Projekt für Schulverweigerer Projekt für Schulverweigerer: Fast eine Million Euro für "Jugend stärken im Quartier"

Köthen - Dem Alltag wieder eine Struktur geben, den Schulabschluss schaffen, in der Arbeitswelt Fuß fassen: Das sind die Ziele des Projekts „Jugend stärken im Quartier“, das sich an junge Menschen im Alter von zwölf bis 26 Jahren richtet, die beispielsweise die Schule schwänzen oder ihre Ausbildung abgebrochen haben. Das Programm wird vom Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert.
Der Landkreis Anhalt-Bitterfeld hat dazu eine Koordinierungsstelle geschaffen. Das Projekt hat einen Gesamtumfang von rund 950 800 Euro. Der Landkreis bekommt dafür ESF-Mittel von rund 760 600 Euro. Er muss allerdings mindestens 20 Prozent Eigenanteil bereitstellen. Im konkreten Fall sind das rund 96 500 Euro Geldmittel sowie etwa 93 600 Euro Personalkosten. Diese Summen beziehen sich auf die gesamte Förderperiode von 2015 bis 2018.
Arbeit im Tierpark
Kerstin Keup arbeitet in der Koordinierungsstelle. Sie begleitet und steuert die Arbeit der derzeit zwei Projektträger in Anhalt-Bitterfeld. Einer davon ist die Fortbildungsakademie der Wirtschaft (FAW). Sie hat zwei sogenannte Mikroprojekte gestartet, eines in Zerbst und eines in Köthen, wo man mit dem örtlichen Tierpark zusammenarbeitet. Die jugendlichen Schulverweigerer können dabei für einige Stunden im Tierpark arbeiten, zum Beispiel im Hasenstall und dem Streichelgehege. Füttern und ausmisten sollen zu ihren Aufgaben gehören. Bis zu sechs Jugendliche können bei dem Projekt mitmachen, aktuell beteiligen sich laut FAW-Mitarbeiter Sven Pfeiffer zwei bis drei. Zusätzlich werden die Jugendlichen in den Kernfächern unterrichtet.
Die Zukunft des Projekts
Tierparkchef Michael Engelmann hat jedoch Zweifel, ob die Zusammenarbeit weitergeführt werden kann. „Das Ganze klappt eher sporadisch“, erzählt er. Bislang seien kaum Jugendliche zum Mithelfen in den Park gekommen, angekündigte Termine seien nicht eingehalten worden. „Entweder weil kein Jugendlicher das Angebot wahrnehmen wollte, oder weil der Betreffende dann doch nicht erschienen ist.“ So könne es nicht weitergehen, sagt Engelmann. „Ich muss mich doch darauf verlassen können.“ Deshalb wolle er bis zum Jahreswechsel darübernachdenken, ob der Tierpark aus dem Projekt wieder aussteigt.
Man sei mit dem Tierpark im Gespräch, sagte Antje Zehe von FAW auf diese Probleme angesprochen. Dass Engelmann enttäuscht sei, könne sie verstehen. Einige der Jugendlichen seien nicht für das Tierpark-Projekt geeignet gewesen. Die Planung für die Zukunft des Projekts sei noch nicht abgeschlossen. (mz)