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Pinselangriff auf Maulbeerschildlaus

Von Matthias Bartl 29.05.2008, 16:25

Köthen/MZ. - Die in Doppelreihe stehenden Trompetenkugelbäume auf dem Köthener Rathausplatz sind immerhin nicht von einem simpeln Wald- und Wiesenschädling befallen, welchen die Pflanzenschützer Hartmut Meyer und Katrin Dornfeldt vom Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten (Alff) alle Tage den Garaus machen. Die Kugelbäume - mit derzeit sehr kleinen Laubkugeln - haben die Maulbeerschildlaus an der Rinde.

Das ist ein Premiere für Sachsen-Anhalt. Eine bedauerliche Premiere, muss man hinzufügen - noch nie hat sich diese spezielle Schildlaus zwischen Altmark und Burgenland bemerkbar gemacht. Auch auf Erfahrungen aus anderen Bundesländern können Meyer und Dornfeldt nur bedingt zurückgreifen - zwar hat die vermutlich aus Asien stammende Laus in den zurückliegenden Jahren öfters negativ von sich reden gemacht, z.B. in badischen Baumschulen und Pfälzer Pfirsichplantagen, aber bei den Bekämpfungsversuchen hat sich das Allheilmittel gegen die Insekten noch nicht gefunden. "Man hat es schon mit Ölen und anderen Sachen probiert", sagt Meyer, aber durchschlagend seien die Ergebnisse nicht gewesen.

Was auch am Zeitpunkt gelegen haben kann. Das Mittel, das die Tiere in die Läuse-Himmel oder ins Lausoleum schicken soll, muss natürlich auch bei den Opfern ankommen. Will heißen: Eine kältestarre Laus saugt sich nicht Pflanzensaft voll und damit auch nicht mit dem finalen Abschiedstrank. "Wir haben zweimal nachgesehen und zweimal den Termin verschoben", sagt Hartmut Meyer. Am Donnerstag war nun genug Bewegung auf der Rinde, um tätig zu werden.

Die Bäume werden mit aller gebotenen Vorsicht eingepinselt, der Stamm sowieso und selbst die Blätter. "Wir setzen hier zwei verschiedene Insektizide ein", erläutert der Pflanzenschützer. Zum einen Confidor, ein Neonicotinid, und zum anderen Reldan, einen Phosphorsäureester. Die Wirkstoffe sind gering dosiert: Auf einen Liter Wasser kommen entweder 0,1 Gramm Confidor oder zwei Milliliter Reldan. Dazu gibt es noch eine Prise Netzmittel, damit der Wirkstoff auch an Stamm und Blatt ordentlich haften bleibt. "Das wird nicht mal vom Regen abgewaschen", beteuert Hartmut Meyer.

Der wie auch Katrin Dornfeldt die Art und Weise des Aufbringens mit breitem Pinsel erst einmal auf die Sinnhaftigkeit testen musste. "Ich habe es im Garten ausprobiert und Hartmut an Straßenbäumen. So etwas macht man ja nicht sehr oft, das wollten wir ein bisschen trainieren." Die pflanzenschutzübliche Spritze konnte nicht so recht eingesetzt werden, "wegen der Wasserspiele".

In Harald Luksch vom Köthener Grünflächenamt hatten die beiden Alff-Abgesandten einen fleißigen Helfer bei der Aktion. Für Luksch war es schon ein wenig eine persönliche Angelegenheit: Der Mann hat die Trompetenkugelbäume immer gewaschen und geschnitten. Und musste sich schon mal von Passanten anpflaumen lassen, als unübersehbar wurde, dass die Bäume krank waren. "Was ja nicht an uns gelegen hat", sagt Luksch. Der anschließend zusammen mit Dirk Schumann, Abteilungschef des Grünflächenamtes, die Stämme der Kugelbäume mit Schilfmatten umwickelte - als zusätzlichen Schutz vor dem Anfassen.

Ob die Bäume wieder gesunden, kann niemand sagen. In zwei Wochen soll nach Auskunft von Meyer kontrolliert werden, "ob noch Bewegung" am Baum ist, ob die Larven des Schädlings noch an den Blättern zu finden sind. Dann wird man weitersehen.