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Naumann-Museum in Köthen Naumann-Museum: Schutz vor Museumskäfern

Von Stefanie Greiner 12.04.2016, 13:00
Nach der Schädlingsbekämpfung im Naumann-Museum hat Birgit Winkler (Foto) mit ihrer Kollegin Monika Modl am Montag die Räume gesäubert.
Nach der Schädlingsbekämpfung im Naumann-Museum hat Birgit Winkler (Foto) mit ihrer Kollegin Monika Modl am Montag die Räume gesäubert. Rebsch

Köthen - Sie heißen bezeichnenderweise Museumskäfer. Und haben nicht zuletzt Bücher und Präparate zum Fressen gern. Jürgen Nötzel kennt sich mit den Insekten bestens aus. Er arbeitet für die Firma „Lezius-Ott“ aus Köthen. Als Schädlingsbekämpfer. „Die Leute sind dankbar, wenn wir vorbeikommen“, sagt er. Zu seinen Einsatzgebieten gehören vor allem Wohnungen.

Einmal im Jahr stattet er auch dem Naumann-Museum einen Besuch ab. Nicht etwa, weil es dort vor Schädlingen nur so wimmelt. „Wir haben keinen Befall im Museum“, sagt Bernhard Just. Seit mehr als 20 Jahren kümmert er sich nun schon um die ornithologische Sammlung von Johann Friedrich Naumann.

Dass Jürgen Nötzel dennoch vorbeikommt, dient vielmehr der Prophylaxe. Denn Schädlinge kann Bernhard Just im Museum nun wirklich nicht gebrauchen.

An einigen Präparaten, sagt er, seien Spuren von Schädlingen zu erkennen. Sie seien vermutlich der Nachkriegszeit geschuldet. Der Zeit nach dem Bombenabwurf, bei dem auch Fenster des Museums kaputtgegangen waren. Und Schädlinge ungehindert ins Innere hätten gelangen können. Ob die Schäden an den mitunter 200 Jahre alten Präparaten tatsächlich aus dieser Zeit stammen, darüber kann der Museumsleiter nur spekulieren.

Schädlinge lieben geheizte Räume

Damit den Käfern nicht noch mehr Exponate der einzigartigen Sammlung zum Opfer fallen, überprüft Bernhard Just die Präparate regelmäßig. Und guckt immer mal wieder, ob er nicht doch irgendwo einen Käfer entdeckt. Die sind mit bloßem Auge sichtbar. „Ich habe keinen gesehen“, sagt er.

Dass die Schädlinge das Museum meiden, erklärt Bernhard Just, liege auch daran, dass es dort nicht allzu warm sei. Geheizte Räume würden die Käfer nämlich lieben. Er sei deshalb umso froher, dass sich das Naumann-Museum auch im Sommer nicht allzu sehr aufheize.

Das Naumann-Museum in Köthen ist das einzige Museum der Welt, das sich mit Ornithologie-Geschichte beschäftigt. Die Sammlung im Ferdinandsbau des Schlosses beherbergt nahezu den gesamten Nachlass des berühmten Vogelkundlers Johann Friedrich Naumann. Die Geschichte des Museums reicht bis ins Jahr 1821 zurück. Damals kaufte der regierende Herzog Ferdinand von Anhalt-Köthen dem Ornithologen die Sammlung für 2000 Taler ab - und ernannte Naumann zugleich zu deren Verwalter.

Die beste Zeit zur Prophylaxe, macht er deutlich, sei der Frühling. „Jetzt werden die Insekten aktiv und fangen an, sich zu vermehren“, sagt er. Im Juli sei es zu spät. Denn da seien die Eier längst geschlüpft.

Es seien nämlich die Larven, erklärt Bernhard Just, und nicht etwa die Käfer, die Präparaten zusetzen würden. Sie würden sich von Haut, Federn und Haaren ernähren. Und könnten ein Präparat innerhalb von Wochen zerstören.

Damit es - für den Fall, dass sich im Naumann-Museum doch irgendwo Schädlinge versteckt haben - gar nicht erst so weit kommt, hat Jürgen Nötzel am Freitag ein biologisches Schädlingsbekämpfungsmittel versprüht. Das Museum war aus diesem Grund übers Wochenende geschlossen. Am Montag haben Mitarbeiter die Vitrinen und den Boden gründlich gesäubert.

Ab Dienstag öffnet die Sammlung wieder für Besucher. (mz)

Möbel waren während der Bekämpfungsaktion zur Sicherheit abgedeckt. Hier entfernen Birgit Winkler (links) und Monika Modl die Folie.
Möbel waren während der Bekämpfungsaktion zur Sicherheit abgedeckt. Hier entfernen Birgit Winkler (links) und Monika Modl die Folie.
Rebsch