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Osternienburger Land Osternienburger Land: Bürgermeister Stefan Hemmerling blickt auf das Corona-Jahr zurück

09.01.2021, 08:00
Im zehnten Jahr des Bestehens der Gemeinde hatte Bürgermeister Stefan Hemmerling mit ungeahnten Problemen zu tun.
Im zehnten Jahr des Bestehens der Gemeinde hatte Bürgermeister Stefan Hemmerling mit ungeahnten Problemen zu tun. Ute Nicklisch

Osternienburg - Das Corona-Virus und dessen Folgen stellten das Osternienburger Land vor große Herausforderungen. Die Gemeinde hatte vergangenes Jahr darüber hinaus auch viele weitere Themen zu meistern. In einem Interview blickt Bürgermeister Stefan Hemmerling zurück und voraus. Das Gespräch führte Stefanie Greiner.

Wie lief 2020 für das Osternienburger Land?
Stefan Hemmerling: Selbstverständlich war Corona das bestimmende Thema. Aber wenn man eine Minute länger über die Frage nachdenkt, stellt man fest, dass auch viele Dinge unabhängig davon weitergelaufen sind und sich entwickelt haben. Aber man muss natürlich mit Corona anfangen.

Dann fangen wir mit Corona an. Wie ist die Gemeinde mit dieser Situation umgegangen?
Stefan Hemmerling: Zunächst muss man sagen, dass das eine völlig neue Herausforderung war, sehr plötzlich kam und sich sehr dynamisch entwickelt hat. Auf Gemeindeebene haben wir das Ganze systematisch zu fassen versucht, indem wir für unsere Verwaltung und unsere Einrichtungen einen Pandemieplan erstellt haben, der identifiziert, wo unsere kritischen Punkte sind. Dann haben wir einen Stufenplan erarbeitet, mit Festlegungen je nachdem, wie stark die Gemeinde und auch die Verwaltung betroffen sind.

Haben Sie Sorge, dass da was auf der Strecke bleibt?

Wie wirkte sich die Situation auf das Vereinsleben aus?
Stefan Hemmerling: Ich habe gerade das Januar-Amtsblatt durchgeschaut, in dem viele Berichte aus dem Vereinsumfeld enthalten sind und zum Jahreswechsel auch immer Rück- und Ausblicke. Viele Autoren dieser Artikel haben Corona zum Thema genommen und zum Ausdruck gebracht, welche Einschränkungen das mit sich gebracht hat. Dass man sich nicht treffen konnte.

Dass Pläne über den Haufen geworfen wurden - ob das nun ein Dorffest ist oder ein Vereinsjubiläum. Der Fußballverein in Großpaschleben ist 100 Jahre geworden und hat Anfang März gerade noch rechtzeitig seine Feier durchgeführt. Der Osternienburger Fußballverein hatte auch 100-jähriges Jubiläum, aber im November. Da besteht die Hoffnung, dass man das irgendwann nachholen kann. So hat sich das in vielen Bereichen ausgewirkt. Die Wulfener wollten ein Dorffest zum 1025-jährigen Bestehen feiern. Auch das ist ins Wasser gefallen.

Haben Sie Sorge, dass da was auf der Strecke bleibt?
Stefan Hemmerling: Ich habe die Hoffnung, dass das nicht passiert, weil gleichzeitig mit diesem Rückblick auch immer gesagt wird: Hoffentlich wird es nächstes Jahr besser, hoffentlich können wir zu alter Stärke zurückfinden und Traditionen wieder aufleben lassen. Ich hoffe einfach, dass das gelingt.

Wie wirkte sich die Corona-Krise auf die Wirtschaft aus?
Stefan Hemmerling: Die Wirtschaft ist bei uns sehr kleinteilig aufgestellt. Die Unternehmen sind unterschiedlich stark betroffen. Die Gastronomie hat sehr stark unter den Einschränkungen gelitten. Es gibt sicher auch Betriebe, die den ersten Lockdown mitmachen mussten, aber danach relativ zügig wieder zu einer Normalität zurückgekehrt sind, beispielsweise im Handwerk. Die direkten Auswirkungen haben wir als Gemeinde im Bereich der Gewerbesteuer und werden die wahrscheinlich in diesem Jahr noch deutlicher spüren. Da sind schon jetzt Reduzierungen im sechsstelligen Bereich zu verzeichnen.

Stefan Hemmerling zieht ein Corona-Fazit für 2020

Wie sieht ihr Corona-Fazit für 2020 aus?
Stefan Hemmerling: Wir waren in der Verwaltung bislang glücklicherweise nicht von Infektionen betroffen und sind auch als Gemeinde bisher von größeren Geschehnissen verschont geblieben. Wir haben auch steigende Infektionszahlen, sind aber kein Hotspot. Das möge natürlich auch so bleiben. Wir hatten in den Einrichtungen zweimal die Situation, dass es zu zeitweisen Einschränkungen bzw. Schließungen kommen musste. In Wulfen im Hort und in Osternienburg in Kita und Hort. Aber auch dort hat sich ein Infektionsherd nicht massiv ausgebreitet.

