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Ruth Maria Kubitschek Ruth Maria Kubitschek: Falscher Brathering zum Fest

Von helmut dawal 19.05.2014, 20:03
Ruth Maria Kubitschek bei ihrer Lesung im Johann-Sebastian-Bach-Saal.
Ruth Maria Kubitschek bei ihrer Lesung im Johann-Sebastian-Bach-Saal. heiko rebsch Lizenz

Köthen/MZ - Der Tag war ziemlich vollgepackt. Erst schaute sich Ruth Maria Kubitschek in ihrem früheren Heimatdorf Trinum um. Dann besuchte sie das Köthener Schloss mit dem Erlebniszentrum Deutsche Sprache. Auch die Bach-Gedenkstätte schaute sich die bekannte Schauspielerin an und erfreute sich an einem kleinen Konzert, das Kirchenmusikdirektorin Martina Apitz auf der Zuberbier-Orgel gab.

Am Abend dann stand Ruth Maria Kubitschek auf der Bühne des fast bis auf den letzten Platz besetzten Johann-Sebastian- Bach-Saals im Veranstaltungszentrum Schloss Köthen, um aus ihrem neuesten Buch zu lesen. Den ihr von Michael Schuster, Geschäftsführer der Köthen Kultur und Marketing GmbH (KKM), angebotenen Stuhl mit Tisch davor verschmähte sie. Eine Stunde lang unterhielt die 82-Jährige stehend ihr Publikum.

Ihr neues Werk „Anmutig älter werden“ hat sie schon mehrfach vorgestellt, doch dürfte die Lesung in Köthen eine besondere gewesen sein, schweifte die Künstlerin doch immer wieder ab zu den Erlebnissen, die sie als junges Mädchen in Köthen und Trinum hatte. „Die Erinnerungen sind hochgekommen, ich habe damit meinen Begleiter, Herrn Schuster, regelrecht überschüttet“, bat Kubitschek um Verständnis, dass sie das Buch immer mal zur Seite legte, um spontan ein paar Geschichten zu erzählen. Doch gerade die persönlichen Rückblicke und Episoden machten die Lesung sehr spannend und unterhaltsam.

Kubitschek wird Botschafterin

Aus Dankbarkeit für die Stadt Köthen, in der sie mit ihrer Familie nach dem Krieg eine neue Heimat fand, habe sie sich bereit erklärt, Botschafter für das Stadtjubiläum zu sein. Mit Dankbarkeit erzählte Kubitschek auch von jenen Menschen, die ihrer Familie halfen, im Anhaltischen heimisch zu werden.

Etwa der Köthener Arzt Dr. Hippen. „Er hat mit uns Weihnachten gefeiert“, erzählte Kubitschek, allerdings sehr bescheiden, nach dem Krieg mangelte es an allem. So war es auch mit dem Festessen, es gab falschen Brathering. Das Rezept lieferte Kubitschek gleich mit dazu: Hefepulver in Essig gelegt, paniert mit Hefepulver und in Rapsöl gebraten - so ungefähr entsteht der falsche Brathering. Grießpudding mit eingemachten Kirschen gab es als Nachtisch. „So haben wir damals in Köthen wirklich Gutes erlebt“, blickte Kubitschek zurück.

"Was vorbei ist, ist vorbei"

In „Anmutig älter werden“ gibt der Film- und Fernsehstar hilfreiche Anregungen für den Alltag: Übungen, die Körper und Geist erfrischen wie beispielsweise die morgendliche Gesichtsakupressur oder entgiftende Bürstenmassagen. Ruth Maria Kubitschek ermutigt darin aber vor allem, das Älterwerden als Herausforderung zu betrachten, die man durchaus erfolgreich bewältigen kann. Anmutig älter zu werden, heißt für sie, dass man sich nicht gehen lassen darf, es beinhaltet Disziplin und Aufrichtigkeit sich selbst gegenüber. „Was vorbei ist, ist vorbei. Dem sollte man nicht nachweinen“, gab sie den Gästen mit auf den Weg.

Mit einem Riesenapplaus wurde Ruth Maria Kubitschek von der Bühne entlassen. Danach nahm sie sich noch zwei Stunden Zeit, auch den letzten Autogrammwunsch zu erfüllen und eine persönliche Widmung in ihr Buch zu schreiben, das an diesem Abend reißenden Absatz fand. „Den ganzen Tag auf den Beinen, dann noch die Lesung. Ihre Ausdauer haben wir alle bewundert“, äußerte KKM-Pressesprecher Christian Ratzel.