Obdachlosenunterkunft in Köthen Obdachlosenunterkunft in Köthen: Knappe Mehrheit für Duschräume

Köthen - Die Obdachlosenunterkunft in der Köthener Augustenstraße soll mit Duschräumen ausgestattet werden. Diesen Antrag brachte die Linksfraktion des Stadtrates in die derzeit laufende Diskussion des Haushaltsplanes 2016 ein. Und kam damit durch, zumindest in der jüngsten Sitzung des Bau-, Sanierungs- und Umweltausschusses am Mittwochabend. Dort fand der Antrag eine knappe Mehrheit: Sechs Stadträte stimmten dafür, fünf dagegen.
Baudezernentin Ina Rauer erläuterte zuvor, dass sich die Stadt gemeinsam mit dem Landkreis noch in der „Definitionsphase“ befinde, wie die Einrichtung einzustufen sei. „Haben wir Wohnungen oder ist es eine Gemeinschaftsunterkunft? Erst wenn wir darüber Einigung erzielt haben, können wir die Anforderungen an das Thema Duschen und weitere hygienische Belange benennen“, sagte sie. Die Stadt stehe auf dem Standpunkt, dass es Wohnungen sind. Bei einer Gemeinschaftsunterkunft müssten über ganz andere Dinge geredet werden, über Waschräume, Rahmenhygieneplan, professionelle Reinigung. Man bräuchte auch einen Heimleiter. Unter dem Aspekt Wohnungen seien auch die Duschräume geplant worden.
Wie Ausschussvorsitzender Uwe Klimmek (CDU) auf MZ-Anfrage mitteilte, sind nach dem jetzigen Stand 20 000 Euro eingeplant, um drei Duschräume zu schaffen. Viel Geld, wie Fraktionsmitglied Adolf Tauer meinte. Und er hat erhebliche Zweifel, ob eine solche Investition unter den Bewohnern der Obdachlosenunterkunft auch Wertschätzung findet. Er habe 15 Jahre für die frühere Unterkunft in der Angerstraße und jetzt in der Augustenstraße gearbeitet. Man habe Metalltüren einbauen müssen, weil die Holztüren und auch die Dielung verfeuert worden seien. Die Toiletten seien so demoliert worden, dass man Dixies hingestellt habe. Ähnlichen Umgang befürchtet Tauer auch mit den geplanten Duschräumen. „Ich gebe den Duschen keine drei Jahre, dann sind sie komplett herunter gewirtschaftet“, prophezeite Tauer.
„Unser Haushalt ist nicht ausgeglichen, wir müssen gucken, was wir können und was wir nicht können“, äußerte Michael Arndt (FDP). Er sei der Meinung, „dass die Unterkünfte dort so sind, wie sie mindestens sein müssen für Leute, die ansonsten kein Obdach haben“. Er warnte davor, „irgendwelche Sachen freiwillig zu leisten“. Fange man mit einer freiwilligen Sache an, könnte das schnell andere Aufgaben nach sich ziehen. (mz)