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Kommentar zum Niedrigwasser Nichts geht mehr auf der Elbe

Deutschland hält am Ausbau der Elbe fest. Warum das Realitätsverweigerung ist.

Von Alexander Schierholz 15.07.2025, 14:22
Der Ausbau der Elbe gräbt den ökologisch wertvollen Auenwäldern buchstäblich das Wasser ab, meint unser Kommentator.
Der Ausbau der Elbe gräbt den ökologisch wertvollen Auenwäldern buchstäblich das Wasser ab, meint unser Kommentator. (Foto: MZ / Stedtler)

Aken/Halle/MZ - Erst im vergangenen Jahr haben Deutschland und Tschechien ein Abkommen ratifiziert, in dem sie sich verpflichten, die Elbe so auszubauen und zu unterhalten, dass sie ganzjährig schiffbar bleibt. Das Papier trifft auf eine Wirklichkeit, die so aussieht: Seit Jahren erlaubt Niedrigwasser über mehrere Monate hinweg keinen Frachtverkehr auf dem Strom. Kunden suchen sich alternative Routen und Transportmöglichkeiten. Häfen, wie der in Aken (Anhalt-Bitterfeld), beklagen Umsatzeinbußen und setzen zunehmend auf den Warenumschlag an Land, also auf Straße und Schiene.

Sogar die Schiffer-Lobby hat den Ernst der Lage erkannt – beim Verband der Binnenschifffahrt gilt die Elbe mittlerweile als eine Wasserstraße, die nur noch gelegentlich dem Verkehr dienen kann. Das spricht Bände. Alle, so scheint es, haben erkannt, dass mit dem Fluss kein Staat mehr zu machen ist, nur die Politik nicht.

Ist der Preis für Schiffsverkehr auf der Elbe nicht längst viel zu hoch?

Dabei wird die Lage nicht besser werden. Die globale Erwärmung, zunehmende Hitze und Trockenheit werden die Niedrigwasserperioden der Elbe weiter verlängern. Transporte werden noch schwieriger werden. Zugleich gräbt der Ausbau des Flusses etwa mittels Buhnen zur Erhöhung der Fließgeschwindigkeit den ökologisch wertvollen Auenwäldern buchstäblich das Wasser ab – Naturschützer warnen seit langem davor, zu Recht.

Aber ist das Binnenschiff nicht ein umweltfreundlicheres Transportmittel als der Lastwagen? Das stimmt, allerdings gilt das nur für den Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase, nicht für Luftschadstoffe. Und es kann beileibe kein Freibrief sein. Schon längst stellt sich die Frage, ob der Preis für Frachtverkehr auf der Elbe mittlerweile nicht viel zu hoch ist, in wirtschaftlicher wie in ökologischer Hinsicht. Die Politik muss sich dieser Frage stellen und darauf endlich Antworten geben. Das sture Festhalten an Ausbau-Bekenntnissen ist Realitätsverweigerung.