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Notwendiges Gutachten fehlt Notwendiges Gutachten fehlt: Akener Feuerwehr seit Juni mit Lücke im Fuhrpark

Von Sylke Hermann 22.08.2018, 12:32
Das verunfallte Akener Feuerwehrauto in einem Getreidefeld neben der Straße nach Kühren: Die beim Unfall verletzten Kameraden sind glücklicherweise inzwischen wieder auf den Beinen und im Einsatz.
Das verunfallte Akener Feuerwehrauto in einem Getreidefeld neben der Straße nach Kühren: Die beim Unfall verletzten Kameraden sind glücklicherweise inzwischen wieder auf den Beinen und im Einsatz. Heiko Rebsch

Aken - Als Marko Gregor, Stadtrat in Aken, eines Tages die Freiwillige Feuerwehr rufen musste, sei er hoch erfreut gewesen. Freilich nicht wegen des Einsatzes an sich, der sich zum Glück als falscher Alarm herausgestellt hatte. In der Nachbarschaft ließ ein Rauchmelder hörbar eine Notsituation vermuten.

Nein, den parteilosen Vorsitzenden der SPD-Fraktion bewegte ein anderer Umstand: Dass die Akener Kameraden binnen kürzester Zeit am Ort des Geschehens eintrafen. Dass sie offensichtlich, nach Marko Gregors Schilderung, hochmotiviert waren - immerhin zeigte die Uhr kurz vor Mitternacht.

Und dass man selbst um diese Uhrzeit unverzüglich mit mehreren Fahrzeugen ausrückte und darüber eine starke Einsatzbereitschaft deutlich wurde. Ärgerlich nur: „Es konnten nicht einmal alle Kameraden mit, weil ein Feuerwehrfahrzeug fehlt.“ Und das nunmehr seit vielen Wochen.

Anfang Juni war das Feuerwehrfahrzeug auf dem Weg zum Einsatz verunglückt

Anfang Juni war besagtes Fahrzeug, ein geländegängiges Hilfeleistungslöschfahrzeug, auf dem Weg zu einem Einsatz in der Ortschaft Kühren verunglückt. Es kollidierte mit einem entgegenkommenden Lkw, der auf die Gegenfahrbahn gekommen sein soll und danach Fahrerflucht beging. So der Kenntnisstand.

Dass bis heute kein Ersatz da ist, veranlasste Marko Gregor im Akener Stadtrat am Donnerstag vergangener Woche nachzuhaken. Und gegenüber der Stadtverwaltung eine kurzfristige Lösung anzumahnen. Zumal man jetzt den Haushaltsplan für 2019 bearbeite, in dem eine mögliche Ausgabe berücksichtigt werden müsste, erklärte er. Zudem gebe es einen Brandschutzbedarfsplan für Aken. „Ich finde das Thema wirklich sehr wichtig“, betonte das Stadtratsmitglied - wohlgemerkt im öffentlichen Teil der Sitzung.

Bisher liegt kein Gutachten vor, das einen wirtschaftlichen Totalschaden bestätigen

Dort ist der Fall in den vergangenen Wochen auch mehrfach thematisiert worden. In krankheitsbedingter Abwesenheit des Bürgermeisters. Nun sah sich Jan-Hendrik Bahn (parteilos) plötzlich veranlasst, die Diskussion zum Feuerwehrfahrzeug in den nichtöffentlichen Teil dieser langen Donnerstagabendsitzung zu verschieben. Obwohl es sich augenscheinlich weder um eine Personalangelegenheit, noch um eine Vergabe gehandelt hat. Allerdings um einen „laufenden Versicherungsfall“. Allein das schien dem Chef der Stadtverwaltung Grund genug, hinter verschlossenen Türen darüber zu sprechen.

Wie die MZ am Morgen nach der Stadtratssitzung beim Landkreis Anhalt-Bitterfeld, der das Fahrzeug vor Jahren aus Mitteln des Konjunkturpaketes II angeschafft und den Akener Kameraden zur Verfügung gestellt hatte, in Erfahrung bringen konnte, liegt bisher kein Gutachten vor, das einen wirtschaftlichen Totalschaden bestätigen oder aber die Reparaturwürdigkeit des Fahrzeugs nachweisen würde.

Anschaffungspreis beläuft sich auf einige Hunderttausend Euro

Daher, so die Antwort aus der Pressestelle des Landkreises, könne man auch nicht sagen, ob der Kreis als Eigentümer des Fahrzeugs der Stadt Aken beispielsweise die Versicherungssumme überlassen würde.

Vermutlich wäre damit die Hauptlast des Anschaffungspreises, der sich nach Aussagen von Stadtwehrleiter Michael Kiel im öffentlichen Teil des jüngsten Bauausschusses, auf einige Hunderttausend Euro beläuft, geschultert. Doch dazu, wie gesagt, gibt es keine neuen Erkenntnisse. Im öffentlichen Teil der Stadtratssitzung äußerte sich Michael Kiel diesmal nicht zum Thema.

Akens Rathauschef Bahn erklärte per Mail auf die ebenfalls am Freitagmorgen gestellte MZ-Anfrage in Bezug auf seine Aussagen im nichtöffentlichen Sitzungsteil: „Uns liegt es sehr am Herzen, das HLF (Hilfeleistungslöschfahrzeug, Anm. d. Red.) so schnell wie möglich wieder für den Einsatz für die Stadt Aken (Elbe), den Landkreis und unsere Region als auch für überregionale Einsätze, wie zum Beispiel im Hochwassereinsatz im Harz, einsatzbereit zu wissen.“

Innenminister Holger Stahlknecht deutete an, der Stadt hier unter die Arme greifen zu wollen

Man bedauere, dass das Gutachten noch nicht vorliege und werde sich, wie bereits in der MZ zu lesen war, dazu mit dem Innenminister des Landes abstimmen, sobald das Papier vorliege.

Holger Stahlknecht, der jüngst auf seiner Sommertour auch Aken bereist hatte, deutete damals an, der Stadt hier unter die Arme greifen zu wollen. Bahn erklärte noch, dass man sich in intensiver Abstimmung mit dem Amt für Brand-, Katastrophenschutz und Rettungsdienst in Bitterfeld, mit dem Landrat und der Wehrleitung befinde. (mz)