Opfer des Elbe-Hochwassers Opfer des Elbe-Hochwassers: Schiff in Aken vor Untergang bewahrt

Aken/MZ - Eine mehrstündige Aktion im Akener Hafen zur Rettung eines besonderen Hochwasser-Opfers hielt am Montag die Feuerwehren von Aken, Kleinzerbst, Kühren und Susigke sowie die Hafenmitarbeiter in Atem. Das Objekt des Einsatzes kurz nach 10 Uhr war eine Schute - ein Schiff ohne eigenen Motorantrieb, das zum Transport von Sand, Kies, Kohle, Schrott und ähnlichen Frachtgütern eingesetzt wird.
Das 35 Meter lange und fast neun Meter breite Schiff mit dem Namen „Domarin 14“ gehört der Wasserbaufirma Domarin. Es lag leer im Ostteil des Hafens und wartete auf Aufträge. Zum Verhängnis wurde ihm der sinkende Wasserpegel. Mit ihm lag auch die „Domarin 14“ immer tiefer, bis sie mit einer Seite auf zwei Poller aufsaß. Das sind senkrechte metallische Pfähle, an denen Schiffe festmachen können. Bei hohem Pegel waren die Poller unter der Wasseroberfläche nicht zu sehen und für die Schute ungefährlich. Jetzt drückten sie sich aber unter dem Gewicht des schweren Schute in den Rumpf hinein.
Ein Freizeit-Bootssportler hat die Misere entdeckt. Die alarmierten Feuerwehren setzten sofort Wasserpumpen ein: Die Schute nahm bereits größere Mengen Wasser auf und wies eine deutliche Schieflage zur betroffenen Seite hin auf. Wie groß das Leck war, konnten die Kameraden jedoch nicht feststellen. Sie kamen nicht heran. So wurde nach Ansprache mit Hafen-Chef Peter Ziegler, Feuerwehr-Einsatzleiter Michael Kiel und dem Leiter der Akener Wehr, Danilo Licht, beschlossen, die Schute mit einem privaten Transport-Motorschiff zum Kai zu bugsieren. Währenddessen wurde das Wasser aus dem Rumpf weiter herausgepumpt.
Am Kai begann dann die mühsame Arbeit. Unter den Rumpf der „Domarin 14“ wurden Seile geschoben, ein Hafenkran - übrigens noch aus der DDR-volkseigenen Produktion des Leipziger Kirow-Werkes - hielt das Schiff auf dem Wasser in stabiler Lage. Die Pumpen arbeiteten weiter, und bald konnten sich Feuerwehrleute ins Innere regelrecht hineinzwängen - so schmal sind die Einstiegsluken. An schwer zugänglichen Stellen wurden zwei etwa 15 Zentimeter große Lecks entdeckt. Unter dem Druck des Eigengewichts des Schiffes - es wiegt rund 150 Tonnen - strömte das Wasser mit viel Kraft hinein. „Wie zwei mächtige Fontänen“, beschrieb Michael Kiel. Was tun? „Ich hatte Kontakt zur Werft hier in Aken aufgenommen“, sagte Peter Ziegler. „Es wäre eigentlich am sinnvollsten, die Schute gleich dorthin zu bugsieren. Aber dort war leider keine Slipanlage frei.“ Also musste eine andere Lösung her. Und die lautete: Die Lecks, so weit es geht, mit Sandsäcken und Holzteilen dicht machen, das Wasser aus dem Rumpf abpumpen und das Schiff mit dem Kran aus dem Wasser holen.
Gegen 16.30 Uhr war es so weit. Mitarbeiter der Werft sahen sich den Schaden an und sprachen mit Vertretern von Domarin die Reparaturen ab. Die lecken Stellen sollen herausgeschnitten werden und der Rumpf wird dann wieder dicht gemacht. Das soll schon am Dienstag geschehen. Denn die Schute blockiert den Hafenkran, und den braucht Ziegler dringend, um Pressen-Teile fürs BMW Leipzig auf einen Tieflader umzuladen, der sie zum Werk bringt.
„Wir haben noch Glück gehabt, dass die Sache mit der Schute heute entdeckt wurde“, sagte der Hafenchef nach dem Aktionsende gegenüber der MZ. „Wäre das Schiff länger auf den Pollern geblieben, wäre es definitiv untergegangen.“ Und die 18 Feuerwehrleute, die sich vom tagelangen Einsatz beim Hochwasser noch nicht richtig erholt haben? „Wir sind froh, dass alles gut über die Bühne gegangen ist“, sagte Michael Kiel. „Und wir wären ebenso froh, wenn wir jetzt einige Tage Ruhe hätten.“

