Pfeifenpaten gesucht Pfeifenpaten gesucht: Orgel in Kleinpaschleben muss dringend restauriert werden

Kleinpaschleben - Vorsichtig zieht Florian Zeller eines der Register der Orgel. Ein schräger Klang ertönt. Er zieht das nächste Register. Der nächste schräge Klang. Der Kirchenmusiker verzieht das Gesicht. Das würde er auch, wenn es weniger schräg klingen würde. „Die Töne dürften gar nicht da sein“, sagt er.
Die Orgel der Kirche in Kleinpaschleben muss dringend restauriert werden. Sie lässt sich noch spielen, aber nicht mehr verlässlich. Mehrere Reparaturen sind nötig.
Gebaut wurde das Instrument 1867 von Gottlieb Pfanneberg, einem Orgelbauer aus Köthen. In den 80er Jahren wurde die Orgel von Orgelschülern das letzte Mal gesäubert und gestimmt. Seitdem ist nichts passiert.
Der Bleifraß - auch Zinnpest genannt - setzt der Orgel zu
„Der Zustand der Orgel wird immer schlechter“, bedauert Florian Zeller. Das Instrument hat so viele Schäden, dass er gar nicht weiß, wo er mit seiner Aufzählung anfangen soll. Der Orgel zu schaffen mache nicht nur die Zeit, sagt er, sondern auch die Wärme in der Kirche. Im Sommer und im Winter, wenn geheizt werde.
Der Bleifraß - auch Zinnpest genannt - setzt der Orgel zu. Ein Phänomen, was der Kirchenmusiker von mehreren Orgeln kennt. „Das fängt unten an und geht nach oben“, sagt er. Die Ursachen des Bleifraßes sind nicht bekannt. Das Metall der Orgelpfeifen wird brüchig. Sie zu stimmen, kann Florian Zeller in diesem Zustand vergessen. Dann würde er die Pfeifen zerstören. Sie können repariert werden, indem das befallene Stück ausgetauscht wird.
Doch damit nicht genug. Die Federn der Ventile sind ausgeleiert, was dazu führt, dass die Ventile nicht mehr richtig schließen. In den Windladen wurde Schimmel festgestellt. Für weitere Schäden sorgt der Holzwurm. Der Windkasten des Gebläses ist undicht. Die Klaviaturen klappern. Das Leder des Blasebalgs ist brüchig. Die Orgel ist außerdem stark verschmutzt.
Die Reparatur der Orgel könnte rund 90.000 Euro kosten
Denkbar wäre noch, das originale Zinn-Prospekt zu rekonstruieren. Eine Arbeit, die aber auch erst einmal liegen bleiben könnte, um Kosten zu sparen. Denn die anderen Reparaturen seien deutlich wichtiger.
Mehrere Orgelbauer haben sich das Instrument angesehen. Der Kirchengemeinde liegt ein Angebot von 70.000 Euro vor, wobei der Orgelbauer inzwischen mitgeteilt hat, dass es noch deutlich teurer werden könnte. Die Rede ist von 90.000 Euro.
Enorme Kosten für eine Orgel, die selten erklingt. Große Orgelkonzerte wie beispielsweise in Köthen sind in Kleinpaschleben nicht zu erwarten. Die Orgel kommt vor allem zu Ostern, St. Martin und Heiligabend zum Einsatz. Der Gemeindekirchenrat dachte lange darüber nach, ob sich eine Restauration da überhaupt lohnt. „Die Alternative wäre gewesen, eine elektrische Orgel anzuschaffen“, sagt Pfarrer Martin Olejnicki. Eine deutlich kostengünstigere Variante wäre das. Für 3.000 bis 4.000 Euro fände sich da schon etwas.
Je länger die Orgel nicht gespielt wird, desto schlechter
Der Gemeindekirchenrat entschied sich dennoch gegen diese Variante - und damit für die alte Orgel. Vor allem mit Blick auf die Zukunft. Er will es jedenfalls nicht sein, der Kleinpaschleben die Orgel genommen hat. Denn eines wissen die Mitglieder des Gemeindekirchenrates: Je länger die Orgel nicht gespielt wird, desto schlechter. „Eine Orgel steht sich tot“, findet Martin Olejnicki deutliche Worte. Sicher, ergänzt er, könne die Orgel auch später noch restauriert werden. „Aber dann reden wir über ganz andere Kosten.“
Knapp 4.000 Euro hat die Kirchengemeinde schon zusammen. Gesammelt wurde beim Adventskonzert und beim Radiogottesdienst. Auch große Privatspenden sind eingegangen oder stehen in Aussicht. Der Pfarrer ist dankbar für jeden Beitrag. „Die Leute haben die unterschiedlichsten Ideen, wie Geld für die Orgel zusammenkommen könnte“, sagt er.
Kirchengemeinde plant Pfeifenpatenschaften für die rund 600 Pfeiffen der Orgel
Die Kirchengemeinde plant außerdem Pfeifenpatenschaften. Rund 600 Pfeifen hat die Orgel. Spender können Pate einer Pfeife, einer Oktave oder eines ganzen Registers werden. Die Kirchengemeinde will verschiedene Stiftungen anschreiben. Damit das Projekt gefördert werden kann, sind allerdings Eigenmittel nötig. Die sollen jetzt aufgetrieben werden.
Dieses Jahr, davon ist Martin Olejnicki überzeugt, wird es nichts mehr mit dem Heiligabend-Gottesdienst, zu dem die restaurierte Orgel erklingt. Er hofft auf nächstes Jahr. Und wenn das nichts wird, dann eben übernächstes Jahr. (mz)
Weitere Informationen finden sich im Internet unter: www.kirche-kleinpaschleben.com/orgelprojekt. Wer spenden möchte, kann Geld auf folgendes Konto überweisen: IBAN: DE91 8005 3722 0302 0223 76, Betreff: Orgelspende
Die Orgel in Kleinpaschleben wurde von Gottlieb Pfanneberg als mechanische Schleifladenorgel konzipiert. Sie besitzt insgesamt 14 Register.
1867 hatte der Orgelbaumeister aus Köthen die alte Orgel des Dorfes umgebaut. Das Instrument war 1782 von Orgelbaumeister Christoph Jesse aus Halberstadt in die erste Kirche eingebaut worden. Die neue Orgel wurde zu einem Hingucker in der neuen Kirche des Dorfes.

