wie. Vor 350 Hundebesitzern, Züchtern und Tierärzten zeigte er ein Showprogramm, wie es viele deutsche Comedians nicht hinbekommen. Wenn ihm am Ende eines Satzes die Luft ausging, klang seine heller werdende Stimme gar wie die von Michael Mittermaier. "Früher hat man mir oft erklärt, ich würde bei solchen Vorträgen zu schnell zu viele Informationen verbreiten", so der 38-Jährige. Bei seinen 80 bis 100 Veranstaltungen im Jahr habe sich diese humorvolle Vortragsart einfach entwickelt. Das Publikum dankte es ihm am Ende mit tosendem Applaus.

Carola Schulze hat schon jetzt viele Anfragen bekommen, wann sie mit ihrer Hundeschule beginnt. "Auch heute haben mich schon einige um Termine gebeten", sagte die Köthenerin am Freitag. Allein die große Nachfrage nach den Eintrittskarten für den Vortrag von Rütter habe sie verblüfft und in ihrer Entscheidung bestätigt, den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen. "Es ist ein Risiko, aber ich habe ein gutes Gefühl." Mit Hunden und deren Besitzern zusammenzuarbeiten, mache ihr Riesenspaß. In einer Sache ist sich die gelernte Wirtschaftsingenieurin daher sicher: "Ich möchte nie wieder zurück ins Büro."

Vor ihrer 18-monatigen Ausbildung bei Martin Rütter arbeitete die zweifache Mutter in der Kommunalen Beschäftigungsagentur in Zerbst. Ihre beiden Kinder Maxie und Felix hätten sie sehr bei ihrer Entscheidung unterstützt, sagt sie. Und auch ihr Hovawart-Rüde "Tommy" trug seinen Teil dazu bei. "Dieser Hund hat mir früher echt das Leben schwer gemacht", erklärte Schulze, "und so richtig konnte mir niemand dabei helfen". Im Fernsehen sah sie dann Rütter und seine Methoden, woraufhin sie sich im Internet informierte und sich schließlich bei ihm bewarb. Ab diesem Freitag beginnt sie mit ihrer Arbeit.

"Die Voraussetzung für einen guten Hundetrainer ist, dass er Lust hat, mit Menschen zu arbeiten." Als Martin Rütter dies erklärte, zur Abwechslung ganz ernst, blickte er zu Carola Schulze und zeigte dem Publikum damit, dass er der Köthenerin genau dies zutraue.

In der Vortragspause am Freitagabend schickte er jeden, der eine Frage an ihn richten wollte, zu Schulze. Denn an diesem Abend war Rütter nur für die Unterhaltung verantwortlich, dass machte er deutlich. Die Hundeerziehung in Köthen, mit all ihren alltäglichen Problemen, legte er in die Hände seiner ehemaligen Schülerin.