Sie sagten, über Corona hinaus ist vieles weitergelaufen. Können Sie Beispiele nennen?
Stefan Hemmerling: Der weitere Fortschritt im Bereich der Schulinfrastruktur. Auch wir konnten davon profitieren. Wir hatten eine Prioritätenliste beschlossen, haben zum Jahreswechsel die Förderbescheide bekommen und konnten im Jahresverlauf den größten Teil der Maßnahmen umsetzen. Das Geld hat für die Sanierung der Sanitäranlagen in der Grundschule in Wulfen und für die Sanierung des Daches in der Sporthalle in Wulfen gereicht. Das waren zwei Brocken, bei denen wir schon lange Handlungsbedarf hatten, es aber aus Eigenmitteln nicht finanzieren konnten.

An welcher Stelle ging es nicht so voran wie geplant?
Stefan Hemmerling: Wir haben für den Neubau der Kita in Wulfen keine Fördermittel erhalten und stattdessen einen Kredit beantragt. Der ist uns genehmigt worden, was grundsätzlich positiv ist. Wir haben die finanziellen Voraussetzungen, doch jetzt dauert es mit der Baugenehmigung. Ich hoffe, dass wir im ersten Quartal des neuen Jahres da Erfolg vermelden können. Dann würden die Ausschreibungen losgehen und dann könnten wir im zweiten Quartal vielleicht mit dem Spatenstich beginnen.

Was steht 2021 im Osternienburger Land noch an?

Auch das mit dem Familienzentrum in Kleinpaschleben hat nicht so geklappt, wie die Gemeinde sich erhofft hatte?
Stefan Hemmerling: Die Diskussion dazu hat offengelegt, dass es hier schon eher einer umfassenderen Betrachtung bedurft hätte. Wir haben in kleinen Schritten gedacht, mussten aber feststellen, dass das nicht funktioniert.

Wir hatten die Hoffnung, dass wir den ersten Schritt mit der Integration der Arztpraxis machen können. Das hat sich im dritten Quartal zerschlagen, was natürlich eine große Enttäuschung war. Am Ende ist es nicht zu einem Mietvertrag gekommen und damit war der ganze Aufwand leider ergebnislos. Seitdem diskutieren wir die Gesamtbetrachtung. Wenn es mit der Arztpraxis nicht geht, müssen wir den nächsten Schritt angehen.

Die Kita soll in das Familienzentrum umziehen, wo der Hort ja bereits untergebracht ist. Zumal der Standort sehr gute Voraussetzungen hat. Wir haben uns mit dem erarbeiteten Kostenplan alle auf den Hosenboden gesetzt, weil klar wurde, dass es eben nicht so einfach ist, ein zuletzt als Schule genutztes Gebäude zu einer Kindertagesstätte umzunutzen, sondern die hohen Anforderungen einer baurechtlichen Nutzungsänderung und einer neuen Betriebserlaubnis großen Investitionsbedarf mit sich bringen. Dass am Ende ein siebenstelliger Betrag rauskommt, hat wirklich alle Beteiligten überrascht. Ich finde es schade, dass die Diskussion jetzt so kontrovers geführt wird, weil sich eigentlich alle einig sind, was das Ziel ist: nämlich das Objekt zu erhalten, zu nutzen und auszulasten.

Wie sieht es mit dem Haushalt der Gemeinde aus?
Stefan Hemmerling: Wir haben im Januar den Haushaltsplan zur Beschlussfassung. Seit der ersten Lesung im Oktober haben sich deutliche Änderungen mit positiven Auswirkungen ergeben. Die Kreisumlage wird nicht wie befürchtet ausfallen.

Andere Zahlen sind angepasst, sodass ich damit rechne, dass der Haushalt, wenn er so beschlossen wird, genehmigungsfähig ist. Wir schlagen im Bereich des Liquiditätskredites sogar vor, die Höchstgrenze um eine halbe Million zu reduzieren. Das ist für unsere Verhältnisse ziemlich viel. Bisher hatten wir eine Maximalhöhe von 6,5 Millionen.

Was steht 2021 noch an?
Stefan Hemmerling: Wir haben einen Förderantrag für das Löschfahrzeug für die Ortsfeuerwehr Osternienburg laufen. Das letzte Mal ist der abgelehnt worden, aber wir haben ihn neu eingereicht. Beim Breitband muss es natürlich mehr vorangehen. Wir haben die unselige Situation, dass bei uns drei Anbieter tätig sind. Das macht die Sache nicht einfach und ist für diejenigen, die noch unterversorgt sind, eine sehr unbefriedigende Situation. (mz)