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Riesengroßer Florian Riesengroßer Florian: Stroh-Maskottchen zum Geburtstag der Reppichauer Jugendfeuerwehr

Von Heiko Rebsch 12.03.2018, 10:51
Die Kinder- und Jugendfeuerwehr im Anmarsch. Die Jungen und Mädchen dürfen den fertigen Florian bestaunen.
Die Kinder- und Jugendfeuerwehr im Anmarsch. Die Jungen und Mädchen dürfen den fertigen Florian bestaunen. Heiko Rebsch

Reppichau - Das Dorf Reppichau ist zweifelsfrei ein Ort mit sehr viel künstlerischer Note: Wandbilder an den Häusern, Heerschilde verschiedener Grafschaften und Herzogtümer, Figuren an der Straßenbeleuchtung, christliche Darstellungen im Kirchpark und Metallplastiken am Dorfteich gehören zum Kunstprojekt Sachsenspiegel.

Seit vergangenem Samstag hat Reppichau eine weitere, gut 3,50 Meter hohe Figur hinzu bekommen. Diese gehört aber weder zum Kunstprojekt, noch hat sie überhaupt etwas mit Eike von Repgows Sachsenspiegel zu tun.

Seit mehr als 127 Jahren gibt es eine Feuerwehr im Ort. Davon steht seit 60 Jahren die Jugendarbeit ganz dick angestrichen mit auf dem Dienstplan der Kameradinnen und Kameraden. Ganz dick und nicht zu übersehen steht nun auch Florian an der Waldstraße, direkt an der Zufahrt zum Gerätehaus. Gebaut aus drei großen Ballen Stroh ist er das Maskottchen im Jubiläumsjahr.

„Stroh-Florian“ trägt eine Feuerwehrjacke in XXXXXXXL

Ronald Eisen, Landwirt im Nebenerwerb und selbst Feuerwehrmann im Nachbarort Susigke hat den „Naturkörper“ von Florian den Reppichauer Kameradinnen und Kameraden gespendet und aufgestellt. Nun macht über eine Tonne Stroh noch lange keinen Florian. Ein Gesicht, einen Feuerwehrhelm und die richtige Bekleidung mussten her. Keine leichte Aufgabe bei diesen Körpermaßen.

Feuerwehrfrau Silke Keller nahm Maß und machte sich mit der ermittelten Konfektionsgröße auf den Weg zu einer befreundeten Schneiderin. 20 Meter Stoff mussten durch die Nähmaschine rattern, dann war die Feuerwehrjacke in XXXXXXXL fertig.

Auch Augen, Nase und Mund wurden aus Stoff gefertigt. Zur selben Zeit wurde im „Waschhaus“ von Familie Keller der Helm aus Kleintierdraht und Pappmaché modelliert. Nun konnte der „Stroh-Florian“ sein Gesicht und seine Bekleidung erhalten.

Eine gelungene Überraschung für den Feuerwehrnachwuchs in Reppichau

Bei diesen Ausmaßen war das Ankleiden dann am Samstagvormittag nur in Teamarbeit zu bewältigen. Stahl-Erdhaken und dicke Drahtseile verankern die Figur fest im Boden. Nur mit Hilfe von Leitern erreichten Christian Klaus und Frank Wehlmann die „Schultern“ ihres neuen Kameraden. Von dort aus gaben sie dem Strohkopf sein Gesicht und verpassten ihm den Helm.

Claudia Schulze und Silke Keller bereiteten die Jacke für die Anprobe vor. Ortswehrleiter Mario Carius schwang den Hammer, um die Arme mit Hilfe von Bewährungseisen zu befestigen. Kurz nach elf Uhr war es geschafft und Florian lächelte auf die Zuschauer hernieder, die gekommen waren. Zumeist waren das die Eltern von den Kindern und Jugendlichen, die in der Reppichauer Kinder- oder Jugendwehr aktiv sind.

Bisher hatten die erwachsenen Feuerwehrleute aus ihren Aktivitäten der letzten Wochen ein Geheimnis gemacht. So war es für den Feuerwehrnachwuchs eine gelungene Überraschung, als sie endlich aus dem Gerätehaus geholt wurden und sich für das Erinnerungsfoto zu Florian stellen durften. Auch Jugendbetreuer Christian Berger, der die Idee für den Feuerwehrmann in Groß hatte, war aufgeregt und gerührt zugleich, als er die Eröffnung des Festjahres hiermit verkündete.

Am 2. Juni soll zu den Füßen von „Stroh-Florian“ ein Fest stattfinden

Mindestens bis zum 2. Juni soll der Strohmann nun dort seinen Standort haben. Dann wird zu seinen (nicht vorhandenen) Füßen ein großes Fest steigen. Noch stecken Berger und seine Mitstreiter hierzu in den Vorbereitungen.

Die Polizei wird dabei sein, die Verkehrswacht wurde eingeladen, es wird einen Wettbewerb im Kistenklettern geben, der Auftritt eines Helene Fischer-Double ist geplant und die gesamte Feuerwehrtechnik kann besichtigt werden. „Es soll ein Tag voller Spiel und Spaß werden, auf den wir uns alle schon freuen“, so Christian Berger.

Spaß hat auch Lukas Handreka, der sich den neuen Blickfang vor „seiner“ Feuerwehr gerade noch mal aus der Nähe betrachtet. Der Zwölfjährige ist seit 2010 bei der Reppichauer Wehr und sozusagen damit sogar ein Gründungsmitglied der damals gegründeten Kindergruppe „Grisukids“. Er wollte vor allem wegen der tollen Autos zur Feuerwehr.

Die Feuerwehr als Familiensache

Inzwischen hat er schon viele Ausbildungsstunden absolviert, findet die Autos immer noch toll, hat aber auch gelernt, was noch alles zum Feuerwehrmannleben dazugehört. Sein Kamerad Timmy Barche ist auch schon seit 2010 mit dabei. Was bei dem 13-Jährigen kein Wunder ist. Hat er doch die Helfergene sicher schon mit der Muttermilch bekommen. Vater, Mutter, Opa, Cousin, Cousine, Onkel und Tante, alle sind sie bei der Feuerwehr. Timmy freut sich auf das Fest im Juni.

Jugendfeuerwehrwart Thomas Keller freut sich hingegen noch auf ein ganz anderes Ereignis. Für den 5. Mai ist ein großes Treffen ehemaliger Feuerwehrkameradinnen und -kameraden geplant. Dafür bereitet Keller gerade die Einladungen vor.

„Wenn alle kommen, werden wir so zwischen 80 bis 100 Gäste an diesem Tag in der Feuerwehr haben“, sagt er. Dann wird wohl auch so manche Geschichte aus den alten Zeiten in der „Arbeitsgemeinschaft Bandschutz“ oder der „Pionierfeuerwehr“ erzählt werden, die auch zur Historie der Jugendarbeit seit 1958 zählen. (mz)

Benjamin Kiel und Christian Klaus (r.) umhüllen den Strohkopf mit Folie, damit er geschützt vor Wind und Wetter ist.
Benjamin Kiel und Christian Klaus (r.) umhüllen den Strohkopf mit Folie, damit er geschützt vor Wind und Wetter ist.
Heiko Rebsch