Nahrung im Überfluss Nahrung im Überfluss: Kompostierungsanlage von PreZero in Köthen richtet Nisthilfe ein

Köthen - Mäuse, Insekten. In der Kompostierungsanlage des Entsorgungsunternehmens PreZero in Köthen ist der Tisch reich gedeckt. Das Nahrungsangebot lockt Wildschweine an. Und unzählige Vögel.
„Ich habe gedacht, ich traue meinen Augen nicht“, sagt Andreas Rößler, Leiter des Umweltamtes des Landkreises Anhalt-Bitterfeld. Aus der Ferne sah er rund 80 Vögel auffliegen. Sein erster Gedanke: Das müssen Saatkrähen sein.
Beim Näherkommen hörte er jedoch einen markanten Ruf, der so gar nicht nach Saatkrähen klang. Das typische „Kraa-kraa“ der Kolkraben. Aus den Bäumen hatten sich zahlreiche dieser großen schwarzen Vögel erhoben. So viele wie sonst nirgendwo zu finden sind.
„Als Vogelkundler schaue ich immer auch automatisch auf die Vogelwelt“
Am Rand von Köthen betreibt PreZero seine Kompostierungsanlage. Hier landen die Inhalte der Biotonnen sowie Grünschnitt. Die Abfälle werden in Mietenform gelagert und umgesetzt. Es dauert etwa ein Jahr, bis Komposterde daraus wird.
Für Andreas Rößler ist das Gelände in zweierlei Hinsicht interessant. Zum einen als Leiter des Umweltamtes des Landkreises Anhalt-Bitterfeld. Hier kontrollieren seine Mitarbeiter der Immissionsschutzbehörde, ob alle Vorgaben eingehalten werden. Und das ist definitiv der Fall. Zum anderen als Ornithologe.
„Als Vogelkundler schaue ich immer auch automatisch auf die Vogelwelt“, sagt er. Und so fiel ihm vor Jahren bei seinen ersten Besuchen sofort auf, dass sich unzählige Vögel auf dem und rings um das Gelände aufhalten. Rot- und Schwarzmilane, Mäusebussarde, Kolkraben und Weißstörche. Letztere wurden auch schon von den Mitarbeitern der Kompostierungsanlage beobachtet. Sie staunten nicht schlecht, als einer sich den Bauch mit großen Nagern vollgeschlagen hat.
Die Naturschutzbehörde stellte die Nisthilfe bereit
Am liebsten fressen Weißstörche Frösche und Mäuse. Angesichts der zunehmend ausbleibenden Niederschläge und dauerhaften Trockenheit landen die Amphibien immer seltener auf ihrem Speisezettel. Sie haben sich rar gemacht. Mäuse finden Störche deutlich häufiger.
„Hier würde sich eine Nisthilfe geradezu anbieten“, dachte sich Andreas Rößler. In Thorsten Lehmann, dem Geschäftsführer von PreZero, fand er sofort einen Unterstützer, der unheimlich konstruktiv und entgegenkommend war. Die Naturschutzbehörde stellte die Nisthilfe bereit, PreZero den Mast, auf dem diese angebracht wurde. Ein alter Lichtmast erwies sich als geeignet.
„Nahrung finden die Vögel hier genug“, sagt Björn Pratsch, der Betriebsleiter der Anlage. Am Dienstag haben seine Mitarbeiter Uwe Naumann und Marcel Köhler die Nisthilfe befestigt. Sie bekamen dafür aus dem Mietpark der Firma Gunnar Schwalenberg Land- und Kfz-Technik in Osternienburg kostenlos eine Hebebühne zur Verfügung gestellt.
Dass Vögel von Müllablagerungen angezogen werden, beobachtet der Ornithologe seit Jahren
„Ich denke, die Chancen stehen gut, dass die Nisthilfe angenommen wird“, sagt Andreas Rößler. „Wobei es vielleicht kein Weißstorch sein wird. Rotmilan oder Schwarzmilan wäre auch super. Warten wir ab.“
Dass Vögel von Müllablagerungen angezogen werden, beobachtet der Ornithologe seit Jahren. Er erinnert an den Scherbelberg in Köthen. „Als der noch nicht abgedeckt war, war er für Vogelkundige immer ein Hotspot.“ Hier fanden Vögel ein Nahrungsangebot wie sonst nirgendwo. Es lockte unter anderem Möwen an. Andreas Rößler erzählt von bis zu 1.000 Silbermöwen und 500 bis 600 Lachmöwen. (mz)